Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
flussaufwärts, zwischen Ihnen und den Butlers. Gekauft diesmal, nicht gepachtet! Das wird also der letzte Umzug, und Laura kriegt endlich ihr Steinhaus. Sie freut sich schon, auch auf Sie, Ida! Wo steckt denn nun Ihr Gatte? Und wo ist Chris Fenroy? Wir hörten von seiner spektakulären › Scheidung ‹ . Maggie und Karen Rhodes – das sind die Frauen der Brüder, die unsere Farm übernehmen – sind völlig schockiert. Laura dagegen amüsiert sich köstlich. Joseph muss sich seitdem dreimal am Tag anhören, sie lasse karakia toko singen, wenn er sich nicht benimmt!«
Joseph Redwood grinste, doch Ida errötete. »Tja, wir wissen auch nicht so recht, was wir davon halten sollen. Jane wollte es so. Und die Maori …«
»Was ist mit den Maori?« Ottfried fuhr seine Frau an, als er ins Haus kam, die Redwoods an seinem Küchentisch sitzen sah und nun Idas letzte Worte vernahm. »Was erzählst du da?«
Ida fuhr zusammen. »Nichts«, flüsterte sie. »Nur von Jane. James und Joseph wollten wissen, wie das ging … mit der Scheidung.«
Ottfried schnaubte verächtlich – wirkte allerdings auch erleichtert. »Hure, die flattert von eine Mann zu andere«, urteilte er verächtlich, »und meint, dass segnet Gott von Wilde. Götter von Wilde! Ist Schande! Wenn macht meine Frau, ich sie ziehen an Haare zurück in meine Bett! Und ihr treiben aus Geilheit!«
Ida biss sich auf die Lippen und schwieg verschämt. Die Redwood-Brüder schienen ähnlich peinlich berührt.
»Miss Ida scheint mir aber doch über jeden Zweifel erhaben«, meinte James schließlich und verbeugte sich leicht in Idas Richtung.
Ottfried verzog das Gesicht. »Das auch wäre noch schöner! Ida brave Frau! Sonst …« Seine Stimme wurde drohend, und er blickte argwöhnisch zwischen James, Joseph und Ida hin und her.
»Vielleicht begrüßt du unseren Besuch erst mal, Ottfried«, sagte Ida begütigend. »James und Joseph sind so weit geritten. Du hast doch sicher noch einen Whiskey für sie. Das Bier ist gerade aus, ich muss neu brauen nach der Ernte.«
»Du immer hast Ausrede!«, schalt Ottfried. »Aber ja, Joseph, James, willkommen auf Fenroy Station – und Raben Station. So wird heißen neue Farm. Meine Farm!« Seine Stimme klang triumphierend.
Die Redwoods schauten eher betroffen. »Sie teilen die Farm?«, fragte Joseph verwundert. »Das würde ich an Ihrer Stelle nicht machen. Diese kleinen Höfe haben hierzulande nicht so viel Zukunft. Ackerbau rentiert sich nicht. Noch nicht, zumindest, bis die Stadt fertig ist. Und für Schafe braucht man große Flächen und viele Tiere.«
»Kann ja noch vergrößern«, meinte Ottfried desinteressiert. »Hab viel vor. Aber was wollen hier? Weshalb kommen her?«
James Redwood runzelte die Stirn. Sehr einladend hatten Ottfrieds Worte nicht geklungen.
»Mein Mann will fragen, was Sie herführt und ob wir Ihnen mit irgendetwas behilflich sein können«, half Ida in flüssigem Englisch aus. »Chris und Karl sind nicht da, das wollte ich gerade sagen. Sie sind bei Butlers, Schafe ansehen und vielleicht kaufen.«
Joseph nickte. »Aus ähnlichem Grunde sind wir hier«, erklärte er grimmig und sah Ottfried an. »Wir wollen uns Schafe ansehen, wenngleich nicht, um zu kaufen. Uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen … Nichts für ungut, Miss Ida und Otie … Es heißt, bei Ihnen liefen Schafe herum, die den unseren exakt gleichen. Und Sie wissen, wir wurden vor einiger Zeit bestohlen.«
»Ihr uns unterstellen Diebstahl!« Ottfried fuhr mit allen Anzeichen der Empörung auf. »Wir gestohlen eure Schafe?«
James winkte ab. »Wir unterstellen gar nichts. Aber diese Schafe haben sich ja nicht in Luft aufgelöst. Irgendwo müssen sie sein. Vielleicht hat sie einer von Ihnen in gutem Glauben gekauft. Jedenfalls werden wir nicht ruhen, bis wir sie gefunden haben, und wir gehen jedem Hinweis nach. Ich bin sicher, Chris Fenroy hat nichts dagegen, wenn Sie uns seine Schafe einmal zeigen. Auch wenn er gerade nicht da ist. Also bitte, lassen Sie uns nicht streiten. Sie führen uns einmal über die Farm, wir werfen einen Blick auf Ihre Herden, und dann trinken wir einen Whiskey. Einverstanden?« Joseph bemühte sich um ein diplomatisches Lächeln und griff in seine Satteltasche, die er mit ins Haus gebracht hatte. »Wir haben sogar einen mitgebracht«, erklärte er und förderte eine Flasche zutage. »Betrachten Sie das hier als einen freundschaftlichen Besuch, Otie. Sie haben doch nichts zu verbergen.«
»Natürlich nicht!«,
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