Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
hätte wohnen können. Und dann sah er Cat neben der Kuh und ihrem Kalb knien, das Gesicht völlig verklärt vor Freude über das Wunder der Geburt. Sie trug ihr Arbeitskleid, ihr Haar fiel in weichen Wellen über ihre Schultern. Es sah fast so aus, als liebkoste sie das neugeborene kleine Tier mit ihrem Haar. Dabei sang sie leise und zärtlich und flehte den Segen der Muttergöttin Papa auf das Kälbchen herab. Papa, die auch die Göttin der Liebenden war.
»Cat!«
Chris rief die junge Frau an, um sie nicht zu erschrecken. Dann trat er näher. Cat hob das Gesicht zu ihm auf. Sie strahlte, sie tat offensichtlich die Arbeit, die sie glücklich machte, und ihr inneres Leuchten verstärkte sich noch, als sie Chris in die Augen sah.
»Ein Bullenkalb«, sagte sie leise. »Für die Deans. Es gefällt mir, dass es leben wird. Ich hätte es nicht gern auf die Welt geholt, um es dann zu schlachten.«
Christopher trat näher. »Es ist gesund und kräftig!«, sagte er und sah Cat dann in die Augen. »Und du bist wunderschön, Cat. Ich wünschte … ich wünschte … du könntest einmal karakia für mein Kind singen.«
Cat erwiderte den Blick. »Für dein und Janes Kind?«, fragte sie ernst. Wenn sie von Jane sprach, schwang oft Sarkasmus in ihrer Stimme mit, aber nicht in dieser Nacht.
Chris schüttelte den Kopf. »Nein. Für dein und mein Kind, Cat.«
Er streckte die Arme aus und empfand ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung, als Cat aufstand und sich hineinschmiegte.
»Ich wollte das nicht«, sagte sie leise, dann jedoch schloss er ihr den Mund mit einem Kuss, dem ersten Kuss in ihrem Leben, wenn man von Ottfrieds brutalen »Zärtlichkeiten« in jener schrecklichen Nacht absah. Cat erwiderte ihn zunächst etwas widerstrebend und bald schon voller Neugier. Sie hatte sich immer gefragt, was die pakeha daran fanden – Maori küssten einander nicht, sie hatten auch erst ein Wort dafür, seit die Engländer eingewandert waren. Nun genoss sie die Nähe zu Chris, seine Zunge in ihrem Mund, die sie sanft liebkoste. Ihre zarten Schläge an ihrem Gaumen erregten sie, Cat presste ihren Körper an seinen und erschauerte, als er sie streichelte.
»Chris, was soll daraus werden?«, fragte sie dennoch heiser, als er die Lippen kurz von ihr löste. »Wir können nicht …«
»Doch«, sagte Chris und küsste sie erneut.
Dieses Mal erwiderte Cat den Kuss und erlaubte ihm dann auch mehr. Er küsste ihre Mundwinkel, ihre Stirn, ihr Kinn und dann ihren Hals und den Ansatz ihrer Brüste. Cats Vorsatz, Chris zumindest nicht so weit zu verfallen, dass sie sich völlig in dieser hoffnungslosen Liebe verlor, schwand zusehends. Und schließlich ließ sie die Leidenschaft zu, erlaubte sich, nicht mehr zu denken, sondern nur noch zu fühlen. Sie empfand keine Schuldgefühle, als sie Chris auf ihr Lager zog. Beide lachten, als sie dabei sowohl Chasseur als auch die Collies energisch zur Seite schieben mussten.
»Hoffentlich fängt er nicht gleich an zu heulen«, murmelte Cat mit Blick auf den braun-weißen Mischling.
Der Hund blickte jedoch nur etwas beleidigt, weil er seinen Platz räumen musste. Anstalten, Cat gegen Chris zu verteidigen, machte er nicht.
Chris hielt kurz inne, als Cat sich das Kleid abstreifte – ihre Geste erinnerte ihn an Janes leidenschaftslose Vorbereitung auf die Hochzeitsnacht. Aber Cat legte sich danach nicht einfach auf ihre Decke, sondern schmiegte sich an ihn und liebkoste ihn – sie wusste es zu schätzen, dass er sich Zeit nahm, sie zu erregen, um schließlich sehr langsam in sie einzudringen. Es überraschte ihn nicht, dass sie keine Jungfrau war. Maori-Mädchen machten meist recht früh erste sexuelle Erfahrungen, Chris nahm an, dass auch Cat bereits bei den Ngati Toa mit Männern geschlafen hatte. Dennoch verhielt sie sich in vieler Hinsicht, als wäre alles neu für sie, und Chris genoss es, sie in die Feinheiten der Liebe einzuweisen.
Er selbst war nie zuvor mit einer Frau so glücklich, so vollständig eins gewesen, Cats Liebe würde ihn von Janes Kränkungen genesen lassen. Cat war freundlich, wo Jane kalt war, sie lachte und ermutigte ihn, wo Jane mit einer einzigen sarkastischen Bemerkung jeden Zauber zerstörte. Chris fühlte sich zum ersten Mal seit Jahren wieder als Mann. Bei Jane fiel es ihm immer schwer, seine »Pflichten« zu erfüllen, mit Cat war alles einfach und selbstverständlich. Sie liebten sich wieder und wieder, küssten und streichelten einander und erforschten
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