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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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deren Konstruktion laut Ibn Hafsun bis auf die Römer zurückging. Es war
ein seltsamer Anblick für Robert: Soldaten, auf deren Kleidung nirgends ein Christenkreuz prangte.
    Sie stellten ihre Tiere in einem Stall unter und hinterließen Anweisungen, dass man ihnen ihr Gepäck nachbringen sollte. Robert sah zu seiner Überraschung, dass dort Sklaven arbeiteten; in England gab es nicht viele Sklaven.
    Dann gingen sie unter Sihtrics Führung in die überfüllte Stadt hinein. Die Straßen – so schmal, dass an manchen Stellen keine zwei Personen aneinander vorbeigehen konnten, ohne sich zu berühren – waren zu einem derart dichten Netzwerk von Sackgassen und S-Kurven verwoben, dass Robert schon bald nicht mehr wusste, wo er sich befand. Würzige Düfte unbekannter Speisen stiegen ihm in die Nase, und die Muezzinrufe, die von den Türmen der Stadtmoscheen aufstiegen, klangen ihm in den Ohren. Marwam hatte sich zu Roberts Erleichterung bereits wieder auf den Heimweg gemacht, aber die vielen Gesichter um ihn herum waren wie die von hundert Marwams, dunkel und scharf geschnitten, und ihre fremdartige Sprache war mit lateinischen Brocken versetzt.
    Sie kamen an einem Torbogen in einer Mauer vorbei, der mit Ausbuchtungen versehen, elegant aus sanft gerundetem Stein geformt und mit komplizierten Mustern bedeckt war. Er lenkte Roberts Blick von der schattigen Straße in einen sonnenhellen Hof, einen quadratischen Garten mit vielen Fliesen und grünen Pflanzen, in dem ein Brunnen sprudelte. So etwas – einen solchen Garten voller Wasser und Sonnenlicht
 – gab es in Roberts England der düsteren, befestigten Städte und brütenden normannischen Festungen nicht. Es war, als schaute man durch ein Loch in der Mauer der Welt geradewegs ins Paradies.
    »So halten wir es hier«, sagte Moraima, die ihn beobachtete. »Unsere Gärten sind die Herzen unserer Häuser. Unser Reichtum, in Schönheit gegossen für diejenigen, denen wir Freude bereiten wollen. Ist es dort, wo du lebst, anders?«
    Er sah, wie sich das Licht des verborgenen Gartens in ihren unergründlichen Augen spiegelte, als wären sie ebenfalls Eingänge, durch die er eintreten könnte.
    Ibn Hafsun stieß Orm an und kicherte, das Mädchen lachte, und der Moment war vorbei.

VI
    Sie ruhten sich einen Tag lang aus.
    Robert, der wegen der Hitze nicht lange schlafen konnte, stand in der Morgendämmerung auf und ging ohne bestimmtes Ziel spazieren.
    Die Stadt war schon vor ihm erwacht; auf den Straßen herrschte reges Leben, auf den Märkten und bei den Moscheen wimmelte es im blaugrauen Licht von Menschen, und die Maultiertreiber hetzten ihre Tiere zu den Stadttoren hinaus. Unterwegs gewöhnte er sich allmählich an die Anordnung und den Verlauf der Straßen. Maurische Häuser scharten sich stets in dichten Gruppen um einen Hof, und der Zuweg bestand aus immer schmaler werdenden Gassen, die von breiteren Straßen abzweigten. Es lag eine Logik darin, aber es war nicht die geradlinige Logik einer römischen Stadt wie London; hier verzweigten sich die Straßen wie das Geäst eines Baumes und führten in zahllose Sackgassen. Auch die Menschen waren anders als die Engländer. Sie waren Mischlinge, das Ergebnis vieler Generationen von Ehen zwischen den Eindringlingen und den Angehörigen der alten gotischen Stämme. Sie waren auch nicht allesamt Muslime; es gab Christen hier, und viele Juden.

    Die Stadt lag geborgen im Schutz ihrer alten römischen Mauern, die bis zu einem Fluss reichten, an dem sich Wasserräder träge drehten und den noch immer eine stabile Römerbrücke überspannte. Im Innern der Stadt gab es lauter imposante, geschmackvoll geflieste Gebäude, die mit komplizierten Stein- und Stuckornamenten geschmückt waren. Das größte Bauwerk war eine riesige Moschee, die sich auf ihrem eigenen Gelände nahe beim Fluss ausbreitete: ein Tempel für einen Gott, der nicht Gott war, ein kraftvolles islamisches Wahrzeichen, stolz in eine römische Stadt gepflanzt. Die Häuser vermittelten den Eindruck von Reichtum und Sorgfalt, dachte Robert, von gründlicher Arbeit bis ins Feinste. Und doch war es eine aus dem Krieg geborene Architektur. Die Gebäude besaßen massive, festungsartige Mauern, Türme und Tore, aber ihre Proportionen und die fein gearbeiteten Verzierungen  – Arabesken, Stuckornamente und Schriftfriese  – verliehen diesen Kriegsbauten eine Anmut.
    Im Lauf des Tages erschloss sich ihm der Zyklus der Stadt. Wegen der Hitze und des Lichts war der

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