Die Zeit der Verachtung
aufstehen?«
»Nein, kann ich nicht.«
»Ich will hinein. Unbemerkt. Wie mache ich das?«
»Sind alle Hexer« – Keira spuckte abermals aus, stöhnte, als sie sich auf den Ellenbogen zu stützen versuchte – »verrückt? In Garstang wird gekämpft! Da geht es derart zur Sache, dass der Stuck von den Wänden fällt! Willst du dir unbedingt Beulen holen?«
»Nein. Ich suche Yennefer.«
»Ha!« Keira stellte ihre Anstrengungen ein und legte sich auf den Rücken. »Ich wünschte, mich würde auch jemand so lieben. Nimm mich auf die Arme.«
»Vielleicht ein andermal. Ich bin etwas in Eile.«
»Nimm mich auf die Arme, sag ich! Ich zeige dir den Weg nach Garstang. Ich muss diesen Hundesohn Terranova erwischen. Na, worauf wartest du? Allein findest du den Eingang nicht, und wenn doch, erledigen dich diese Hundesöhne von Elfen ... Ich kann nicht gehen, bin aber noch imstande, ein paar Zaubersprüche zu wirken. Wenn sich uns jemand in den Weg stellt, wird er es bereuen.«
Sie schrie, als er sie aufhob.
»Entschuldige.«
»Macht nichts.« Sie legte ihm die Arme um den Hals. »Das ist das Bein. Du riechst immer noch nach ihrem Parfüm, weißt du das? Nein, nicht dorthin. Bieg ab und geh bergan. Es gibt einen anderen Eingang, auf der Seite von Tor Lara. Dort sind vielleicht keine Elfen ... Auu! Vorsichtig, verdammt!«
»Entschuldige. Wo kommen diese Scioa’tael her?«
»Sie waren im Untergrund. Thanedd ist hohl wie eine Schote, da gibt es eine große Kaverne, man kann mit einem Schiff hineinfahren, wenn man weiß, wie man es macht. Das Wie hat ihnen jemand verraten ... Auuu! Vorsicht! Schüttel mich nicht!«
»Entschuldige. Die Eichhörnchen sind also übers Meer gekommen? Wann?«
»Weiß der Kuckuck. Vielleicht gestern, vielleicht vor einer Woche? Wir haben uns auf einen Schlag gegen Vilgefortz vorbereitet und Vilgefortz gegen uns. Vilgefortz, Francesca, Terranova und Fercart ... Sie haben uns nicht schlecht über den Löffel balbiert ... Philippa glaubte, es gehe ihnen um die allmähliche Machtübernahme im Kapitel, um Einflussnahme auf die Könige ... Sie aber hatten vor, uns im Laufe der Zusammenkunft zu beseitigen ... Geralt, ich halte das nicht aus ... Das Bein ... Leg mich eine Weile hin. Auuu!«
»Keira, das ist ein offener Bruch. Das Blut dringt durch die Hose.«
»Halt den Mund und hör zu. Denn hier geht es um deine Yennefer. Wir kamen nach Garstang, in den Beratungssaal. Dort gibt es eine antimagische Blockade, aber sie wirkt nicht auf Dwimerit, wir fühlten uns sicher. Es begann ein Gezänk. Tissaia und die Neutralen schrien auf uns ein, wir auf sie. Vilgefortz aber schwieg und lächelte ...«
»Ich wiederhole, Vilgefortz ist ein Verräter! Er hat sich mit Emhyr von Nilfgaard gemein gemacht, andere in die Verschwörung hineingezogen! Er hat das Recht gebrochen, uns und die Könige verraten ...«
»Langsam, Philippa. Ich weiß, dass dir die Gunst, die dir Wisimir erweist, mehr bedeutet als die Solidarität der Bruderschaft. Dasselbe gilt für dich, Sabrina, denn du spielst die gleiche Rolle in Kaedwen. Keira Metz und Triss Merigold vertreten die Interessen Foltests von Temerien, Radcliffe ist ein Werkzeug Demawends von Aedirn ...«
»Was tut das zur Sache, Tissaia?«
»Die Interessen der Könige brauchen nicht mit unseren übereinzustimmen. Ich weiß genau, worum es geht. Die Könige haben die Ausrottung der Elfen und anderer Nichtmenschen in Angriff genommen. Vielleicht hältst du, Philippa, das für richtig. Vielleicht hältst du, Radcliffe, es für angebracht, die Truppen Demawends bei der Jagd auf die Scioa’tael zu unterstützen. Ich aber bin dagegen. Und es wundert mich nicht, dass Enid Findabair dagegen ist. Aber das bedeutet noch keinen Verrat. Unterbrich mich nicht! Ich weiß genau, was eure Könige vorhaben, weiß, dass sie einen Krieg vom Zaun brechen wollen. Maßnahmen, die diesen Krieg verhindern sollten, sind in den Augen deines Wisimir vielleicht Verrat, in meinen aber nicht. Wenn du Vilgefortz und Francesca verurteilen willst, musst du auch mich verurteilen!«
»Von was für einem Krieg ist hier die Rede? Mein König, Esterad von Kovir, wird keinerlei aggressive Handlungen gegen das Kaiserreich Nilfgaard unterstützen! Kovir ist und bleibt neutral!«
»Du bist Mitglied des Rates, Carduin! Und kein Botschafter deines Königs!«
»Und wer sagt das, Sabrina?«
»Genug!« Philippa schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich werde deine
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