Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Elixieren und Salben in Kisten, die Männer schlossen sie und stapelten sie übereinander. Makutu bemühte sich, dem Brauch wenigstens halbwegs Genüge zu tun, indem sie Gebete über den versandfertigen Kisten sprach, doch niemand zollte ihr besondere Aufmerksamkeit. Cat unterstützte die alte Frau, schon um Jane ein bisschen zu ärgern, und sang mit ihrer schönen Stimme karakia . Sie hielt allerdings inne, als Carpenter sein Gespann verhielt und eifrig vom Bock sprang.
»Sehr gute Neuigkeiten, Miss Jane, ariki! «
Er verbeugte sich vor Jane und dem Häuptling, der etwas indigniert guckte. Te Haitara wusste, dass es zu den guten Umgangsformen der pakeha gehörte, Frauen zuerst zu begrüßen, aber ein wenig wurmte ihn der Mangel an Respekt ihm gegenüber denn doch. Cat, die ihm dies gerade erst wieder erklärt hatte, war froh, dass in England eine Königin auf dem Thron saß. Sie hätte sonst nicht gewusst, was sie auf Te Haitaras Frage »Und wenn sie vor dem König stehen? Begrüßen sie dann auch zuerst alle wahine? « hätte antworten sollen.
»Die Verkäufe waren mehr als zufriedenstellend, die Leute reißen sich die Sachen geradezu aus den Händen – besonders den Hustensirup und die Essenz gegen Gliederschmerzen. Davon brauche ich beim nächsten Mal noch mehr. Gern die dreifache Menge. Wobei ich davon ausgehe, dass Sie mir dann einen extra guten Preis machen, Miss Jane.« Carpenter ließ den Blick über die erwartungsvoll, jedoch weitgehend verständnislos lauschenden Dorfbewohner gleiten und versuchte sich gleich diplomatisch an einer Übersetzung für alle. »Gut hokohoko! Alle rawa uruhau! Rawa moni, rawa Sachen einkaufen!«
»Er hat alle Sachen verkauft, die wir hergestellt haben«, übersetzte Cat in korrektem Maori. »Alle Käufer waren sehr zufrieden …« Dann hielt sie inne und rieb sich kurz die Stirn, bevor sie sehr frei weiterübersetzte. »Und sie lassen den tohunga und ihren Helfern danken für all die Medizin, die ihre Kinder und ihre Alten gesund gemacht haben. Sie schließen euch in ihre Gebete zu ihren Göttern ein. Und natürlich hat Ca-pin-ta auch viel Geld für euch mitgebracht, von dem ihr euch schöne Sachen kaufen könnt!«
Te Haitara machte eine Geste der Anerkennung in Cats Richtung, Jane wirkte eher unwillig ob ihrer Einmischung. Doch auch sie konnte kaum umhin zu bemerken, dass nicht nur die jüngeren Stammesmitglieder in Erwartung kommender Einkaufsfreuden strahlten, sondern ebenso die tohunga Makutu mit ihrem faltigen Gesicht. Die alte Heilerin freute sich über die Anerkennung ihrer Arbeit. Dann jedoch verzog Jane ihr Gesicht voller Missfallen, denn Carpenter zog seine Aufmerksamkeit von ihr und Te Haitara ab und starrte stattdessen Cat an, die bei den Dorfältesten stand.
Die blonde junge Frau trug ein Wollkleid. Es war inzwischen Herbst und schon recht kalt, ihr Haar war nach Maori-Art offen und nur durch ein Stirnband zurückgehalten. Die Frisur ließ sie jünger wirken – und Tom Carpenter erkannte sie sofort.
»Das gibt’s doch nicht! Ich trau meinen Augen nicht! Barkers entlaufenes Kätzchen! Und schön bist du geworden – zum Teufel, hübsch warst du ja schon immer! Wenn ich noch an den Geifer denke, der dem alten Morton aus dem Maul troff, als die Maori-Frau dich gekauft hat!«
»Ich denke, Sie hätten mich nicht verkauft«, spottete Cat. »Sagten Sie damals nicht so was wie › Ein guter Christ handelt nicht mit Mädchen‹?«
Carpenter grinste. »Nein. Das sagte Morton. Zur allgemeinen Erheiterung. Aber vergessen wir mal Morton. Wie kommst du hierher? Ich hab dich doch damals bei einem ganz anderen Stamm abgesetzt!«
»Also rechnen wir jetzt ab, Mr. Carpenter, oder wollen Sie alte Bekanntschaften pflegen?«, mischte sich Jane Fenroy mit schneidender Stimme in die Unterhaltung. »Es interessiert mich zwar durchaus, an wen Sie die junge Lady wann verkauft haben, das können Sie uns jedoch später noch berichten. Jetzt hätten wir gern die Quittungen und das Geld – ich habe nicht den ganzen Tag Zeit …«
Carpenter verdrehte die Augen. »Sorry, Kitten, die Pflicht ruft. Aber lauf nicht weg. Ich muss noch etwas mit dir besprechen. Jetzt, da du endlich wieder aufgetaucht bist.«
»Ich bin kein Kätzchen mehr«, berichtigte Cat kühl. »Wenn Sie mich ansprechen wollen – ich nenne mich Poti oder auch Cat. Und was … Also wenn es um meine Mutter geht, Mr. Carpenter, oder irgendetwas, das ich Mr. Barker möglicherweise schulde …« Ihre Stimme wurde
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