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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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blieb Codringher auf der Klinge hängen.
    »Das sind die Nachricht und die Grüße von Rience«, zischte der hochgewachsene Halbelf, während er das Stilett heftig nach oben riss und den Advokaten aufschlitzte wie einen Fisch. »Fahr zur Hölle, Codringher. Geradewegs zur Hölle.«
    Codringher begann zu röcheln. Er fühlte, wie die Dolchklinge an Rippen und Brustbein knirschte. Er stürzte zu Boden, krümmte sich zusammen. Er wollte schreien, um Fenn zu warnen, doch es kam nur ein Krächzen heraus, und das Krächzen erstickte sogleich in einer Woge von Blut.
    Der hochgewachsene Halbelf trat über den Körper hinweg; nach ihm gingen die beiden anderen in die Wohnung. Diese beiden waren Menschen.
    Fenn ließ sich nicht überrumpeln.
    Eine Sehne surrte, einer der beiden Häscher stürzte zu Boden, von einer Stahlkugel mitten auf die Stirn getroffen. Fenn fuhr mit dem Sessel vom Pult weg und versuchte vergeblich, mit zitternden Händen die Armbrust neu zu spannen.
    Der Hochgewachsene sprang auf ihn zu, stieß mit einem kräftigen Fußtritt den Sessel um. Der Krüppel wurde auf die am Boden liegenden Papiere geschleudert. Wie er hilflos mit den Ärmchen und den Beinstummeln zappelte, erinnerte er an eine verkrüppelte Spinne.
    Der Halbelf gab der Armbrust einen Fußtritt, dass sie aus Fenns Reichweite flog. Ohne den Krüppel zu beachten, der zu kriechen versuchte, sah er rasch die auf dem Pult liegenden Papiere durch. Seine Aufmerksamkeit wurde von einer kleinen, in Horn und Messing gefassten Miniatur angezogen, die eine hellhaarige junge Frau darstellte. Er nahm sie zusammen mit dem daran befestigten Zettel an sich.
    Der zweite Häscher verließ den von der Armbrustkugel Getroffenen, kam näher. Der Halbelf hob fragend die Brauen. Der Häscher schüttelte den Kopf.
    Der Halbelf steckte die Miniatur und etliche vom Pult genommene Dokumente in die Jacke. Dann nahm er ein Büschel Schreibfedern aus dem Becher und zündete sie an einer Kerze an. Er drehte sie langsam, damit der Wisch richtig brannte, worauf er sie aufs Pult warf, auf die Pergamentbündel, die sofort Feuer fingen.
    Fenn schrie auf.
    Der hochgewachsene Halbelf nahm von dem schon brennenden Tisch eine Flasche mit einer Flüssigkeit zum Entfernen von Tinte, trat zu dem sich windenden Krüppel und goss den ganzen Inhalt über ihn aus. Fenn heulte durchdringend auf. Der zweite Häscher nahm aus einem Regal einen Armvoll Pergamentpacken und warf sie auf den Krüppel.
    Das Feuer vom Pult loderte schon bis zur Decke hoch. Eine zweite, kleinere Flasche mit Tintenentferner explodierte mit dumpfem Knall, die Flammen leckten an den Regalen. Fenn heulte. Der Hochgewachsene trat von dem brennenden Pult weg, rollte aus Papier einen zweiten Fidibus zusammen und entzündete ihn. Der zweite Häscher warf noch eine Ladung Papiere auf den Krüppel.
    Fenn heulte.
    Der Halbelf trat zu ihm hin, den brennenden Fidibus in der Hand.
    Codringhers schwarz-weißer Kater setzte sich auf ein Mäuerchen in der Nähe des Hauses. Auf seinen gelben Augen spielte der Widerschein des Feuers, das die freundliche Nacht in eine schreckliche Parodie des Tages verwandelt hatte. Die Gegend hallte von Geschrei wider. Es brennt! Es brennt! Wasser! Leute rannten auf das Haus zu. Der Kater erstarrte, betrachtete sie voller Verwunderung und Verachtung. Diese Dummköpfe wollten offensichtlich dorthin, zu dem Feuerschlund, dem er gerade mit Mühe entkommen war.
    Codringhers Kater wandte sich gleichgültig ab und widmete sich wieder dem Ablecken seiner in Blut getauchten Pfote.
     
    Ciri erwachte schweißgebadet, ihre Hände waren so um die Bettdecke gekrallt, dass es wehtat. Ringsum waren Stille und eine weiche Finsternis, von einem Streifen Mondlicht durchschnitten wie von einem Stilett.
    Brand. Feuer. Blut. Ein Albtraum  ... Ich erinnere mich nicht, an nichts erinnere ich mich.
    Tief atmete sie die scharfe Nachtluft ein. Das Gefühl von Schwüle war verschwunden. Sie wusste warum.
    Die Schutzzauber wirkten nicht.
    Etwas ist geschehen, dachte Ciri. Sie sprang aus dem Bett und zog sich rasch an. Sie gürtete den kleinen Dolch um. Das Schwert war nicht da, Yennefer hatte es ihr weggenommen und Rittersporn in Verwahrung gegeben. Der Dichter schlief sicherlich schon, in Loxia herrschte Stille. Ciri überlegte, ob sie nicht gehen und ihn wecken sollte, als sie plötzlich ein heftiges Pulsieren in den Ohren verspürte und das Blut rauschen hörte.
    Der durchs Fenster hereinfallende Streifen Mondlicht war zu

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