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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gebraucht. Ich halte es jetzt für ungefährlich, direkt auf Asturias zuzuhalten und die Straße zu benutzen.« Er wendete sein Pferd. »Wenn wir den Weg durch diese Felder hier abkürzen, sind wir in einer Stunde wieder auf der Straße … «
Melora wandte ein: »Mein Esel kann mit euren Pferden nicht mitkommen. Wir wollen am ersten Gasthof haltmachen, wo es Postpferde gibt. Dann lasse ich meinen Esel zurück und suche mir ein Pferd aus, das mich trägt. Ich kann ebenso schnell reiten wie ihr, wenn ich muß.«
Varzil wollte protestieren, sah Meloras entschlossenen Mund und schwieg. Bard fragte sich, welches Wissen Melora und Varzil teilten, von dem er ausgeschlossen war. Varzil sagte nur: »Wie du willst, Melora. Tu, was du deinem Empfinden nach tun mußt.« Sie schlugen die Abkürzung über die Felder ein.
Eine Stunde später hatten sie Meloras Esel in der Obhut der Poststation zurückgelassen und für sie ein sanftes Pferd und einen Damensattel gefunden. Danach kamen sie schneller voran. Während sie sich Asturias näherten, entstanden schreckliche Bilder in Bards Geist, ob nun durch sein eigenes sich entwickelndes Laran oder durch den Rapport mit Varzil und Melora - das wußte er nicht, und es kümmerte ihn auch nicht. Er sah Burg Asturias in Trümmern, Chaos herrschte … Und das im ganzen Land, in allen Hundert Königreichen …
    Dieser Laran-Krieg muß irgendwie beendet werden, oder es wird kein Land mehr geben, das erobert werden kann, und für die Sieger wird nichts übrigbleiben. Nur der Vertrag gibt allen diesen Ländern eine Hoffnung. Bard spürte, daß dieser Gedanke von Varzil kam und nicht aus seinem eigenen Geist. Dann war er sich nicht mehr so sicher. Er hat recht. Er hat recht. Ich konnte es bisher nicht sehen, aber er hat ganz und gar recht.
Einmal sprach er in das düstere Schweigen hinein: »Ich wollte, du wärst König anstelle des Hastur-Lords«, aber Varzil schüttelte den Kopf.
»Ich will kein König sein. Für mich wäre es eine zu große Versuchung
-das Wissen, daß ich alle Dinge mit einem Wort in Ordnung bringen könnte. Carolin von Thendara ist kein stolzer oder ehrgeiziger Mann, und es macht ihm nichts aus, von seinen Ratgebern beherrscht zu werden. Er wurde dazu erzogen, König zu sein, und das bedeutet einfach: sich klarzusein darüber, daß man das Amt nicht für sich, sondern für sein Volk ausübt. Ein guter König kann kein guter Soldat und im Grunde auch kein guter Staatsmann sein. Er muß sich damit zufriedengeben, die besten Soldaten und die wirklich guten Staatsmänner auszusuchen und sich von ihnen beraten zu lassen und selbst nicht mehr zu sein als ein sichtbares Symbol seiner Regierung. Ich würde mich in meine eigene Regierung zu oft einmischen, wenn ich König wäre«, gestand er mit einem Lächeln. »Als Bewahrer von Neskaya habe ich vielleicht schon mehr Macht, als gut für mich ist. Glücklicherweise bin ich ein alter Mann; es mögen Zeiten kommen, in denen ein Bewahrer nicht soviel Macht hat. Deshalb hoffte ich, Mirella nach Arilinn schicken zu können.«
»Eine Frau?« fragte Melora verblüfft. »Hat eine Frau die Kraft, Bewahrerin zu sein?«
»Natürlich, ebenso wie die Bewahrer, die emmasca waren. Und schließlich brauchen wir keine körperliche Kraft und keine Schwerter, sondern die Kraft des Geistes und des Willens … und Frauen neigen weniger dazu, sich in die Politik einzumischen. Sie wissen, was wirklich ist. Vielleicht braucht ein Turm weniger einen starken Mann, der ihn beherrscht, als eine Mutter, die ihn leitet … « Varzil verstummte, und Melora und Bard hüteten sich, ihn in seinen Gedanken zu stören.
Als der Tag sich dem Abend zuneigte, begannen dicke Wolken den Horizont zu verdunkeln. Kurz vor Sonnenuntergang (aber die Sonne hatte sich versteckt) machten sie halt, um ein bißchen Brot und getrocknetes Fleisch zu essen. Sie hüllten sich in ihre Mäntel, weil sie Regen oder sogar Schnee erwarteten, aber allmählich klärte es sich auf. Drei Monde, beinahe voll, wanderten über den dunkelpurpurnen Himmel - der grüne Iriel, der blaugrüne Kyrrdis und der perlfarbene Mormallor. Liriel, eine scheue Sichel, lugte über den Horizont. Im hellen Mondlicht konnten sie die vor ihnen liegende Straße sehen, und als sie oben auf dem Berg ankamen, der über dem Tal von Asturias aufragte, erkannten sie unter sich die dunkle Masse, die die Burg war. Trümmer. Chaos. Tod …
»So schlimm ist es nicht«, sagte Melora leise.
Varzil erklärte: »Ich sehe Lichter,

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