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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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nicht. Die Männer, die sich auf den Körper ihrer betrunkenen Mutter geworfen hatten, hatten dem Kind Kitten zu viele schlaflose Nächte bereitet. Die junge Frau, die sie heute war, vermochte nicht, von einem Liebhaber zu träumen.
    »Wann erwarten wir denn das Schiff der pakeha ? «, fragte Cat jetzt Te Puaha und legte ihre Handarbeit endgültig fort. Es würde sicher noch vieles vorzubereiten sein, bevor die Besucher eintrafen. Die Handarbeit konnte warten. »Und wie viele sind es überhaupt?«
    »Um die fünfzig, schätzen die Späher«, gab Te Puaha Auskunft. »Der Landvermesser von neulich, dieser Cotterell, ist wieder dabei und auch Captain Wakefield. Sie sind auf dem Fluss gesichtet worden, als die Sonne am höchsten stand – bevor sie untergeht, dürften sie hier sein.«

KAPITEL 2
    »Wir nähern uns ihnen unbemerkt!«, verkündete Thompson seinen Männern. Die Victoria war seit einigen Stunden auf dem Fluss. »Das Überraschungsmoment ist ganz wichtig! Und wir halten die Waffen gut sichtbar! Bei den Kerlen ist Einschüchterung das A und O …«
    Karl hörte aufmerksam zu und freute sich darüber, das meiste zu verstehen. Thompsons Rede erinnerte ihn aber auch wieder an seine Muskete. Er sollte wirklich versuchen herauszufinden, wie man sie lud, statt weiter wie berauscht die an ihm vorbeiziehende Flusslandschaft zu bewundern.
    Der Wairau war mal von sattgrüner Vegetation gesäumt, exotisch anmutenden Pflanzen, deren Zweige, Rispen oder Wedel bis ins Wasser reichten, dann wieder von weiten Ebenen, bedeckt mit einem Meer von jetzt winterbraunem Tussockgras. Sicher versteckte sich darunter fruchtbares Ackerland, Karl hätte es sich auch gut als Weidegrund für Rinder- oder Schafherden vorstellen können. Jetzt jedoch musste er sich um die Muskete kümmern …
    Während Thompson weiter schwadronierte, bemühte er sich erst mal, die Waffe fachgerecht aus dem Futteral zu befreien. Als schon dies nicht gleich funktionierte und Karl sich Hilfe suchend umblickte, bemerkte er, dass der junge Mann neben ihm die Augen verdrehte. Thompson führte gerade die Sache mit dem Überraschungsmoment weiter aus.
    Karl dachte darüber kurz nach und grinste dann zu ihm hinüber. »Maori uns längst gesehen, ja?«, fragte er in leidlichem Englisch.
    Der Mann nickte, ohne allerdings beunruhigt zu wirken. »Worauf du dich verlassen kannst. Die kennen doch hier jeden Baum und jeden Strauch. Und davon gibt’s ja wohl reichlich, um sich dahinter zu verstecken.«
    Er wies auf die dicht bewaldeten Flussufer. Zwischen den Farnen und Nikau-Palmen konnten sich ganze Armeen von Einheimischen verbergen, ohne vom Schiff aus entdeckt zu werden. Die Victoria und ihre Besatzung dagegen waren vom Ufer aus unübersehbar.
    »Aber werden … wie heißt, wenn …?«
    Karl machte eine Geste, die Angriff symbolisieren sollte. Sein Gesprächspartner, er war in seinem Alter, hatte üppiges braunes Haar und wache braungrüne Augen, lachte und verriet ihm die Vokabel attack .
    »Die sind eigentlich ganz friedlich«, führte er dann jedoch aus. »Mit Angriffen aus dem Hinterhalt ist nicht zu rechnen. Ihre Späher werden nur in ihrem Dorf bekannt geben, wann wir kommen, und da bereiten sie dann ein aufwendiges Begrüßungsritual vor. Und ich werde die dankbare Aufgabe haben, unsere bewunderten Führer Thompson und Wakefield so lange ruhig zu halten, bis uns auch der Letzte was vorgetanzt und gesungen hat, und sie dann möglichst noch dazu zu bringen, ein paar Dankesworte zu sprechen.«
    »Du haben Aufgabe? Sorry, ich noch nicht verstehen alles, gerade angekommen, lernen Englisch, aber langsam.« Karl lächelte Verzeihung heischend.
    Der Mann – Karl wurde erst jetzt bewusst, dass er sein Haar lang und mit einem Lederband zum Pferdeschwanz zusammengebunden trug – wandte ihm daraufhin mehr Aufmerksamkeit zu. »Ach, bist du von der Sankt Pauli? Einer der deutschen Siedler, für die auf einmal kein Land da war?« Er streckte Karl die Hand entgegen. »Christopher Fenroy – Chris. Ich bin hier der Dolmetscher. Leider nicht für Deutsch, ich spreche nur Englisch und Maori.«
    »Karl Jensch.« Karl erwiderte den Händedruck fest, glücklich über die freundliche Ansprache. »Von Sankt Pauli ja, aber nicht Land bekommen. Ich free immigrant , verstehen, ich nicht Geld …«
    Fenroy nickte verständnisvoll. Er schien keinerlei Ressentiments gegen mittellose Einwanderer zu hegen. »Gut für dich«, meinte er dann. »Hier gibt’s reichlich Arbeit. Straßenbau,

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