Die Zeit der Hundert Königreiche - 4
Cousin. Lichter, die sich bewegen, und die Umrisse unbeschädigter Gebäude. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm - verzeih mir, Cousin, ich weiß, du hast einen schrecklichen Verlust erlitten, aber dein Heim magst du nicht so völlig zerstört vorfinden, wie du glaubst. Und bestimmt ist nicht alles verloren.« Aber mein Vater. Und Alaric. Es ist nicht nur, daß ich meine Verwandten verloren habe. Bestimmt liegt das Königreich in Trümmern, da der König und der Regent tot sind. Und was ist aus meiner Armee aus meinen Männern geworden, als ich nicht da war und für sie sorgen konnte?
Ich sagte zu Paul Bis ich zurückkehre, bist du der Lord General. Aber was weiß er darüber, wie er meine Männer kommandieren soll? Ich lehrte ihn, Macht auszuüben. Aber was weiß er über die Verantwortung, die Sorge für Männer, die zu ihrem Anführer aufblicken und von ihm Anweisungen, Hoffnung, Beistand und sogar die zum Leben notwendigen Dinge erwarten? Wird er sich darum kümmern, daß sie gut untergebracht werden, daß sie sicher sind, daß es ihnen an nichts fehlt? Bard wurde klar, daß er in einem Leben, in dem er nur wenige geliebt hatte und nur von wenigen geliebt worden war, seine Männer geliebt hatte und von ihnen geliebt worden war. Und er hatte sie in einem so kritischen Augenblick in den Händen eines anderen gelassen!
Sein Vater hatte die Armee für die Eroberung und für seinen eigenen Ehrgeiz aufgestellt. Aber jetzt war sein Vater tot, und was würde aus der Armee werden, wie konnte er seine Männer versorgen? Sie ritten den Berg hinunter auf die Burg zu. Wieviel Zerstörung würden sie vorfinden? Was sollte er mit der Armee tun? Bard würde auf die Güter seines Vaters zurückkehren - schließlich hatte Dom Rafael keinen ehelichen Sohn hinterlassen, und es war kein anderer Erbe da -, und natürlich mußte Erlend für den Fall, daß Bard starb, bevor er andere Kinder gezeugt hatte, sofort legitimiert werden. Doch was wurde aus seinen Männern? Wer würde über Asturias herrschen, und was fing der neue Herrscher mit dem Chaos an, das er erbte, mit den Trümmern, die der Ehrgeiz eines einzigen Mannes hinterlassen hatte? Bard konnte nichts unternehmen, bis er wußte, was übriggeblieben war.
Es war nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Ein Flügel der Burg, hell vom Mondlicht beschienen, war nur noch ein Haufen Schutt. Immer noch irrten Lichter in den Ruinen umher, wo Arbeiter die letzten Leichen zu bergen versuchten. Das Hauptgebäude und der Wartturm und der westliche Hügel waren unbeschädigt. Trotzig ragten sie in den hellen Nachthimmel auf. Und als sie vor das Tor ritten, sah Bard erleichtert, daß kein völliges Chaos herrschte, denn die Stimme eines seiner Soldaten erklang laut und deutlich:
»Wer reitet da? Haltet an und erklärt euch als Freund oder Feind!« Bard wollte seinen Namen rufen - sicher erkannte der Mann seine Stimme -, aber der Bewahrer von Neskaya war nicht gewohnt, hinter einem anderen zurückzustehen. Er verkündete:
»Varzil von Neskaya und eine Leronis seines Turms namens Melora MacAran.«
»Und«, setzte Bard fest hinzu, »Bard mac Fianna, Lord General von Asturias!«
Ehrerbietig rief der Soldat: »Dom Varzil! Kommt herein, Sir, Ihr seid uns willkommen, und die Leronis … ihr Vater ist hier. Aber mit Eurer Erlaubnis, Sir, dieser Mann, den Ihr bei Euch habt, ist nicht der Lord General. Ihr habt Euch von einem Betrüger täuschen lassen.« »Unsinn«, entgegnete Varzil ungeduldig. »Meinst du, der Bewahrer von Neskaya weiß nicht, mit wem er spricht?«
»Ich weiß nicht, wer er ist, Lord Varzil, aber bestimmt ist er nicht der Lord General. Der Lord General ist hier.«
Bard befahl scharf: »Halt die Laterne dort hoch! Komm her, Murakh, kennst du mich nicht? Der Mann, der hier ist, ist mein Friedensmann Harryl!«
Der Mann hob die Laterne. Langsam wurde er unsicher. Er sagte verlegen: »Sir, wer Ihr auch seid, Ihr seht tatsächlich wie der Lord General aus, und auch Eure Stimme klingt wie seine … Aber Ihr könnt nicht der Lord General sein. Er … er ist nicht mehr der Lord General, er ist der König. Ich war heute nacht auf Wache, und ich habe gesehen, wie er gekrönt wurde. Und verheiratet! «
Bard schluckte. Er konnte den Mann nur anstarren.
Varzil sagte ruhig: »Ich versichere dir, Mann, dieser Mann hier neben mir ist Bard mac Fianna von Asturias, Sohn Dom Rafaels und Bruder des verstorbenen Königs.«
Der Soldat blickte beunruhigt von Varzil zu Bard und schwenkte die
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