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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Haus der Langes kam nun hinter dem Schneevorhang in Sicht, und Ida machte Anstalten, Karl den Sack mit den Leckereien abzunehmen. Anscheinend wollte sie nicht mit ihm gesehen werden. Die Gefahr bestand jedoch ohnehin nicht. Es herrschte immer noch dichter Schneefall, und dazu war das Haus der Langes von einer jetzt dick mit Schnee bedeckten Brombeerhecke umgeben.
    Karl gab Ida den Sack zurück, war allerdings noch nicht bereit, sie gehen zu lassen. »Und wenn Brandmanns nicht gehen? Dann … dann heiratest du Ottfried nicht?«, fragte er.
    Der junge Mann wusste nicht, was er sich wünschen sollte. Ida in einem fernen Land, aber immerhin frei, oder hier, gebunden an einen Mann, von dem er nicht viel hielt und für den sie offenbar nicht das Geringste empfand außer einer Art Achtung, die sich auf die Einschätzung ihres Vaters stützte.
    »Ich heirate Ottfried auf jeden Fall«, stellte Ida klar. »Wenn Brandmanns nicht auswandern, bleibe ich mit ihm hier. Aber dann müssten wir schnell heiraten. Ich glaube … ich glaube, das Schiff geht schon im Dezember.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Und was wünschst du dir?«, rief Karl Ida nach, ein letzter Versuch, sie irgendwie aus ihrem Panzer des Gehorsams und der Selbstaufgabe zu befreien. »Was würdest du vorziehen?«
    Ida drehte sich noch einmal um und sah Karl jetzt offen in die Augen. Ihr Blick voller Trauer und Resignation traf ihn bis ins Mark.
    »Ich wünsche mir gar nichts«, sagte sie entschlossen. »Wünsche sind was für Träumer und Fantasten, die dem Herrgott die Zeit stehlen.«
    »Und worum betest du?«, fragte Karl verzweifelt. Vielleicht antwortete sie, wenn er die Frage anders ausdrückte. Ida musste doch eine Meinung zu ihrer Zukunft haben!
    »Um Demut«, flüsterte Ida. »Ich bete um Demut.«
    Die meisten Häusler von Raben Steinfeld waren bereits um den großen Tisch in der Wohnstube der Langes versammelt, als Ida eintraf. Sie erkannte den Sattler Beckmann, den Bäcker Schieb und den Schuhmacher Busche. Außerdem natürlich die Brandmanns – Peter Brandmann hatte seinen Sohn Ottfried mitgebracht.
    Ida entschuldigte sich für ihre Verspätung und begrüßte die Männer. Ottfried hielt ihre Hand etwas länger, drückte sie fest und besitzergreifend. Dabei lächelte er ihr verschwörerisch zu. Ida versuchte, das Lächeln zu erwidern, ohne dadurch in den Verdacht zu geraten, schamlos mit ihrem Verlobten zu tändeln. Sie ertappte sich bei der kühlen Musterung des jungen Mannes, dessen Frau sie bald werden sollte.
    Ottfried war ein stattlicher junger Mann, sehr viel schwerer gebaut als Karl. Wahrscheinlich würde er einst füllig werden wie sein Vater. Auch sonst ähnelte er Peter Brandmann. Sein Gesicht war eher rundlich, die Züge gefällig, die Augen vielleicht etwas zu nah beieinanderstehend, aber sonst schön – Ida bemerkte zum ersten Mal, dass sie braun waren, sie hatte sich ihren Verlobten bislang nie so genau angesehen. Ottfrieds Mund war groß, die Lippen fleischig. Ida errötete bei dem Gedanken, dass er sie sehr bald damit küssen würde. Seine Nase war gerade, nicht zu groß, nicht zu klein, das Haar braun, nicht sehr üppig. Bei seinem Vater lichtete es sich bereits, das ließ bei Ottfried in mittleren Jahren Ähnliches erwarten.
    Ida kam zu dem Ergebnis, dass Ottfried sie nicht abstieß – ihr aber auch nicht gerade Herzklopfen verursachte. Als sie Karl getroffen hatte, hatte sie Herzklopfen gespürt, das kam jedoch sicher nur daher, dass es so überraschend kam und dass sie wusste, wie wenig ihr Vater das freundschaftliche Gespräch mit dem Tagelöhner billigte. Andererseits hatte sie immer gewusst, dass Karls Augen grün waren, ein lichtes, sattes Grün wie die Weiden im Sommer.
    »Und was gibt uns nun die Sicherheit, dass dieser Beit kein Betrüger ist?«
    Die Männer nahmen ihre Unterhaltung wieder auf, als Ida sich zur Küche wandte. Sie hörte ihre lauten Stimmen, während sie Brot aufschnitt und Wurst und Schinken auf einem Teller anrichtete. Ein bisschen schuldbewusst dachte sie dabei an Karl, der ihr all diese Leckereien nach Hause getragen hatte, obwohl bei ihm selbst sicher Schmalhans Küchenmeister war. Sie hätte ihm vielleicht etwas abgeben sollen – als Dank für die Hilfe. Aber das hätte er sicher abgelehnt, Karl war stolz, er wollte keine Almosen.
    »Hinter ihm steht diese Neuseelandkompanie«, antwortete Jakob Lange auf Peter Brandmanns Frage, als Ida die Speisen auftrug. »Und ein Hamburger Handelshaus: De

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