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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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grinste. »Wenn du lang genug mit
einem Gorilla wie Casey zusammen bist, gewöhnst du dich
daran.«
    Casey sagte: »Ich bin der perfekte Gentleman.« Er
beugte sich ein wenig zurück, um ihr Namensschild lesen zu
können. »Bisesa Dutt. Was ist das, ein
pakistanischer Name?«
    »Indisch.«
    »Ah, du bist also aus Indien. Aber dein Akzent klingt
eher – na ja, nach Australien?«
    Bisesa unterdrückte ein Seufzen; es gab keinen
Amerikaner, der einen regionalen Akzent richtig zuordnen konnte.
»Nach Manchester. Ich bin aus Manchester, in England.
Britische Staatsbürgerschaft in dritter
Generation.«
    Casey begann zu reden wie Cary Grant: »Willkommen an
Bord, Lady Dutt.«
    Abdikadir stieß Casey mit dem Ellbogen an. »Mann,
bist du ein Langweiler! Kein Klischee lässt du aus. Bisesa,
ist das dein erster Einsatz?«
    »Zweiter.«
    »Ich bin schon ein Dutzend Mal mit diesem Arsch
geflogen, und es ist immer dasselbe mit ihm, egal wer hinten
sitzt. Lass dich nicht nerven von ihm.«
    »Er nervt mich nicht«, sagte Bisesa
gleichmütig, »es ist ihm nur fade.«
    Casey lachte heiser auf. »Allerdings! Ist ’ne fade
Sache hier auf dem Stützpunkt Clavius. Aber du müsstest
dich doch hier draußen an der Nordwestgrenze wie zu Hause
fühlen, Lady Dutt. Vielleicht finden wir ein paar
Wuschelköpfe da unten, dann kannst du sie mit deiner
Elefantenbüchse erledigen!«
    Abdikadir grinste zu Bisesa nach hinten. »Was willst du
schon von einem ungehobelten Christenklotz erwarten?«
    »Und du bist ein hakennäsiger
Mudschaheddin!«, knurrte Casey zurück.
    Abdikadir schien Beunruhigung aus Bisesas Miene herauszulesen.
»Keine Angst, ich bin wirklich ein Mudschahed – oder
besser, ich war einer. Und er ist wirklich ein Christ. Aber wir
sind die besten Freunde, ehrlich. Wir haben beide nichts gegen
Andersgläubige, wir sind Oikumene. Aber sag es
niemandem…«
    Unversehens kamen sie in Turbulenzen. Es fühlte sich an
wie ein Luftloch, in das der Helikopter plötzlich ein paar
Meter tief gestürzt war. Die Piloten wandten ihre ganze
Aufmerksamkeit den Instrumenten zu und verstummten.
    Abdikadir, der Paschtune, war afghanischer Staatsbürger
und in der Gegend geboren und aufgewachsen. Er hatte den gleichen
militärischen Rang inne wie Casey Othic. In der kurzen Zeit,
die Bisesa bislang auf dem Stützpunkt stationiert gewesen
war, hatte sie ihn bereits ein wenig kennen gelernt. Er hatte
starke, offene Gesichtszüge, eine kühne Nase, die man
als »römisch« bezeichnen konnte, und einen
schmalen Bartrest rund ums Kinn. Seine Augen waren
verblüffend blau, und das Haar hatte einen rotblonden Stich.
Er behauptete, bei diesen Farben handle es sich um eine
Hinterlassenschaft der Armee Alexanders des Großen, die
einst hier in der Gegend durchmarschiert war. Er war ein
sanftmütiger Mensch, freundlich und zivilisiert, der seinen
Platz in der inoffiziellen Hackordnung hier bereitwillig
akzeptierte: Obwohl er als einer der wenigen Paschtunen, die sich
auf die Seite der UNO gestellt hatten, sehr geschätzt wurde,
musste er sich als Afghane dem Willen der Amerikaner beugen, und
so kam es, dass er viel mehr Flugstunden als Copilot denn als
Pilot aufzuweisen hatte. Die anderen britischen
Militärangehörigen nannten ihn »Ginger«
– Ingwer.
    Der wilde Ritt ging weiter; Bisesa fühlte sich gar nicht
wohl. Der Vogel war nicht mehr der Jüngste; im Cockpit stank
es nach Öl und Hydraulikflüssigkeit, jede
Metallfläche war abgenutzt und zerkratzt, und auf dem
schmalen, völlig unzureichend gepolsterten Rücksitz
entdeckte Bisesa tatsächlich Klebeband, das die Risse darin
zusammenhielt. Dazu kam der ohrenbetäubende Rotorenlärm
ein paar Meter von ihrem Kopf entfernt, gegen den auch der dicke
Schallschutz im Helm nicht ankam. Eine alte Sache, dachte Bisesa,
dass die Regierungen für den Krieg stets mehr Geld ausgeben
als für den Frieden.
     
    Als er den Hubschrauber hörte, wusste Moallim, was er zu
tun hatte.
    Die meisten Dorfbewohner rannten in alle Richtungen, um sich
zu vergewissern, dass ihre geheimen Waffen- und Opiumvorräte
gut versteckt waren. Aber Moallim hatte anderes vor. Er griff
nach seiner Ausrüstung und rannte zu dem Schützenloch,
das er schon vor Wochen gegraben und für einen Tag wie
diesen vorbereitet hatte.
    Innerhalb von Sekunden hockte er gegen die Wand des Lochs
gepresst, das Abschussrohr des Raketenwerfers auf der Schulter.
Es hatte Stunden gedauert, bis

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