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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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und gemischt mit Zucker und Zitronensaft hervorragend schmeckte.
    Peter Brandmann fand diese Ausflüge allerdings verwerflich und gefährlich, und hier in Nelson gab es kein Junggesellenquartier, das sich auf dem Schiff und in Bahia als ganz praktisch herausgestellt hatte. Die Brandmanns wohnten bei einem schottischen Ehepaar in einem eher kleinen Haus – und Ottfrieds Mutter fand schon wieder alles zum Fürchten. Sie scharte ihre Kinder um sich, und die freundlichen Versuche von Mrs. McDuff, mal ein paar Worte zu wechseln oder zumindest mittels Zeichensprache ein paar Informationen auszutauschen, ignorierte sie entschlossen. Ottfried wäre dem gern entkommen, er hätte sein Quartier und seine Familie lieber heute als morgen verlassen. Andererseits hatte er jedoch Bedenken, sich gleich einer militärischen Mission anzuschließen und Eingeborene zu bekämpfen, die ebenso wild sein mochten wie die gefürchteten Indianer in Amerika. Ottfried fuhr besorgt über sein ohnehin nicht allzu dichtes Haar. Er war nicht monatelang über die Meere gereist, um hier seinen Skalp zu verlieren.
    Sein Vater und Jakob Lange kannten jedoch kein Pardon.
    »Was ist da groß zu verstehen? Du hast ja wohl Augen im Kopf und wirst uns anschließend berichten können, was du gesehen hast. Wie die Gefangennahme ablief zum Beispiel, ob es Gegenwehr gab …«
    »Es ist wichtig, dass wir Präsenz zeigen«, fügte Lange hinzu. »Wir können nicht die Engländer schicken, um für uns die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen. Sie sollen auf jeden Fall sehen, dass wir uns einsetzen, dass wir bereit sind, für unser Land zu kämpfen …«
    »Kämpfen? Ich hab nicht mal eine Muskete«, wandte Ottfried ein.
    Genau genommen hätte er damit auch wenig anfangen können. In Mecklenburg hatte er nur mal mit einer Schleuder auf Vögel geschossen.
    »Mein Gott, Junge, sie werden euch schon bewaffnen!«, brauste Lange auf, während Brandmann die Schultern zuckte.
    »Dann kaufen wir dir eben eine Muskete«, meinte er. »Wäre doch sowieso gut, eine Jagdwaffe zu haben, und wer weiß, womöglich müssen wir alle lernen, uns zu verteidigen – da in der Wildnis.«
    Lange nickte. »Recht hast du!«, lobte er seinen Freund. »Ich sollte vielleicht auch …«
    »Geht denn Anton mit?«, fragte Ottfried.
    Beim Gedanken an eine eigene Muskete oder ein Jagdgewehr hatte sein Gesicht aufgeleuchtet, aber so ganz überzeugt war er noch nicht. Er würde es begrüßen, zumindest nicht allein gehen zu müssen.
    »Anton ist erst sechzehn«, beschied ihn Lange. »Die nehmen doch keine Kinder mit! Soweit ich weiß, ist bislang nur dieser Jensch mit von der Partie – so ziemlich der letzte Kerl, dem ich die Sorge um unser Land anvertrauen möchte!«
    Karl Jensch hatte sich sofort gemeldet, als der Police Officer Freiwillige gesucht hatte. Er hatte bei der Abholung seines Passes davon erfahren und gleich die Chance gesehen, etwas Geld zu verdienen. Außerdem würde er so ein wenig von dem neuen Land sehen, einen Blick auf die Einheimischen werfen können – und ein paar Tage verköstigt werden. Für Karl hatte sich nämlich keine Gastfamilie gefunden, das war Ottfried erzählt worden. Er hatte schließlich ohnehin kein Land erhalten sollen, also fühlte sich Beit nicht weiter für ihn verantwortlich. Die ersten Nächte hatte er in einem Verschlag neben einem Pub am Hafen verbracht, der Wirt ließ ihn dafür ein paar Hilfsarbeiten übernehmen. Auf die Dauer stellte sich Karl seine Zukunft allerdings bestimmt anders vor, als in einer Hafenschenke Tische zu schrubben.
    »Und Jensch hat ganz sicher keine Waffe«, bekräftigte Lange sein Argument. »Wer weiß, vielleicht lehnen sie ihn deshalb ab, wenn genug Bewaffnete zusammenkommen. Du wirst dich jetzt melden, Ottfried, und dann schauen wir mal, ob sich irgendwo ein Laden findet, der Jagdwaffen feilhält.«
    Der Besitzer des kleinen Geschäfts am Hafen, das man am ehesten als Waffenhandlung bezeichnen konnte, sprach recht gut Deutsch und freute sich, es an seinen neuen Kunden erproben zu können. Er berichtete den Brandmanns und Jakob Lange, dass er nach seiner Ankunft in Neuseeland mehrere Jahre auf einer Walfangstation gearbeitet habe, die von dem Deutschen Georg Hempelmann geleitet worden sei. Mit dem dort verdienten Geld habe er dann seinen Laden finanziert. Allerdings führte er keine Jagdwaffen, das Geschäft war eher auf Anglerbedarf konzentriert.
    »Hier gibt es ja nichts zu schießen«, begründete er das schulterzuckend.

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