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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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machen, so dass schon seit ein paar Stunden alle abwechselnd im Bassin schwammen und im Dampf schwitzten, wobei sie unablässig schwatzten.
    Ciri reichte der Zauberin das Handtuch. Margarita kniff sie sacht in die Wange. Ciri fauchte erneut und sprang mit lautem Platschen ins Bassin, in das nach Rosmarin duftende Wasser.
    »Sie schwimmt wie eine kleine Robbe.« Margarita lächelte und streckte sich neben Yennefer auf der hölzernen Pritsche aus. »Und anmutig ist sie wie eine Najade. Gibst du sie mir, Yenna?«
    »Zu diesem Zweck habe ich sie hergebracht.«
    »In welches Schuljahr soll ich sie aufnehmen? Kennt sie die Grundlagen?«
    »Ja. Aber sie soll ruhig wie alle anderen im Kindergarten anfangen. Es wird ihr nicht schaden.«
    »Vernünftig«, sagte Tissaia de Vries, die damit beschäftigt war, die Pokale auf der marmornen, von einer dünnen Schicht kondensierten Dampfes bedeckten Tischplatte zurechtzurücken. »Vernünftig, Yennefer. Es wird dem Mädchen leichterfallen, wenn sie zusammen mit den anderen Novizinnen beginnt.«
    Ciri sprang aus dem Bassin, setzte sich auf den Rand der Verkleidung und plätscherte mit den Füßen im Wasser. Yennefer und Margarita schwätzten träge, wischten sich immer wieder die Gesichter mit Servietten ab, die sie in kaltes Wasser getaucht hatten. Tissaia, sittsam in ein Badetuch gehüllt, schaltete sich in das Gespräch nicht ein und machte den Eindruck, als gehe sie völlig darin auf, Ordnung auf dem Tisch zu schaffen.
    »Ich bitte die hochedlen Damen untertänigst um Entschuldigung!«, rief plötzlich von oben her unsichtbar der Besitzer der Herberge. »Ihr mögt verzeihen, dass ich zu stören wage, aber  ... ein Offizier verlangt dringend Frau de Vries zu sprechen! Die Sache soll keinen Aufschub dulden!«
    Margarita Laux-Antille begann zu kichern und zwinkerte Yennefer zu, worauf beide wie auf Kommando die Handtücher von den Hüften gleiten ließen und ziemlich gewagte Posen einnahmen.
    »Der Offizier soll hereinkommen!«, rief Margarita und unterdrückte ein Lachen. »Bitte sehr! Wir sind bereit!«
    »Wie die Kinder«, seufzte Tissaia de Vries kopfschüttelnd. »Bedecke dich, Ciri.«
    Der Offizier kam herein, und der Streich der Zauberinnen verpuffte. Der Offizier wurde bei ihrem Anblick nicht verlegen, errötete nicht, machte keine Stielaugen. Denn der Offizier war eine Frau. Eine hochgewachsene Frau mit dunklem Teint, einem dicken Zopf und einem Schwert an der Seite.
    »Herrin«, sagte die Frau trocken und verbeugte sich leicht zu Tissaia de Vries hin, dass ihr Kettenpanzer klirrte. »Ich melde die Ausführung deiner Aufträge. Ich bitte um Erlaubnis, in die Garnison zurückkehren zu dürfen.«
    »Ich erlaube es«, antwortete Tissaia kurz. »Danke für die Eskorte und für die Hilfe. Glück auf den Weg.«
    Yennefer setzte sich auf der Pritsche auf und betrachtete die schwarz-golden-rote Schlaufe am Oberarm der Kriegerin.
    »Kenne ich dich nicht?«
    Die Kriegerin verneigte sich steif, wischte sich die schweißbedeckte Stirn ab. Im Bad war es heiß, und sie trug Kettenpanzer und Lederwams.
    »Ich war oft in Vengerberg, Frau Yennefer«, sagte sie. »Ich heiße Rayla.«
    »Nach dem Ärmelband zu urteilen, dienst du in den Sondereinheiten von König Demawend?«
    »Ja, Herrin.«
    »In welchem Rang?«
    »Als Hauptmann.«
    »Sehr gut.« Margarita Laux-Antille lächelte. »Im Heer Demawends hat man, wie ich mit Genugtuung feststelle, endlich angefangen, Offizierspatente an Soldaten zu vergeben, die Mumm in der Hose haben.«
    »Kann ich gehen?« Die Kriegerin straffte sich und legte die Hand auf den Schwertknauf.
    »Ja.«
    »Ich habe in deiner Stimme Feindseligkeit gespürt, Yenna«, sagte Margarita nach einer Weile. »Was hast du gegen die Frau Hauptmann?«
    Yennefer stand auf, nahm zwei Pokale vom Tischchen.
    »Hast du die Pfähle gesehen, die an den Kreuzwegen stehen?«, fragte sie. »Du musst sie gesehen haben, musst den Gestank der verfaulenden Leichname gerochen haben. Diese Pfähle sind ihr Einfall und ihr Werk. Das tun sie und ihre Untergebenen von den Sondereinheiten. Sadistenbande!«
    »Das ist der Krieg, Yennefer. Diese Rayla hat mehr als einmal Kampfgefährten sehen müssen, die den Eichhörnchen lebendig in die Hände gefallen sind. Die an den Händen an Bäumen aufgehängt wurden, um als Zielscheibe für Pfeile zu dienen. Geblendet, kastriert, mit im Feuer verbrannten Füßen. Die Grausamkeiten, die die Scioa’tael verüben, wären sogar einer Falka würdig.«
    »Die

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