Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
sagte Ida nervös. »Ottfried, bitte … Wollen Sie sofort los, oder …?«
»Sofort!«, befahl Ottfried. »Wenn, dann sofort. Machen Kontrolle, Misters Redwood, dann wir sehen. Ich nicht schlecht Lust, zu schmeißen euch raus. Aber gut, ihr wollen sein Freunde, dann Freunde.«
Er wandte sich auf dem Absatz um und ging festen Schrittes hinaus, ohne auf die Redwoods zu warten, die erst aufstehen und ihre Jacken wieder anziehen mussten.
»Mit Fenroy und Jensch wäre das einfacher gewesen.« Beschämt hörte Ida, wie James seinem Bruder die Worte zuraunte. Ottfried verhielt sich unmöglich. Wenn die Redwoods ihn bisher noch nicht verdächtigt hatten – jetzt würden sie es tun!
Als die Männer gegangen waren, verbrachte Ida geschäftige Stunden mit der Zubereitung eines Eintopfes. Hasenbraten hätte den Männern sicher besser gemundet, aber sie hatte kein frisches Fleisch im Haus. Ottfried wusste nach wie vor nichts von ihrem Revolver und ihrem Geschick im Umgang mit der Waffe. Wenn sie Kaninchen- oder Entenbraten auftischte, behauptete sie stets, Karl oder Chris hätten die Tiere geschossen oder sie hätten sich in einer von Cats Fallen verfangen.
Immerhin reichte die Zeit noch, um zwei Laibe Brot zu backen – dann waren Ottfried und die Redwoods auch schon wieder da. Zu Idas Erleichterung in bester Stimmung.
»Alles in Ordnung?«, fragte Ida trotzdem besorgt und atmete auf, als James und Joseph lächelnd nickten.
»Falscher Alarm, Miss Ida, wie wir ja schon gedacht hatten. Keins Ihrer Schafe hatte unsere Markierungen. Aber Kompliment, schöne Tiere hat Ihr Mann! Sehen tatsächlich aus wie unsere, fast reine Romneys. Wir sollten demnächst über ein gemeinsames Zuchtprogramm nachdenken. Und die Merino-Mischungen von Jensch und Fenroy, dazu diese fantastischen Rambouillets – die gehören tatsächlich Miss Cat? Ich verstehe Otie manchmal so schlecht. Sie müssen uns das genauer erzählen, Miss Ida!«
Ottfried grinste zufrieden und blieb sogar gelassen, als sich die Redwoods beim Essen mehr mit Ida unterhielten. Sein schlechtes Englisch erlaubte ihm keine längeren Gespräche. Den Redwoods gegenüber tat er an diesem Abend jedoch ohnehin noch etwas zugeknöpft. Er schien ihnen ihren Diebstahlverdacht weiter übel zu nehmen und ließ sich erst nach dem vierten oder fünften Whiskey dazu herab, ihnen zu vergeben. Dennoch waren die Männer nicht volltrunken, als die Redwoods sich schließlich zurückzogen, Ida hatte ihnen ein Zimmer in Chris’ Haus gerichtet. Die drei hatten die Flasche der Brüder geleert. Als Ottfried nun allerdings vorschlug, eine weitere zu öffnen, lehnten James und Joseph ab. Sie wollten am nächsten Tag heimreiten, und das möglichst ohne schweren Kopf.
Ottfried entkorkte dennoch eine Flasche und schenkte sich ein weiteres Glas ein. Er wirkte mehr als zufrieden und ungewöhnlich friedfertig. Ida, die noch die Küche aufräumte, beschloss, eine neugierige Frage zu wagen.
»Hast du ihnen auch die Schafe im Maori-Dorf gezeigt?«
Ottfried verzog das Gesicht. »Natürlich nicht. Warum sollte ich? Was interessiert die das Viehzeug von den Wilden?« Er grinste. »Die wollten unsere Schafe sehen. Und die haben sie gesehen. Sie haben gekriegt, was sie wollten. Und sind jetzt hoffentlich zufrieden.«
Ida rieb sich die Stirn. Sie wusste nicht, ob es klug war, das jetzt zu erwähnen, aber wenn Ottfried in ein paar Wochen vom Umzug der Redwoods überrascht werden würde, konnte sie Ärger bekommen, weil sie jetzt geschwiegen hatte.
»Auf die Dauer werden sie die Tiere im Maori-Dorf jedoch zu Gesicht bekommen«, sagte sie. »Du hast das nicht mitbekommen, sie werden demnächst unsere Nachbarn. Sie kaufen praktisch das ganze Land zwischen Fenroy Station … äh … Raben Station und Butlers.«
»Was?« Ottfried fuhr auf. »Die … die Maori-Mistkerle verkaufen denen Land? Das Land, das an unseres grenzt? Aber … aber das heißt ja, wir können nie vergrößern! Wir bleiben auf den paar Hektar hocken, die wir ihnen jetzt für die Schafe abgekungelt haben!«
Ida zitterte aus Angst vor seinem Zorn, war allerdings auch erleichtert. Wegen der Schafe Te Haitaras schien Ottfried sich keine Sorgen zu machen.
»Das haben sie so gesagt«, bestätigte sie leise. »Tut mir leid, du hättest Te Haitara vielleicht sagen sollen, dass du auch Interesse hast.« Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Aber das kannst du ja noch!«, rief sie aufmunternd. »Bisher scheinen keine Verträge unterzeichnet zu sein.
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