Die Zeit, die Zeit (German Edition)
die Bewilligung von Sophie Schalbert für die Birke?«
»Die bekomme ich.«
»Wie?«
Knupp zögerte. »Ich weiß etwas, das ihr Mann nicht erfahren darf.«
»Was?«
Knupp rang mit sich, bis er sagte: »Etwas, das Martha auch nicht erfahren durfte. – Verstehst du?«
Taler verstand. Aber Knupp wollte erklären:
»Sophie war immer eine einsame Frau. Sie war die einzige Tochter von Otto Schalbert, dem Besitzer der Drahtzugfabrik, und führte ihm den Haushalt seit dem Tod ihrer Mutter. Erst nachdem auch der Vater gestorben war, heiratete sie, da war sie schon Ende dreißig. Ihr Mann, ein ehemaliger Angestellter des Vaters, verspekulierte sich, und Sophie war gezwungen, die Fabrik abzustoßen. Kurz darauf hatte er einen Hirnschlag. Seither sitzt er im Rollstuhl, und Sophie pflegt ihn. Verstehst du?«
»Es geht mich nichts an.«
»Ich will nur nicht, dass du denkst, ich spiele dir etwas vor mit Martha. Es war nichts Ernstes. Sophie tat mir einfach leid. Und Martha arbeitete zu dieser Zeit als Handarbeitslehrerin. Mit einem ganz anderen Stundenplan.«
»Ich verstehe.«
Knupp sah ihn skeptisch an. »Das Leben schlägt manchmal unerwartete Volten.«
»Und Scholters?«, fragte Taler.
»Wenn Geld keine Rolle spielte, würde ich ihnen etwas bezahlen für das Einverständnis. Die pfeifen auf dem letzten Loch.«
»Und Hadlaubers?«
»Ich dachte, das hätte ich dir schon gesagt. Die Arbeiten machen wir in den Herbstferien. Dann sind sie in Kanada.«
»Und die Straße?«
»Reine Geldfrage.« Knupp ließ die Schultern wieder hängen und sah aus, als würde er gleich wieder losheulen.
»Auf welcher Bank hast du dein Konto?«
»Wie gesagt: Es ist fast leer.«
»Bei welcher Bank?«, insistierte Taler.
»Bei der Federal, warum?«
»Eröffne eines bei der Stadtsparkasse.«
»Warum?«
»Die Computersysteme kleiner Banken haben nicht so ausgeklügelte Kontrollsysteme.«
Knupp sah Taler verständnislos an.
»Kontrollsysteme, die sofort Alarm schlagen, wenn auf einem Konto ungewöhnliche Bewegungen entstehen.«
Knupp stellte keine weiteren Fragen.
Die Stadtsparkasse war kürzlich auf etwas provinzielle Art modernisiert worden. Die in hellem Furnier gehaltenen drei Schalter waren durch ein Spalier aus Ficus-Hydrokulturen voneinander getrennt. Als Knupp der Frau am Schalter sagte, er wolle ein Konto eröffnen, stellte sie ein Schild mit der Aufschrift »Geschlossen« hinter die Glasscheibe und führte Knupp und Taler in ein Besprechungszimmer. Sie füllte beiden die Formulare aus, dem alten Herrn mit der zittrigen und dem jüngeren mit der eingegipsten Hand, händigte beiden buntes Prospektmaterial über die Bank und deren Dienstleistungen aus und entließ die neuen Kunden mit den besten Wünschen für die zukünftige Zusammenarbeit.
Knupp war jetzt Inhaber eines Kontos, lautend auf den Namen Albert Knupp-Widler, und Peter Taler besaß die Unterschriftsberechtigung dafür.
Noch am selben Abend glitt der Briefkopf der »Firma Knupp & Widler, Fertigbeton« in Knupps Arbeitszimmer aus Lauras Drucker.
Die erste Rechnung für »diverse Bepflanzungsarbeiten« von Wertinger auf »46144 WB Waldberg« landete auf Bettys Schreibtisch. »Wertinger, Wertinger, sind die neu?«, fragte sie mehr sich als ihren Bürokollegen. Wenn sie nicht in ihr Handy sprach, führte sie solche Selbstgespräche. Aber diesmal gab Taler eine Antwort. Er war ein wenig erschrocken, es wäre ihm lieber gewesen, die Rechnung hätte auf seinem Stoß gelegen. »Nein, ich glaube, da gibt es einen Lieferantenstamm, schau mal nach.«
Aber Betty hatte den Lieferanten schon gefunden und buchte den Betrag, etwas über vierundzwanzigtausend Franken, ohne weiteren Kommentar.
Die Verbuchungen von Illulaura GmbH und von Knupp & Widler am nächsten Tag verliefen ohne eine solche Schrecksekunde. Sie landeten direkt auf Talers Schreibtisch.
Es handelte sich um CHF 36432.55 für Armierungseisen und CHF 28312.60 für Fertigbeton, beide für die Großbaustelle 46144 WB Waldberg.
Ausgestanden war die Sache allerdings erst, wenn der Zahlungsauftrag abgezeichnet war. Zweimal in der Woche löste Feldau & Co. Lieferantenzahlungen aus. Das Computersystem stellte die Liste der Begünstigten zusammen aufgrund der gebuchten Zahlungstermine. Illulaura GmbH und Knupp & Widler gewährten drei Prozent Skonto bei Begleichung innerhalb von fünf Tagen nach Rechnungserhalt und kamen daher in die nächste Überweisung.
Laut einer internen Weisung des Finanzchefs Perlucci, die er
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