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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Ottfried nicht weiter zur Mitarbeit zu drängen. Zwar wäre gerade der gelernte Zimmermann nützlich gewesen, aber unwillig wie er war, behinderte Idas Mann sie mehr, als er ihnen half.
    »Er will lieber nach Port Cooper fahren und die Vorräte ergänzen«, berichtete Ida Cat. Die beiden hatten sich vor den Männern in die Käserei geflüchtet. Cat half ihrer Freundin, die fast fertigen Käse aus den Formen zu nehmen und in verschiedenen Kräutern zu wälzen oder in würzigen Flüssigkeiten zu marinieren. »Er brüstet sich damit, das auch für die Gemeinde in Sankt Paulidorf getan zu haben. Fürs Handeln habe er ein Händchen, sagt er. Dabei ist das riskant, der Anwalt oder dieser Potter könnten immer noch in Port Cooper sein oder zurückkommen und sich danach umhören, wo Ottfried steckt. Und es macht ja auch gar keinen Sinn. In Sankt Paulidorf sprachen alle schlechter Englisch als Ottfried, deshalb bot es sich an, ihn zu schicken. Aber hier sind Karl und Chris, die können die Verhandlungen zehnmal besser führen.«
    Cat lachte grimmig. »Am allerbesten könnte das vermutlich Jane. Die treibt gerade mal wieder die Ngai Tahu zur Eile. Der Händler, der ihnen die Medikamente und Schnitzereien abnimmt, wird erwartet. Das heißt, die Warenlieferungen müssen fertig werden. Und Himmel, ich wusste, dass sie anstrengend sein kann, aber wie sie da herumkommandiert – das lassen sich die Leute nur gefallen, weil der Häuptling hinter ihr steht und natürlich, weil sie all die Kleider und Decken und den Hausrat und den Tand haben möchten, den Carpenter feilhält. Der ariki ist großzügig. Jeder kriegt, was er will. Was wieder Jane ärgert. Die würde das Geld lieber weiter investieren, statt es mit vollen Händen auszugeben. Wahrscheinlich würde sie am liebsten eine Fabrik bauen. Te Haitara ist allerdings nicht dumm, der weiß, was er seinen Leuten zumuten kann. Sonst wählen sie ihn womöglich noch ab. Ein paar der Älteren ziehen das ganz ernsthaft in Erwägung. Sie werfen ihm vor, dass er mit ihren tikanga bricht, also mit den althergebrachten Bräuchen. Die Jüngeren dagegen orientieren sich ganz gern an den pakeha . Sie hören sogar auf, ihre Kinder zu tätowieren. Das bringt wieder die moko -Meister auf …«
    »Aber für Chris ist es doch ganz gut, wenn Jane beschäftigt ist«, meinte Ida.
    Cat verdrehte die Augen. »Zweifellos, zumindest war es das bisher. Jetzt allerdings verschärft ihre ständige Anwesenheit im Dorf die Situation. Chris ist ständig da und schmachtet mich an – das muss Jane bald auffallen! Ich hätte mich einem weiter entfernten Stamm anschließen sollen. Aber ich wollte nicht zu weit weg von Linda und Carol.«
    Die beiden Mädchen spielten vor der Käserei. Sie brabbelten in einer nur ihnen verständlichen Sprache aufeinander ein und spielten mit Abfallholz und Steinchen.
    Ida lächelte verständnisvoll. »Und von Chris!«, neckte sie. »Komm, Cat, du willst ihn doch nicht wirklich aus den Augen verlieren. Immerhin könnte Jane morgen tot umfallen … O Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt gesagt habe!« Sie hielt sich die Hand vor den Mund.
    Cat zuckte die Schultern. »Finde dich damit ab, du bist nicht mehr das brave christliche Mädchen aus Sankt Paulidorf. Und Jane erfreut sich bester Gesundheit, du brauchst dir also keine Hoffnung zu machen. Auch wenn wir ihr alle die Pest an den Hals wünschen, wird sie sicher noch lange leben. Ich hasse sie auch gar nicht. Jane ist in ihrer Ehe genauso unglücklich wie Chris. Aber bei den pakeha gibt es nun mal keine Trennung.«
    »Bei den Maori schon?«, fragte Ida begierig.
    Cat nickte. »Ja. Es ist gar nicht so schwierig. Es müssen nicht einmal beide zustimmen. Wenn einer sich trennen will, geht das mittels einer einfachen Zeremonie. Nur … vor deiner Kirche hätte das ebenso wenig Gültigkeit wie vor dem Gouverneur.«
    Ida seufzte. »Ich hoffe, dass sich wenigstens die Männer auf Dauer irgendwie zusammenraufen. Ich will und kann hier nicht wieder fort!«
    Ida klang so verzweifelt, dass Cat darauf verzichtete, die Neckerei zurückzugeben und Karl zu erwähnen. Es war sicher besser, die Wahrheit nicht auszusprechen. Cat konnte ohne Chris leben – aber Ida niemals mehr ohne Karl.
    Cat erkannte Tom Carpenter sofort, als sein Wagen heranrollte. Er stand vergnügt auf dem Bock, um die Maori zu grüßen. Fast alle waren auf dem Dorfplatz versammelt, die meisten in geschäftiger Aufregung. Die Frauen packten Flaschen und Tiegel mit

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