Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
so etwa drei Dutzend Jungtiere, die er gern abgeben würde. Ganz ausgezeichnete Qualität, ich hab sie mir angesehen. Würden sehr gut zu euren Tieren passen. Also, wenn ihr Interesse habt, sollt ihr vorbeikommen. Wird sowieso Zeit, dass ihr euch mal persönlich kennenlernt – wo ihr doch praktisch Nachbarn seid!«
»Sollen wir denn nun tatsächlich bei Butler vorbeischauen?«, fragte Christopher Karl, als die Scherer endgültig abgezogen waren. »Das mit den Verkaufstieren klang doch ganz vielversprechend.«
»Das klang wie ein dicker Glücksgriff!«, stimmte Karl zu. »Wir sollten uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen – und auf keinen Fall Jane und dem ariki davon erzählen! Sonst kommen die uns noch zuvor, sie scheinen ja Blut geleckt zu haben. Dabei hätte ich gar nicht gedacht, dass Jane sich für Schafzucht begeistert.«
Jane war einige Tage zuvor vorbeigekommen und hatte das künftige gemeinsame Zuchtprogramm ausgiebig mit Chris, Karl und Cat besprochen. Dabei erwies sie sich als erstaunlich kundig, was Wollqualitäten und Zuchtkriterien anging. Wahrscheinlich hatte sie wieder mal Bücher bestellt und studiert.
»Jane begeistert sich für alles, womit man Geschäfte machen kann«, meinte Chris grimmig. »Wobei sie sicher Waren vorzieht, die nicht blöken und Mist hinterlassen. Aber bei den Schafen spielen die Maori besser mit als bei der Produktion von Heilmitteln. Da standen die tohunga am Ende wohl kurz vor dem Streik. Die spirituelle Seite ihrer Kunst kam ihnen zu kurz, und die Arbeit wurde ihnen zu viel. Aber Schafzucht ist offenbar mit keinerlei tapu belegt, wenn man mal davon absieht, dass sie auf gewissen Plätzen nicht weiden sollen, und Expansion bedeutet nicht zwangsläufig mehr Arbeit, zumindest nicht rund ums Jahr. Insofern sind alle mit mehr Eifer dabei. Jane passt es nur nicht, dass sie dabei noch auf uns angewiesen ist. Sie würde gern ihr eigenes Ding machen wie Ottfried. Aber sie ist klüger, sie weiß, dass sie mit fünfzig Tieren allein nicht weit kommt, und wenn sie was dazukaufen kann, wird sie zugreifen. Wir sollten also möglichst bald zu Butler und uns die Schafe sichern.«
Karl nickte. »Es passt mir bloß nicht, Ottfried hier allein zu lassen«, gab er zu bedenken. »Mit Ida und Cat.«
Chris spielte mit einem Schilfhalm. Die beiden Männer hatten die Scherer ein Stück am Fluss entlang begleitet und rasteten jetzt an Te Haitaras Lieblingsplatz. »Cat wird sich schon zu helfen wissen«, meinte er dann. »Mein Haus lässt sich abschließen, und sie hat sich auch früher schon gegen Ottfried verteidigt. Wenn er überhaupt wagt, sie zu behelligen. Er ist doch eigentlich nur gefährlich, wenn er betrunken ist, und so viel Whiskey haben die Scherer nicht übrig gelassen. Was Ida angeht – der können wir sowieso nicht helfen. Du glaubst immer, deine Anwesenheit hält ihn von irgendetwas ab, aber wenn du genau hinsiehst … Sie hat immer wieder blaue Flecke und zerschlagene Lippen. Und ich glaube ihr die Ausreden nicht, die sie da gebraucht! Um die Frauen mache ich mir also nicht mehr Sorgen als sonst. Eher um die Schafe. Es könnten auch hier welche verschwinden.«
Karl biss sich auf die Lippen. »Du denkst jetzt aber nicht an Jane und Te Haitara?«, fragte er leise.
Chris schüttelte den Kopf. »Ich denke an Ottfried«, sagte er hart. »Ich traue ihm nicht!«
»Ich traue ihm auch nicht«, erklärte Cat, als die Männer später mit ihr über ihren Ritt zu Butler sprachen. »Aber er wird hier sicher keine Schafe klauen! Das würde auffallen. Wo sollte er denn auch hin mit ihnen? In Port Cooper läuft er damit womöglich noch den Scherern in die Arme, oder den Deans und den Redwoods. Also müsste er Richtung Nelson. Da wäre er tagelang unterwegs. Ida würde Fragen stellen. Und er müsste seine eigenen Schafe allein lassen, wo er die doch hütet wie einen Goldschatz.«
Ottfried ließ seine Tiere tatsächlich nicht gern aus den Augen. Die in England und Irland übliche halb wilde Haltung war ihm suspekt, er war entschlossen, seine Schafzucht so zu betreiben wie weiland der Junker in Mecklenburg. Bei dem hatten die Tiere entweder in Ställen oder auf eingezäunten Weiden gestanden, oder sie waren, betreut von einem Schäfer, unter Aufsicht über Land geführt worden.
»Es würde trotzdem reichen, wenn einer von uns zu Butler hochritte«, schlug Karl vor, doch ganz überzeugt war er nicht davon. »Ich kann hierbleiben, Chris, und du reitest mit Cat.«
Cat schüttelte jedoch
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