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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Demawend nicht zurückgehalten? Warum hat diese Schlampe Meve  ...«
    »Schweig, Sabrina!«
    »Nicht doch, sie soll reden.« Tissaia de Vries hob die Stimme. »Sie soll von der an der Grenze konzentrierten Armee Henselts von Kaedwen reden. Sie soll von den Truppen Foltests von Temerien reden, die sicherlich schon die Boote zu Wasser lassen, die bisher im Gebüsch an der Jaruga versteckt lagen. Sie soll von dem Expeditionskorps unter Führung Wisimirs von Redanien reden, das am Pontar steht. Hast du geglaubt, Philippa, dass wir blind und taub sind?«
    »Das ist eine einzige verdammte große Provokation! König Wisimir  ...«
    »König Wisimir«, fiel ihr mit gleichgültiger Stimme das aschblonde Medium ins Wort, »wurde gestern Nacht ermordet. Er wurde von einem Attentäter erstochen. Redanien hat keinen König mehr.«
    »Redanien hatte schon seit langem keinen König.« Tissaia de Vries stand auf. »In Redanien herrschte Ihre Gnaden Philippa Eilhart, eine würdige Nachfolgerin Raffards des Weißen. Bereit, für die absolute Herrschaft zigtausende von Leben zu opfern.«
    »Hört nicht auf sie!«, schrie Philippa. »Hört nicht auf dieses Medium! Das ist ein Werkzeug, ein vernunftloses Werkzeug  ... Wem dienst du, Yennefer? Wer hat dich geheißen, dein Monster hierherzubringen?«
    »Ich«, sagte Tissaia de Vries.
     
    »Was war weiter? Was ist mit dem Mädchen geschehen? Was mit Yennefer?«
    »Ich weiß nicht.« Keira schloss die Augen. »Tissaia hat plötzlich die Blockade aufgehoben. Mit einem einzigen Zauberspruch. Mein Lebtag habe ich noch nichts dergleichen gesehen  ... Sie hat uns benebelt und blockiert, dann hat sie Vilgefortz und die anderen befreit  ... Und Francesca hat einen Zugang zum Untergrund geöffnet, und plötzlich wimmelte es in Garstang von Scioa’tael. Ihr Führer war ein sonderbarer Kerl mit einem Nilfgaarder Flügelhelm. Geholfen hat ihm ein Typ mit einem Brandzeichen auf dem Gesicht. Der konnte Zaubersprüche wirken. Und sich gegen Magie abschirmen  ...«
    »Rience.«
    »Kann sein, ich weiß nicht. Es ging heiß her  ... Die Decke kam herunter. Zaubersprüche und Pfeile  ... Ein Massaker  ... Bei den anderen wurde Fercart getötet, bei uns Drithelm, Radcliffe, Marquard, Rejean und Bianca d’Este  ... Triss Merigold hat eine Quetschung, Sabrina ist verwundet  ... Als Tissaia die Leichen sah, erkannte sie ihren Fehler, versuchte uns zu schützen, Vilgefortz und Terranova zu mäßigen  ... Vilgefortz hat sie ausgelacht und verspottet. Da verlor sie den Kopf und floh  ... Ach, Tissaia  ... So viele Tote  ...«
    »Was ist mit dem Mädchen und Yennefer?«
    »Ich weiß nicht.« Die Zauberin begann zu husten, spuckte Blut. Sie atmete sehr flach und mit sichtlicher Mühe. »Nach einer von den vielen Explosionen habe ich für einen Augenblick das Bewusstsein verloren. Der mit der Narbe und seine Elfen haben mich außer Gefecht gesetzt. Terranova hat mir erst einen Fußtritt verpasst und mich dann aus dem Fenster geworfen.«
    »Es ist nicht nur das Bein. Du hast gebrochene Rippen.«
    »Lass mich nicht allein.«
    »Ich muss. Ich komme zurück.«
    »Schön wär’s.«
     
    Anfangs war da nur ein zuckendes Chaos, das Pulsieren von Schatten, ein Wirbel von Helligkeit und Finsternis, ein Chor von bellenden, aus einem Abgrund herandringenden Stimmen. Plötzlich wurden die Stimmen lauter, die Umgebung explodierte in Geschrei und Lärm. Die Helligkeit inmitten der Finsternis wurde zum Feuer, das Wandbehänge und Gobelins verschlang, zu Funkenschauern, die aus den Wänden hervorzusprühen schienen, aus den Balustraden und den Säulen, die das Gewölbe hielten.
    Ciri begann vom Rauch zu krächzen und begriff, dass das kein Traum mehr war.
    Sie versuchte aufzustehen, indem sie sich auf die Hände stützte. Sie traf mit den Handflächen auf etwas Feuchtes, schaute hinab. Sie kniete in einer Blutlache. Direkt neben ihr lag ein regloser Körper. Der Körper eines Elfs. Sie erkannte das sofort.
    »Steh auf.«
    Yennefer stand neben ihr. In der Hand hielt sie ein Stilett.
    »Frau Yennefer  ... Wo sind wir? Ich kann mich an nichts erinnern  ...«
    Die Zauberin fasste sie rasch bei der Hand. »Ich bin bei dir, Ciri.«
    »Wo sind wir? Warum brennt alles? Wer ist dieser  ... der hier?«
    »Ich habe dir einmal, vor einer Ewigkeit, gesagt, dass das Chaos nach dir die Hand ausstreckt. Weißt du noch? Nein, sicherlich nicht mehr. Dieser Elf hat die Hand nach dir ausgestreckt. Ich musste ihn

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