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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Bisesa und Abdikadir, verlangten, dass über die beiden
Verräter de Morgan und Sable Jones entsprechend ihrer
eigenen Sitten und Gebräuche Recht gesprochen werden sollte.
Aber Alexander war der König, und er wusste, dass es nur
eine einzige Gerechtigkeit gab, die seine Männer
akzeptierten. De Morgan und Sable Jones würden vor der
ganzen, draußen auf der Ebene vor der Stadt angetretenen,
Armee abgeurteilt werden, und seiner Meinung nach war ihr
Schicksal bereits besiegelt.
    Dieser Krieg war noch nicht zu Ende, sagte er sich, auch wenn
jene machtvolle Gestalt Dschingis Khan den Tod gefunden hatte.
Alexander war zuversichtlich, die Mongolen früher oder
später vernichten zu können. Aber weshalb sollten
Mazedonier und Mongolen auf Veranlassung der Götter des
Auges einander zerfleischen wie Hunde, die man auf einen
Kampfplatz hetzte? Sie waren doch alle Menschen, keine Tiere.
Vielleicht gab es einen anderen Weg.
    Es amüsierte ihn, dass Bisesa und die anderen sich modern nannten – so als wären Alexander und
seine Zeit verblasste Anekdoten aus längst vergangenen
Epochen, erzählt von einem müden alten Mann. Aber von
Alexanders Gesichtspunkt aus waren diese fremdartigen,
spindeldürren, vulgären Wesen aus einer fernen und
uninteressanten Zukunft nichts als Schaumschläger. Sie waren
nur eine Hand voll, verglichen mit den Massen seiner Mazedonier
und der Mongolen. Oh, ihre raffinierten Geräte waren in der
Schlacht gegen den Khan kurze Zeit von Nutzen gewesen, aber sehr
bald schon waren sie ermattet, und dann hieß es wieder
zurück zu den ältesten Waffen von allen, zu Eisen und
Blut, zu Disziplin und simpler Tapferkeit. Die
»Modernen« waren belanglos. Alexander war klar, dass
das schlagende Herz der neuen Welt hier lag – bei ihm und
bei diesen Mongolen.
    Er hatte immer gewusst, dass dieser Augenblick des Zauderns am
Fluss Beas eine Entgleisung gewesen war, doch nun lag er hinter
ihm. Er beschloss, Eumenes damit zu beauftragen, noch einmal an
die Mongolen heranzutreten, um zu einer gemeinsamen Grundlage zu
kommen. Wenn er die Mongolen besiegte, würde er stark sein,
doch wenn er sich mit ihnen zusammenschloss, noch stärker.
Ganz gewiss gab es keine Macht auf dieser verwundeten Welt, die
es mit ihnen gemeinsam aufnehmen konnte! Und dann, gerüstet
mit dem Wissen, das Bisesa und die Ihren mitgebracht hatten,
kannten die Möglichkeiten, die die Zukunft bot, keine
Grenzen.
    Er überlegte und plante und sog den Wind ein, der aus dem
Osten wehte, aus dem Herzen des Weltkontinents –
erfüllt mit dem üppigen Duft der Zeit.



 
{ 37 }
DAS LABORATORIUM
     
     
    Man konnte es kaum einen Käfig nennen.
    Fünf Jahre nach der Diskontinuität und ihrer
Gefangennahme hockten die Affenmenschen immer noch unter einem
Tarnnetz, das man lose über ein bequem erreichbares
schwebendes Auge geworfen und auf dem Boden mit großen
Steinen beschwert hatte. Niemand hatte daran gedacht, für
irgendetwas Besseres zu sorgen – obwohl irgendein
militärisch getrimmtes Hirn auf die Idee gekommen war, die
Steine weiß anmalen zu lassen. Aber es gab immer jemanden,
dessen laxe Einstellung mit ein wenig sinnloser Arbeit
zurechtgerückt werden musste.
    Unter diesem Netz verbrachte die Sucherin ihre Tage, allein
mit dem rasch wachsenden Klammerchen, das nun fast sechs Jahre
alt war. Mit ihrem kindlichen und noch unfertigen Verstand hatte
sich ihre Tochter an den Umstand der Gefangenschaft gewöhnt;
die Sucherin hingegen konnte sich nicht daran gewöhnen, sie
musste sich einfach damit abfinden.
    Einmal am Tag kamen die Soldaten, brachten Essen und Wasser
und kratzten den Mist nach draußen. Manchmal hielten sie
sie gegen den Boden gedrückt fest und pressten ihre fetten
Penisse in ihren Körper. Das berührte die Sucherin
nicht weiter; es tat nicht weh, und sie hatte gelernt, das
Klammerchen im Auge zu behalten, während sie die Männer
teilnahmslos gewähren ließ. Sie hatte keine Ahnung,
warum die Soldaten taten, was sie taten, doch ob sie es nun
wusste oder nicht, es machte keinen Unterschied, denn sie
hätte nicht die Möglichkeit gehabt, ihnen Einhalt zu
gebieten.
    Sie konnte natürlich von hier ausbrechen, und in
irgendeinem Winkel ihres Hirns war ihr das immer noch bewusst.
Sie war kräftiger als der kräftigste Soldat, und das
Netz konnte sie mit den Zähnen und Händen oder sogar
den Füßen aufreißen, aber seit ihrer
Gefangennahme hatte sie außer ihrer

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