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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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schoben sich drei der gewaltigen Maori-Krieger zwischen Kitten und den Reverend.
    Te Puaha wandte sich fragend an Carpenter. »Das Freund Ca-pin-ta?«, erkundigte er sich.
    Carpenter seufzte. »Nicht wirklich«, meinte er. »Aber tut ihm bitte trotzdem nichts, er …«
    »Tochter von Häuptling sagt, er soll gehen!«, forderte der Maori-Krieger. »Und sie behalten Mädchen. Wenn du wollen, sie dich geben Geld für lassen frei.«
    Kitten konnte es kaum glauben. Sie sah dankbar zu ihrer Retterin auf, während Carpenter die Verhandlungen aufnahm. Er wäre den Missionar zwar sicher gern losgeworden, man konnte den Mann allerdings nicht einfach in die Wildnis schicken. Kitten würde er der Tochter des Häuptlings selbstverständlich umsonst überlassen – oder höchstens gegen einen kleinen Betrag, aber Morton musste bis zum kommenden Morgen irgendwo unterkommen.
    Kitten zog ihre Aufmerksamkeit von den Männern ab, als die Maori-Frau jetzt das Wort an sie richtete.
    »Du ingoa? «, fragte sie.
    Kitten sah sie eingeschüchtert an. Das Wort gehörte nicht zu denen, die Carpenter dem Reverend zuvor genannt hatte.
    »Ich Te Ronga.« Die Frau zeigte geduldig auf sich und dann auf Kitten. »Du?«
    »Wie dein Name?«, half Te Puaha aus.
    Kitten holte tief Luft. Sie hatte die Geste der Frau schon verstanden, aber sie hatte es satt, Katzenjunges genannt zu werden! Wenn sie nun schon erwachsen sein sollte – und egal, was geschah, ihre Kindheit war sicher vorbei –, dann brauchte sie auch einen erwachsenen Namen. Leider fiel ihr kein richtiger ein.
    »Cat«, sagte sie schließlich. Es war ja nur logisch, dass aus Kitten Cat wurde.
    Te Puaha lachte. »Poti!«, übersetzte er dann – und wies auf eine fette dreifarbige Katze, die sich vor einem der Häuser putzte. »Das doch cat , nicht? Wir nennen poti .«
    Das Mädchen nickte.»Poti«, sprach sie nach, lächelte und wies auf sich.
    Die Maori kicherten und klatschten in die Hände.
    » Haere mai , Poti!« Te Ronga verbeugte sich theatralisch, um anzudeuten, dass es sich hier um einen Willkommensgruß handelte. » Haere mai in Stamm von Ngati Toa.«
    Cat sah sie ungläubig an. Bot sie ihr wirklich an zu bleiben? Als Mitglied ihrer Familie? Sie schwankte. Aber dann sah sie in die lächelnden Gesichter von Te Ronga und all den anderen Frauen des Stammes. Und plötzlich fühlte sie sich an Linda Hempelmann erinnert. Diese Frauen mochten fremdartig sein. Ihre Kleidung und ihre Sprache waren gänzlich anders als die der vornehmen Deutschen. Doch sie waren nicht weniger freundlich – und sie waren zweifellos ehrbar.
    Cat holte tief Luft. » Kia ora , Te Ronga!«, sagte sie.

Die Sankt Pauli
    Raben Steinfeld, Hamburg
    Bahia, Nelson – Neuseeland (Südinsel)
    1842–1843

KAPITEL 1
    Der Winter hatte so früh wie schon jahrelang nicht mehr begonnen. Schnee und Eis machten den Menschen in Raben Steinfeld schwer zu schaffen. Und der November hatte gerade erst begonnen. Kälte und Nässe hatten Karls dünne, abgetragene Jacke durchdrungen, seine Hosen und Schuhe waren getränkt vom Eiswasser. Karl keuchte und verfluchte das Wetter. Auch weil gerade wieder Schneefall eingesetzt hatte, nachdem er mit dem Freischaufeln der Zufahrt zum Haus der Witwe Kruse fertig war. Die Frau war darüber sicher äußerst verärgert, schließlich war abzusehen, dass sie gleich am nächsten Tag wieder befürchten musste auszugleiten. Sie hatte dies zum Anlass genommen, Karls Lohn um die Hälfte zu kürzen, als wäre der junge Tagelöhner schuld an dem Winterwetter. Und Bauer Friesmann, bei dem er vorher geholfen hatte, eine unter den Schneelasten eingestürzte Scheune wieder aufzustellen, hatte ihn auch nur in Naturalien bezahlt, allerdings nicht etwa mit einem Stück Speck oder Wurst – er hatte Karl mit einem Sack Mehl und ein paar Kartoffeln abgefertigt.
    »Danke Gott für das, was du bekommst, deine Mutter kann daraus eine gute Suppe für die ganze Familie kochen«, hatte der Landwirt bemerkt, als Karl vorsichtig nach einer Bezahlung in Heller und Pfennig gefragt hatte.
    Der junge Mann war daraufhin gegangen. Wenn Friesmann schon ignorierte, dass er keinerlei Familie mehr hatte – seine Mutter war im Spätsommer gestorben und sein Vater und sein jüngerer Bruder schon lange vorher –, dann würde er erst recht nicht der Bitte nachkommen, Karls Lohn aufzustocken. Im Gegenteil, womöglich zog er noch etwas ab, da einer allein ja kaum so viel brauchte.
    Karl seufzte. Er war todmüde und durchgefroren nach

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