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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Heute fühlte sich die
Luft kühler an, irgendwie herber und geladen mit etwas, das
ein moderner Mensch »Elektrizität« genannt
hätte. Das Licht war merkwürdig hell und verwaschen,
und selbst hier, mitten in den Tiefen des Waldes, regte sich eine
Brise, die in den Blättern der Bäume raschelte.
Irgendetwas war nicht so wie sonst, etwas hatte sich
verändert, und die Tiere waren beunruhigt.
    Beherzt ging die Sucherin in die Richtung, aus der die Brise
kam. Schnatternd lief das Klammerchen unter Zuhilfenahme der
Fingerknöchel hinter ihr her.
    Als die Sucherin den äußersten Rand des Waldes
erreichte, regte sich draußen, auf der morgenhellen Ebene,
kein Halm. Die Sucherin blickte nach allen Seiten, während
sich ein Fünkchen Verwirrung in ihrem Kopf festsetzte. Ihr
dem Leben im Wald angepasster Geist tat sich schwer mit der
Analyse von weiten Landschaften, aber es schien ihr, als
wäre das Land heute anders. Gewiss war gestern mehr
Grün da gewesen! Gewiss hatten im Windschatten dieser
flachen Hügel dort drüben ein paar Waldreste gestanden!
Und gewiss war gestern noch in diesem staubtrockenen Graben
Wasser geflossen! Aber so ganz sicher konnte sie sich dessen doch
nicht sein. Die Erinnerungen daran, die schon für
gewöhnlich ziemlich bruchstückhaft waren, verblassten
bereits.
    In einiger Entfernung hing etwas in der Luft.
    Es war kein Vogel, denn es machte keine Bewegung und flog auch
nicht davon, und es war keine Wolke, denn es sah hart aus und
fest umrissen und rund. Und es leuchtete, fast so hell wie die
Sonne.
    Magisch davon angezogen verließ die Sucherin den
Dämmerschatten des Waldes und trat hinaus ins Freie.
    Sie ging auf das Ding zu, umrundete es, betrachtete es aus
allen Richtungen, blieb darunter stehen und inspizierte es. Es
war etwa so groß wie ihr Kopf, und Licht floss daraus
hervor – oder, besser, das Licht der Sonne brach sich darin
wie in den Wellen eines Flusses. Es roch nach nichts. Es war wie
eine Frucht, die an einem Ast hing – aber da stand kein
Baum. Vier Milliarden Jahre Anpassung an das gleichbleibende
Schwerefeld der Erde hatte die Sucherin mit einem Instinkt
ausgestattet, der ihr sagte, dass nichts, was so klein und hart
war, ohne Hilfe in der Luft schweben konnte: Dies war etwas Neues
und daher Furchterregendes. Aber wenigstens fiel es nicht auf sie
herab und machte auch sonst keine Anstalten, sie auf irgendeine
Weise anzugreifen.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, reckte den Hals und
starrte auf die Kugel; zwei Augen starrten zurück. Knurrend
ließ sich die Sucherin zu Boden fallen. Die Kugel reagierte
nicht, und als die Sucherin hochblickte, begriff sie es: Die
Kugel warf ihr eigenes Spiegelbild zurück, nur verzerrt und
verbogen; die Augen waren ihre eigenen gewesen, so wie sie sie
gelegentlich schon auf einer glatten Wasseroberfläche
gesehen hatte. Von allen Lebewesen der Erde konnte nur ihre
Spezies sich in einer solchen Reflexion wiedererkennen, denn nur
sie und ihre Artgenossen verfügten über ein echtes
Ich-Bewusstsein. Aber sie hatte den dumpfen Eindruck, als
wäre die schwebende Kugel durch das Spiegelbild, das sie
enthielt, selbst ein riesiges Auge, das auf sie herabsah,
während sie es betrachtete.
    Sie erhob sich wieder und streckte ihre langen, zum Klettern
auf Bäumen gemachten Arme danach aus, aber selbst auf den
Zehenspitzen stehend konnte sie die Kugel nicht erreichen.
Hätte sie mehr Zeit gehabt, wäre sie wohl auf die Idee
gekommen, etwas zu holen, auf dem man stehen und es erneut
versuchen konnte, einen Stein etwa oder einen Haufen Zweige.
    Aber das Klammerchen kreischte.
    Die Sucherin ließ sich zurückfallen und rannte,
noch ehe sie sich dessen gewahr wurde, auf allen vieren unter
Zuhilfenahme der Fingerknöchel zu ihrem Kind. Als sie sah,
was soeben mit ihrer Tochter geschah, erschrak sie zu Tode.
    Zwei Lebewesen standen über das Klammerchen gebeugt. Sie
sahen aus wie Affen – sehr große, sehr aufrechte
Affen, aber ihre Gesichter waren flach und haarlos. Ihrer
hellroten Farbe wegen wirkten die Körper der Wesen auf die
Sucherin blutüberströmt. Und sie hatten das
Klammerchen! Sie hatten etwas wie Lianen oder Ranken
über das Kleine geworfen, das zappelte, gellend schrie und
biss, aber die beiden großen Wesen hatten keine Mühe,
die Lianen festzuhalten, in denen es verfangen war.
    Kreischend und mit gebleckten Zähnen setzte die Sucherin
zu einem gewaltigen Sprung

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