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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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vermuten, daß sie erprobte Kämpfer waren. Das Gesicht des Jüngeren hingegen war glatt, nur um sein Kinn wuchs ein dunkler Flaum. Sein Gesichtsausdruck war lebhaft. Seine aufgeweckte Art zeugte von dem Eifer, sich durch eindrucksvolle Taten behaupten zu wollen.
    Die beiden Älteren standen plötzlich auf. - Sie gingen, verließen das Lager. Der Jüngere hingegen begann zu packen. Das Spitzgesicht band sich den abgebrochenen Schaft straffer ans Bein; offensichtlich machte auch er sich zum Aufbruch bereit. - Würde er sie, Kar und Leinocka, einfach zurücklassen? - In aufsteigendem Zorn tastete ihre Hand langsam nach der Lanze. Lieber wollte sie jetzt durch die Hand der Spitzgesichter sterben, als auf den Tod zu warten; einen Tod, der nur Qualen und Elend mit sich bringen würde. Die Wölfe hätten bekommen sollen, worauf sie aus waren. Hätte sie doch nur die Ahnen nicht daran gehindert, das Spitzgesicht zu töten. Sie selbst trug die Schuld an allem, was geschehen war ... Als sich ihre Finger fest um den Schaft der Waffe schlossen, fühlte sie Kars schwachen Griff auf ihrem Arm. Die Lanze in ihrer Hand wog mit einem Mal schwer. Leinockas plötzlich angespannte Haltung und ihr Blick, der auf etwas Bestimmtes in einiger Entfernung gerichtet war, zwangen Maramir nachzusehen; - die beiden Älteren kamen zurück. Hinter sich her zogen sie ein hölzernes Gestell, das auf Mammutrippen durch den Schnee glitt. Schließlich bespannten die Spitzgesichter den Lastenschlitten mit Fellen und gaben ihr und Leinocka zu verstehen, Kar daraufzulegen. Maramir zögerte einen Augenblick, doch dann winkte sie Leinocka zu sich und faßte Kar unter die Achseln. Vorsichtig legten sie Kar auf den Schlitten. Eine weitere Geste der beiden Älteren ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß es Maramirs und Leinockas Aufgabe war, den Schlitten zu ziehen. - Frischen Mutes taten sie, was die Männer von ihnen verlangten. Knirschend drückten sich die knöchernen Kufen des Schlittens in den Schnee. Ein Marsch ins Ungewisse begann ...
    Schon bald kamen die Mädchen so sehr ins Schwitzen, daß sie die dicken, fellenen Umhänge ablegten. Keuchend rang Maramir nach Luft. Die schwellenden Muskeln ihrer nackten Oberarme und Schenkel zeichneten sich ab, unter ihrer schweißnassen Haut, die im Sonnenlicht glänzte. Sie spürte die gierigen Blicke der beiden Spitzgesichter, die zunächst vorausgegangen waren, und nun neben ihnen her liefen. Maramir ahnte, was in ihren Köpfen vorging: Es würde ihnen sicher gefallen, ihr gewaltsam Brüste und Unterleib zu entblößen um mit geschwollenem Glied, weit aufgerissenen Augen und verzerrtem Gesicht über sie herzufallen und so fest in sie zu stoßen, daß sie vor Angst und Schmerzen kaum noch Luft bekäme. - Auch dieses Mal würde es vorbeigehen ... Doch dann fiel ihr auf, daß der grimmige, mißbilligende Ausdruck des Spitzgesichtes, dem Maramir unterwegs den Namen Feuerauge gegeben hatte, der Grund dafür sein mußte, daß die Beiden nicht mehr wagten, als bloß verstohlen zu stieren.
    Feuerauge schien sie zu beschützen. Unter Maramirs Gefühl von Dankbarkeit mischte sich allmählich Zuneigung. Eine Geste der Zuwendung von ihm würde ihr gefallen. Ihm würde sie freiwillig geben, was die beiden anderen sich mit Gewalt nehmen müssten. - Bei der nächsten Gelegenheit, so nahm sie sich vor, würde sie sich zu ihm legen, in der Hoffnung, ihn an sie zu binden.
    Immer schwerer wurde es, den Schlitten zu ziehen. Maramirs Kräfte ließen erheblich nach, und Leinocka erging es noch schlimmer. Sie kniff die Augen, röchelte, jeder Schritt schien ihr große Mühe abzuverlangen. Kurze Zeit später brach sie unter der Last zusammen. Nach Luft schnappend fiel sie auf Hände und Knie. Sofort beugte sich Maramir helfend zu ihr hinunter, als das plattnasige Spitzgesicht ihr in die Seite trat, um sie anzutreiben. Rauh stieß Feuerauge ein paar knappe Worte aus, die unmissverständlich gegen Plattnase gerichtet waren. Darauf herrschte Stille, und Maramir sah, wie sich Feuerauges Ausdruck bedrohlich veränderte. Sie kannte diesen Blick an ihm und befürchtete, daß ein Kampf losbrechen würde. Aber nichts dergleichen geschah, stattdessen nahmen Plattnase und Narbengesicht, nach ein paar weiteren Worten von Feuerauge, mit erkennbarem Unwillen den Schlitten auf. Feuerauge schien ihnen einen Befehl erteilt zu haben; seine drohende Haltung deutete an, daß er keinen Widerspruch duldete. Maramir konnte kaum glauben, was sie sah:

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