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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gekommen, daß ihn eine Frau so ansehen und ihm so zulächeln könnte.
… und diesen Mann, Bard, werde ich nie aufhören zu lieben … Also liebte sie ihn immer noch. Es würde nicht leicht sein. Er hatte Carlina mit Gewalt zu seiner Frau gemacht. Das Gesetz sagte, daß eine Ehe legitim war, wenn der Verlobung der Vollzug folgte. Zweifellos würde Carlina ihn nur zu gern los sein, und er konnte eine Leronis von Neskaya nicht zu seiner Barragana machen . So hatte er Melora wenig genug anzubieten. Aber vielleicht konnten sie eine ehrenvolle Lösung finden.
Seltsam. In all diesen Jahren hatte er davon geträumt, Carlina zu besitzen, und jetzt, da er sie hatte, versuchte er einen Weg zu finden, sie wieder loszuwerden. In den Bergen gab es ein Sprichwort: Sei vorsichtig, um was du die Götter anflehst, sie könnten dich erhören. Immer hatte er sich eingeredet, Carlina werde ihn lieben, sobald er sie einmal besessen habe. Die größte Ironie, die schlimmste Katastrophe, die er sich vorstellen konnte, wäre es, wenn es nun tatsächlich so kam. Er konnte ihr nicht wiedergeben, was er ihr genommen hatte, ebensowenig wie er Melisandra für ihre Jungfräulichkeit und das Gesicht entschädigen konnte. Aber was ihm möglich war, mußte er tun. Wenn Melisandra Paul wollte, sollte sie ihn haben, auch wenn sie letzten Endes vielleicht feststellen würde, daß Paul nicht besser war als er selbst.
Oder doch’? Er wußte über Paul nicht mehr, als er … im Grunde … über sich selbst wußte. Paul und er waren von den Wurzeln her der gleiche Mann. Paul war der Mann, der Bard hätte werden können, mehr nicht. Vielleicht waren die Unterschiede größer, als er sich vorzustellen vermochte.
Der lange Umweg um das verseuchte Land kostete Zeit, und die Sonne hatte ihren höchsten Punkt überschritten, als Melora entsetzt aufschrie. Varzil hielt sein Pferd an. Mit angespanntem Gesicht schien er auf etwas zu lauschen, das außerhalb der Hörweite normaler Ohren war. Er drehte sich im Sattel um und faßte Bards Hand mit einer instinktiven Geste, als wolle er ihn trösten.
Alaric flüsterte Bard erschüttert, und irgendwie erlebte er im Geist die letzten Augenblicke seines Bruders mit, sah das Dach zerreißen, um den Himmel einzulassen, klammerte sich in einem letzten verzweifelten Versuch haltsuchend an seinen Vater, und dann war nichts mehr als gnädige Dunkelheit.
Oh, mein Bruder! Gnädige Götter! Mein Bruder, mein einziger Bruder!
Er schrie die Worte nicht laut heraus in seiner Qual, er glaubte nur zu schreien. Varzil breitete die Arme aus, und Bard ließ seinen Kopf in stummem Leid auf die Schulter des Älteren sinken, bebend in einer Trauer, die zu tief für Tränen war.
»Er stand mir, der ich keinen Sohn habe, nahe wie ein Pflegesohn«, sagte Varzil mit seiner sanften, gedämpften Stimme, »und ich habe lange Zeit für ihn gesorgt, als er so sehr krank war.«
Und Bard erkannte, daß Varzils Trauer ebenso groß war wie seine eigene. Mit zitternder Stimme entgegnete er: »Er liebte Euch, vai dom, das sagte er … Das ist der Grund, warum … ich Euch vertrauen konnte.«
Varzil standen Tränen in den Augen; Melora weinte. Varzil bat: »Nenn mich nicht vai dom, Bard, ich bin dein Verwandter, wie ich seiner war … « Bard, dem ebenfalls die Tränen in den Augen brannten, wurde sich bewußt, daß er nie kennengelernt hatte, wie es ist, einen Verwandten, einen Gleichgestellten, zu haben, seit Beltran starb… Die Kehle wurde ihm eng. Er konnte nicht weinen, nicht jetzt, oder er würde alle Tränen vergießen, die er nicht vergossen hatte, seit er Beltran tot auf seinem eigenen Schwert liegen sah und Geremy Lebewohl sagte, den er fürs Leben verkrüppelt hatte und der ihn trotzdem umarmte und weinte…
Aldones! Herr des Lichts! Geremy liebte mich auch, und ich konnte es nie glauben, nie akzeptieren, ich trieb auch ihn weg von mir… Bard richtete sich im Sattel auf, mühte sich um einen beherrschten Gesichtsausdruck und blickte zu dem Älteren hinüber.
»Ich muß voranreiten und sehen, was in meiner Heimat geschieht
-Cousin«, sagte er ein wenig zögernd. »Bitte, du darfst dich nicht verpflichtet fühlen, mit mir Schritt zu halten. Ich muß so schnell wie möglich nach Hause, man wird mich dort brauchen. Ihr könnt in einem Tempo folgen, das euch bequem ist. Melora ist keine gute Reiterin, und du … du bist nicht mehr jung.«
Auch Varzils Gesicht war angespannt. »Wir werden Schritt mit dir halten. Vielleicht werden auch wir

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