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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Möglichkeit einer Flucht nachzudenken. Magie konnte ihr dabei behilflich sein. Vorsichtig versuchte sie einen ganz einfachen Spruch, eine geringfügige Telekinese. Doch ihre Befürchtungen bestätigten sich. Sie hatte nicht den kleinsten Funken magischer Energie in sich. Nach dem unvernünftigen Spiel mit dem Feuer hatten die magischen Fähigkeiten sie vollständig verlassen.
    Wieder wurde sie gleichgültig. Allem gegenüber. Sie verschloss sich in sich selbst und versank in Apathie. Für lange Zeit.
    Bis zu dem Tag, als ihnen auf der Straße durchs Heidekraut der Blaue Ritter begegnete.
     
    »Oh-oh«, murmelte Flenner angesichts der Berittenen, die ihnen den Weg versperrten. »Das gibt Ärger. Das sind die Varnhagens aus Fort Sarda  ...«
    Die Reiter kamen näher. An der Spitze ritt auf einem mächtigen Schimmel ein Riese in einer schmelzüberzogenen, blau schimmernden Rüstung. Direkt hinter ihm hielt sich ein zweiter Gepanzerter, dahinter folgten zwei Reiter in einfacher graubrauner Kleidung, zweifellos Knechte.
    Der Nilfgaarder mit dem Flügelhelm ritt ihnen entgegen, hielt seinen tänzelnden Braunen zurück. Sein Knappe befingerte den Schwertgriff, drehte sich im Sattel um. »Hinten bleiben und auf das Mädchen aufpassen«, knurrte er Flenner und seine Greifer an. »Nicht einmischen!«
    »Ich bin doch nicht blöd«, ließ sich Flenner leise vernehmen, sobald sich der Knappe entfernt hatte. »Nicht so blöd, mich in die Streiterein der Herrn aus Nilfgaard einzumischn  ...«
    »Wird es ’nen Kampf gebm, Flenner?«
    »Unbedingt. Zwischn den Sweers und den Varnhagens besteht Familienfeindschaft und Blutrache. Von den Pferdn. Passt auf das Mädel auf, denn um die geht’s für uns. Wenn wir Glück habm, kriegn wie die ganze Belohnung für sie.«
    »Die Varnhagens suchn das Mädchn bestimmt auch. Wenn sie gewinn’, nehm’ sie sie uns weg  ... Wir sind zu viert  ...«
    »Zu fünft.« Flenner ließ die Zähne blitzen. »Einer von den Knechtn aus Sarda is ’n Verwandter von mir. Ihr werdet sehn, bei dem Kampf sind wir am Gewinn’, nicht die Herrn Ritter  ...«
    Der Ritter in der blauen Rüstung zog die Zügel des Schimmels an. Der Geflügelte hielt ihm gegenüber. Der Gefährte des Blauen schloss auf, blieb hinter ihm. Sein sonderbarer Helm war mit zwei Lederbändern verziert, die vom Visier herabhingen und wie zwei große Schnurrbartenden oder Robbenhauer aussahen. Quer über dem Sattel hielt Zwei Hauer eine bedrohlich aussehende Waffe, die ein wenig an den Sponton erinnerte, wie ihn die Gardisten auf Cintra trugen, aber einen wesentlich kürzeren Schaft und eine längere Eisenspitze hatte.
    Der Blaue und der Geflügelte wechselten ein paar Worte. Ciri hörte nicht, welche, doch der Ton beider Ritter ließ keinen Zweifel aufkommen. Es waren keine freundlichen Worte. Der Blaue richtete sich plötzlich im Sattel auf, zeigte mit einer heftigen Bewegung auf Ciri, sagte laut und zornig etwas. Der Geflügelte schrie eine ebenso zornige Antwort, fuchtelte mit der Hand im Panzerhandschuh und bedeutete den Blauen unmissverständlich, sich davonzuscheren. Und da ging es los.
    Der Blaue gab dem Schimmel die Sporen und preschte vorwärts, wobei er eine Axt aus der Halterung am Sattel riss. Der Geflügelte trieb den Braunen voran und zog das Schwert aus der Scheide. Doch ehe die Gepanzerten handsgemein werden konnten, griff Zwei Hauer an, der mit dem Schaft des Spontons das Pferd zum Galopp trieb. Der Knappe des Geflügelten sprang ihn an und zog dabei das Schwert, doch Zwei Hauer stand in den Steigbügeln auf und stieß ihm den Sponton geradewegs in die Brust. Krachend durchschlug das lange Eisen Brustpanzer und Kettenhemd, der Knappe schrie durchdringend auf und stürzte vom Pferd, beide Hände um den Schaft der Waffe geklammert, die ihm bis zum Stichblatt in der Brust steckte.
    Der Blaue und der Geflügelte prallten krachend und polternd aufeinander. Die Axt war bedrohlicher, das Schwert aber schneller. Der Blaue bekam einen Hieb gegen die Schulter, ein Stück der emaillierten Halsberge flog wirbelnd und mit wehendem Riemen zur Seite, der Reiter wankte im Sattel, auf der blauen Rüstung erschienen karminrote Rinnsale. Der Galopp trennte die Kämpfer. Der geflügelte Nilfgaarder wendete den Braunen, da aber fiel ihn Zwei Hauer an, das Schwert mit beiden Händen zum Schlag erhoben. Der Geflügelte riss an den Zügeln, Zwei Hauer, der das Pferd nur mit den Füßen lenkte, preschte vorbei. Der Geflügelte konnte

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