Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
nicht«, antwortete Philippa fest. »Und ich weiche nicht zurück.«
    »Natürlich. Du weichst vor nichts zurück.«
    Die Luft erzitterte, die Absätze schlugen in einem bekannten Rhythmus auf den Boden. Philippa kam auf ihn zu. Er hatte sich den nervösen Rhythmus ihrer Schritte gemerkt, als sie tags zuvor zusammen durch den Saal in Aretusa gegangen waren, um sich an Kaviar zu delektieren. Er erinnerte sich an den Geruch von Zimt und Narde. Jetzt war dieser Geruch mit dem Geruch von Soda vermischt. Geralt schloss seine eigene Teilnahme an jedwedem Umsturz oder Putsch aus, doch er fragte sich, ob er, wenn er sich daran beteiligte, wohl daran denken würde, sich vorher die Zähne zu putzen.
    »Er sieht dich nicht, Phil«, sagte Dijkstra scheinbar beiläufig. »Er sieht nichts und hat nichts gesehen. Die mit den schönen Haaren hat ihn geblendet.«
    Er hörte Philippas Atem und spürte jede ihrer Bewegungen, bewegte aber ungeschickt den Kopf, um Ratlosigkeit zu mimen.
    Die Zauberin ließ sich nicht täuschen. »Verstell dich nicht, Geralt. Triss hat dir die Augen zugekleistert, aber doch nicht den Verstand. Welches Wunder hat dich hierhergeführt?«
    »Ich bin reingeraten. Wo ist Yennefer?«
    »Gesegnet sind die, die nichts wissen.« In Philippas Stimme lag kein Spott. »Denn sie leben länger. Sei Triss dankbar. Es war ein sanfter Zauber, die Blendung wird bald vorübergehen. Und du hast nicht gesehen, was du nicht sehen durftest. Pass auf ihn auf, Dijkstra. Ich komme gleich wieder.«
    Abermals eine Bewegung. Stimmen. Der volltönende Sopran von Keira Metz, Radcliffes nasaler Bass. Das Stapfen redanischer Stiefel. Und die erhobene Stimme von Tissaia de Vries.
    »Lasst sie los! Wie könnt ihr es wagen? Wie konntet ihr ihr das antun?«
    »Das ist eine Verräterin!« Nasal, Radcliffe.
    »Das werde ich niemals glauben!«
    »Blut ist dicker als Wasser.« Kalt, Philippa Eilhart. »Und Kaiser Emhyr hat den Elfen die Freiheit versprochen. Und einen eigenen, unabhängigen Staat. Hier, in diesen Ländern. Natürlich nachdem die Menschen hingemetzelt sind. Und das hat genügt, dass sie uns auf der Stelle verriet.«
    »Antworte!« Tissaia de Vries, erregt. »Antworte ihr, Enid!«
    »Antworte, Francesca.«
    Das Klirren von Handschellen aus Dwimerit. Und der singende Elfenakzent von Francesca Findabair, der Aster aus den Tälern, der schönsten Frau der Welt.
    »Va vort a me, Dh’oine. N’aen te a dice’n.«
    »Genügt dir das, Tissaia?« Die Stimme Philippas, wie ein Bellen. »Glaubst du mir jetzt? Du, ich, wir alle sind und waren immer für sie Dh’oine, Menschen, denen sie, die Aen Seidhe, nichts zu sagen hat. Und du, Fercart? Was haben dir Vilgefortz und Emhyr versprochen, dass du dich zum Verrat entschlossen hast?«
    »Geh zum Teufel, verrückte Vettel.«
    Geralt hielt den Atem an, doch kein Geräusch eines auf eine Wange auftreffenden Schlagrings drang an sein Ohr. Philippa hatte sich besser unter Kontrolle als Keira. Oder keinen Schlagring.
    »Radcliffe, bring die Verräter nach Garstang! Detmold, biete der Erzmeisterin de Vries deinen Arm an. Geht. Ich werde gleich nachkommen.«
    Schritte. Der Geruch von Zimt und Narde.
    »Dijkstra.«
    »Zur Stelle, Phil.«
    »Deine Untergebenen werden hier nicht mehr gebraucht. Sie sollen nach Loxia zurückkehren.«
    »Bist du sicher, dass  ...«
    »Nach Loxia, Dijkstra!«
    »Zu Befehl, gnädige Frau.« In der Stimme des Spions klang Spott. »Die Bauern gehen, sie haben das Ihre getan. Jetzt ist das ausschließlich eine Angelegenheit der Zauberer. Daher werde auch ich ungesäumt aus Eurer Hoheit schönen Augen gehen. Dank für die Hilfe und die Teilnahme an dem Putsch habe ich nicht erwartet, doch ich bin mir sicher, dass Eure Hoheit mich in dankbarer Erinnerung behalten wird.«
    »Verzeih, Sigismund. Danke für die Hilfe.«
    »Keine Ursache, die Freude ist ganz meinerseits. He, Voymir, sammle die Leute. Fünf bleiben bei mir. Den Rest führst du nach unten und lässt sie an Bord des ›Degens‹ gehen. Aber fein still, auf Zehenspitzen, ohne Lärm und Aufsehen. Auf Schleichpfaden. In Loxia und im Hafen – kein Sterbenswörtchen! Ausführung!«
    »Du hast nichts gesehen, Geralt«, flüsterte Philippa Eilhart und hüllte den Hexer in den Geruch von Zimt, Narde und Soda ein. »Und nichts gehört. Mit Vilgefortz hast du niemals gesprochen. Dijkstra nimmt dich jetzt mit nach Loxia. Ich werde versuchen, dich dort zu finden, wenn  ... Wenn alles vorbei ist. Ich habe dir gestern etwas

Weitere Kostenlose Bücher