Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
Methoden der Sondereinheiten erinnern auch aufs lebhafteste an die Methoden Falkas. Aber darum geht es nicht. Mich rührt nicht das Los der Elfen, ich weiß, wie der Krieg ist. Ich weiß auch, wie Kriege gewonnen werden. Sie werden mit Soldaten gewonnen, die mit Überzeugung und Aufopferung ihr Land, ihr Zuhause verteidigen. Nicht mit solchen wie dieser Rayla, mit Söldnern, die sich für Geld schlagen, die sich weder aufopfern können noch wollen. Sie wissen nicht einmal, was Aufopferung ist. Und wenn sie es wissen, verachten sie sie.«
    »Drei Kreuze hinter ihre Aufopferung und ihre Verachtung. Was geht uns das an? Ciri, zieh dir was über, spring nach oben und hol eine neue Karaffe. Ich habe Lust, mir heute einen anzusaufen.«
    Tissaia de Vries seufzte und schüttelte den Kopf. Margarita entging das nicht.
    »Zum Glück«, kicherte sie, »sind wir nicht mehr in der Schule, geliebte Meisterin. Wir dürfen schon tun, was uns gefällt.«
    »Sogar in Gegenwart einer künftigen Adeptin?«, fragte Tissaia giftig. »Also als ich Rektrix von Aretusa war  ...«
    »Wir wissen es, wir wissen es«, fiel ihr Yennefer lächelnd ins Wort. »Obwohl wir es gern wollten, vergessen wir es nicht. Geh die Karaffe holen, Ciri.«
    Während sie oben auf die Karaffe wartete, wurde Ciri Zeugin, wie die Kriegerin mit ihrer Abteilung von vier Soldaten abritt. Neugierig und erstaunt betrachtete sie deren Gestalten, Mienen, Kleidung und Waffen. Rayla, der Hauptmann mit dem schwarzen Zopf, stritt sich gerade mit dem Besitzer der Herberge.
    »Ich werde nicht bis zum Morgengrauen warten! Und es kümmert mich einen Dreck, dass die Tore geschlossen sind! Ich will sofort vor die Mauer! Ich weiß, dass die Herberge im Stall eine eigene Pforte hat! Ich befehle, sie zu öffnen!«
    »Die Vorschriften  ...«
    »Einen Dreck gehen mich die Vorschriften an! Ich führe die Befehle von Erzmeisterin de Vries aus!«
    »Schon gut, Hauptmann, schreit nicht. Ich mache Euch auf  ...«
    Besagte Pforte erwies sich als schmaler, solide verriegelter Durchlass, der direkt vor die Stadtmauer führte. Ehe Ciri aus der Hand des Knechts die Karaffe entgegennahm, sah sie, wie jene Pforte geöffnet wurde und Rayla mit ihrer Abteilung in die Nacht hinausritt.
    Sie begann sich Gedanken zu machen.
     
    »Na endlich«, freute sich Margarita, sei es über den Anblick Ciris oder der von ihr mitgebrachten Karaffe. Ciri stellte die Karaffe auf das Tischchen – ganz offensichtlich falsch, denn Tissaia de Vries rückte sie sogleich zurecht. Beim Eingießen verdarb Yennefer die ganze Anordnung, und Tissaia musste wieder korrigieren. Mit Schaudern stellte sich Ciri Tissaia als Lehrerin vor.
    Yennefer und Margarita nahmen das unterbrochene Gespräch wieder auf, wobei sie ausgiebig der Karaffe zusprachen. Für Ciri wurde klar, dass sie schon bald wieder nach einer neuen würde laufen müssen. Sie hing ihren Gedanken nach, während sie der Unterhaltung der Zauberinnen lauschte.
    »Nein, Yenna.« Margarita schüttelte den Kopf. »Du bist, wie ich sehe, nicht auf dem Laufenden. Ich habe mit Lars Schluss gemacht. Das ist schon vorbei. Elaine deireádh, wie die Elfen sagen.«
    »Und deswegen hast du Lust, dir einen anzusaufen?«
    »Unter anderem«, bestätigte Margarita Laux-Antille. »Mir ist traurig zumute, ich verhehle es nicht. Immerhin war ich vier Jahre lang mit ihm zusammen. Aber ich musste Schluss machen. Bei so was kommt nichts heraus  ...«
    »Zumal«, platzte Tissaia de Vries heraus, während sie den goldenen Wein in dem Pokal betrachtete, den sie hin und her neigte, »Lars verheiratet war.«
    »Das nun gerade« – die Zauberin zuckte mit den Schultern – »halte ich für bedeutungslos. Alle attraktiven Männer in dem mich interessierenden Alter sind verheiratet, da ist nichts zu machen. Lars hat mich geliebt, und eine Zeitlang glaubte auch ich  ... Ach, was ist da groß zu sagen. Er wollte zu viel. Er hat meine Freiheit bedroht, und mir wird beim bloßen Gedanken an Monogamie übel. Übrigens, ich habe mir an dir ein Vorbild genommen, Yenna. Erinnerst du dich an unser Gespräch damals in Vengerberg? Als du dich entschlossen hast, mit diesem Hexer Schluss zu machen? Ich habe dir damals geraten, es dir zu überlegen, habe dir gesagt, dass die Liebe nicht auf der Straße liegt. Aber du hattest recht. Liebe ist das eine, das Leben etwas anderes. Liebe vergeht  ...«
    »Hör nicht auf sie, Yennefer«, sagte Tissaia kalt. »Sie ist verbittert und voll Bedauern. Weißt du,

Weitere Kostenlose Bücher