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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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identisch war … Jetzt!
Bards Gedanken erfaßten eher als seine Augen das Aufzucken von Blitzen im Raum, den versengenden Schock, als der andere von den, Schatten in seinem Geist losgerissen wurde, als die Struktur sich verdoppelte und in zwei Hälften zerriß … Entsetzen flammte in ihm. War das seine eigene Furcht oder die des anderen, der auf unvorstellbare Weise über jenen großen Abgrund des Raums gerissen worden war? Bard erhaschte einen Blick auf eine große gelbe Sonne, wirbelnde Planeten, durch die dunkle Leere flammende Sterne im Schock kreiselnde und dahinrasende Galaxien … Ein Blitz zuckte durch sein Gehirn, und er verlor das Bewußtsein.
Er regte sich, und nun merkte er, daß er wütende Kopfschmerzen hatte und völlig durcheinander war. Dom Rafael richtete ihn auf und fühlte ihm den Puls. Dann ließ er ihn wieder niedersinken und ging an ihm vorbei, und Bard, dem von dem Blitz übel war, folgte ihm mit den Augen. Die hinter ihm stehenden Leroni wirkten ebenfalls benommen. Bard fing einen Gedanken von einem auf: Ich glaube es nicht. Ich habe es getan, ich war Teil davon, und trotzdem glaube ich es nicht … Am entgegengesetzten Pol des großen Schirms lag der nackte Körper eines Mannes auf dem Fußboden. Und obwohl Bard verstandesmäßig darauf vorbereitet gewesen war, verkrampfte sich jetzt sein Inneres vor Entsetzen.
Denn der Mann auf dem Fußboden war er selbst.
Nicht jemand, der ihm sehr ähnlich war. Nicht jemand, der ihm durch Zufall oder enge Verwandtschaft glich. Er selbst war es.
Ungefähr in der Mitte der breiten Schultern befand sich das schwärzliche Muttermal, das er bisher nur im Spiegel gesehen hatte. Am Schwertarm wölbten sich die gleichen Muskeln, an den Lenden war das gleiche dunkelrötliche Haar zu sehen, am linken Fuß die gleiche gekrümmte Zehe.
Dann entdeckte er Unterschiede. Das Haar war ein wenig kürzer geschnitten, obwohl sich oben auf dem Kopf der gleiche ungebärdige Wirbel befand. Über dem Knie war keine Narbe; der Doppelgänger hatte nicht an der Schlacht von Raven’s Glen teilgenommen und war nicht wie er von einem Schwertstreich verletzt worden. Der andere hatte nicht die dicke Schwiele in der Ellenbeuge, wo der Riemen des Schildes befestigt wurde. Und diese kleinen Abweichungen machten es noch schlimmer. Der Mann war nicht einfach ein magisches Duplikat, irgendwie durch das Laran des Schirms hergestellt. Er war ein richtiges menschliches Wesen von anderswo, und trotzdem war er ganz genau Bard di Asturien.
Bard gefiel das nicht. Noch weniger gefielen ihm die Verwirrung und Angst, die der andere empfand. Ohne viel Laran zu haben, nahm Bard alle seine Emotionen wahr.
Er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er stand auf und ging durch das Zimmer zu dem nackten Mann auf dem Fußboden. Er kniete neben ihm nieder und legte einen Arm unter seinen Kopf.
»Wie fühlst du dich?«
Erst als er diese Worte gesprochen hatte, fragte er sich, ob der fremde andere seine Sprache verstehen könne. Das wäre zuviel des Glücks, obwohl er dachte, wahrscheinlich habe einer seiner Verwandten irgendwo in den Kilghardbergen dies Duplikat gezeugt. Konnte ihm irgendwer so ähnlich und doch kein Verwandter sein? Die Haut des fremden Mannes sah dunkler aus, als sei er von einer stärkeren Sonne braungebrannt worden … Nein, das war Unfug, die Sonne war die Sonne … und doch war in seinem Geist das Bild sich drehender Galaxien und einer Welt mit einem einzigen kalten, weißen Mond, und das furchterregende daran war, daß alle diese Vorstellungen in Bards Geist zu gehören schienen!
Der fremde Mann sprach. Er bediente sich nicht Bards Sprache. Irgendwie wußte Bard, daß sonst niemand im Zimmer ihn verstehen konnte. Aber er verstand ihn, als seien sie durch das stärkste Laran Band miteinander verknüpft.
»Ich fühle mich scheußlich. Was hast du denn gedacht? Was ist geschehen, ein Tornado? Teufel - du bist ich! Und das ist nicht möglich! Du bist doch nicht etwa zufällig der Teufel?«
Bard schüttelte den Kopf. »Ich bin keiner der Teufel, nicht einmal etwas Ähnliches.«
»Wer bist du? Was ist das? Was ist geschehen?«
»Das wirst du später erfahren«, sagte Bard. Als der andere eine heftige Bewegung machte, hielt er ihn fest. »Nein, versuch jetzt nicht, dich zu bewegen. Wie ist dein Name?«
»Paul«, antwortete der Mann schwach. »Paul Harrell.« Und dann fiel er bewußtlos zurück. Bard griff spontan zu, um ihn aufzurichten, ihn zu stützen. Er rief nach Hilfe. Der Laranzu kam und

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