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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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benutzt«, sagte Dom Rafael, »aber Laran-Kunst, einmal erlernt, vergißt sich nicht.« Er wandte sich an die Zauberer. »Wißt ihr, was das ist’?« Der Mann blickte zu dem Apparat hin und dann bestürzt auf seine beiden Gefährtinnen und Dom Rafael. »Ich weiß es, mein Lord. Aber ich dachte, das Gesetz verbiete den Gebrauch solcher Dinge außerhalb der Sicherheit eines Turms.«
»In Asturias gibt es kein anderes Gesetz als meins! Kannst du das Gerät benutzen?«
Von neuem sah der Laranzu voll Unbehagen zu den Frauen hin. Er sagte: »Ein Duplikat nach Cherillys Gesetz? Ich denke schon. Aber von was oder wem?«
»Von meinem Sohn hier, dem Befehlshaber von König Alarics Armee.«
Eine der beiden Frauen streifte Bard mit einem Blick, und er nahm ihren ironischen Gedanken wahr: Ein zweiter Kilghard-Wolf? Ich finde, einer ist schon mehr als genug! Er nahm an, daß sie eine Freundin Melisandras war. Aber sie hatte sich sofort wieder abgeschirmt, und der Laranzu zuckte die Schultern und sagte: »Ganz, wie Ihr befehlt, mein Lord.«
Bard spürte die Überraschung, den Abscheu, die Verwunderung der Leroni. Aber sie sprachen kein Wort des Protests. Sie trafen ihre Vorbereitungen und legten Siegel auf das Zimmer, damit keine fremden Präsenzen eindringen und keine anderen Leroni sie aus der Ferne belauschen konnten.
Als alles fertig war, gab Dom Rafael seinem Sohn ein Zeichen, vor dem Schirm niederzuknien und sich still und bewegungslos zu verhalten. Bard gehorchte. Von seinem Platz aus konnte er weder seinen Vater noch die drei Telepathen sehen, doch er spürte sie in seiner Nähe. Er glaubte nicht, selbst viel Laran zu haben, und das, was er hatte, war nie richtig ausgebildet worden. Er hatte von der Zauberei immer ziemlich geringschätzig gedacht, als ein Handwerk für Frauen. Jetzt wurde er ein bißchen ängstlich, als sich das beinahe stoffliche Netz ihrer Gedanken um ihn festigte. Er fühlte, daß sie ihre Gedanken tief in sein Gehirn und seinen Körper sandten und die Struktur seines Seins ergründeten. Der verrückte Einfall schoß ihm durch den Kopf, daß sie nach seiner Seele griffen und sie fesseln und in diesem glasigen Schirm dort einkerkern wollten.
Er konnte weder Hand noch Fuß rühren. Einen Augenblick lang geriet er in Panik … Nein. Das war nichts als ganz gewöhnliche La ranZauberei, bei der er nichts zu befürchten hatte. Sein Vater würde nicht zulassen, daß ihm ein Leid geschah.

Er blieb bewegungslos knien und betrachtete sein Spiegelbild in ,der glasigen Oberfläche. irgendwie wußte er, daß es nicht einfach eine Reflektion war. Er selbst befand sich in diesem Schirm aus vielen einzelnen Glasschichten, von denen jede mit einem SternensteinKristall verstärkt war. Diese Kristalle nahmen die Schwingungen der den Leroni gehörenden Sternensteine auf. Das Geflecht ihrer Gedanken schwang sich hinaus über Abgründe leeren Raums, immer weiter, auf der Suche nach etwas, das in dies Muster paßte, genau paßte … etwas kam näher, hätte berührt … hätte ergriffen werden können … Nein. Es war kein Duplikat, nur eine Ähnlichkeit, vielleicht zu neunzig Prozent übereinstimmend, aber nicht das genaue Duplikat, das allein in dem Schirm gefangen werden konnte. Bard fühlte den anderen fortgleiten, verschwinden, und die Suche ging weiter. (Weit weg in den Kilghardbergen erwachte ein Mann namens Gwynn aus einem Alptraum, in dem ihn Gesichter umkreist hatten und auf ihn niedergefahren waren wie der Falke auf seine Beute, und eins der Gesichter war ihm ähnlich gewesen wie das eines Zwillingsbruders … Der Mann war gesetz- und vaterlos, doch hatte seine Mutter ihm gesagt, er sei vor dreißig Jahren bei der Plünderung Scathfells von Ansel, Sohn Ardrins des Ersten, gezeugt worden.)
Wieder schwang sich das Netz hinaus, diesmal über größere Abgründe, eine sternenlose Nacht, eine entsetzliche Leere jenseits von Raum und Zeit, erfüllt von alptraumhaften Strudeln grauenhaften Nichts. Wieder bildete sich hinter Bard ein Schatten auf dem Schirm, schimmerte, zerfloß, zuckte, kämpfte, wie ein Schläfer darum kämpft, aus einem bösen Traum zu erwachen. Irgendwo flammte ein Funke in Bards Gehirn auf: Ich selbst - oder der andere? Er wußte es nicht, konnte es nicht erraten. Der Schatten kämpfte um seine Freiheit, aber sie hielten ihn fest, gefangen in ihrem Netz, bewegten sich von Punkt zu Punkt der vom Schirm umschlossenen Struktur … prüften, ob jede Nebensächlichkeit, jedes Atom übereinstimmend,

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