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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wikinger-Orm.«
    Sie drehten sich um, und Robert sah den Wesir vor sich.
    Ibn Tufayls Augen waren blutunterlaufen und blickten starr. Sein Gesicht war dunkelrot, das Haar strubbelig, das schwarze Gewand ein wenig unordentlich. Er sah aus, als wäre er in aller Eile geweckt worden
und hätte sich zu rasch angekleidet. Und sein Atem stank erneut nach abgestandenem Wein.
    Der Chirurg und seine Helfer wichen zurück und verneigten sich.
    »Ich habe gerade vom Unfall des ältesten Sohnes meines Freundes Ibn Bajjah erfahren. Wie ist das passiert?« Er wandte sich an den Chirurgen. »Wer war schuld daran?«
    Abu Yusuf Yunus zeigte dem Wesir die genähte Wunde. »Der Junge ist nicht in Gefahr. Ich, Abu Yusuf Yunus, habe ihn gerettet.«
    Der Wesir packte den Unterkiefer des Chirurgen mit seiner gewölbten Hand und drückte so fest zu, dass seine Finger weiße Dellen in den schlaffen Wangen des Chirurgen hinterließen. »Natürlich hast du ihn gerettet, Arzt«, sagte Ibn Tufayl grob. »Das ist deine Aufgabe. Hättest du ihn sterben lassen, wärst du ihm bald ins Paradies gefolgt, glaub mir. Ich habe dich nicht gefragt, wie du deine Arbeit erledigt hast, Abu Yusuf Yunus. Ich habe dich gefragt, wer schuld war.«
    Die Hände des Chirurgen flatterten wie die Flügel eines Vogels. »Herr – ich weiß es nicht – ich war nicht dabei.«
    »Er war’s.« Ghalib hatte gesprochen. In seinem Stuhl sitzend, zeigte er mit bleichem Gesicht und glasigen Augen direkt auf Robert. »Er hat das alles verursacht. Er trägt die Schuld.«
    Der Wesir stieß den Chirurgen weg, und Abu Yusuf Yunus taumelte zitternd zurück.

    Robert war außerstande, sich vorzustellen, welche Folgen dieser Augenblick haben würde. Er machte sich bereit, sich zu verteidigen.
    Orm trat zwischen den Wesir und seinen Sohn. Er warf seinen Umhang zurück, sodass man das Heft seines Schwertes sah. »Das ist eine falsche Anschuldigung. Mein Sohn hat diesen törichten Jungen gerettet. Er hat ihm nichts getan. Ganz im Gegenteil. Vielleicht ist Ghalib von den Schmerzen und den Medikamenten benebelt.«
    Ibn Tufayl wandte sich an Ghalib. »Erzähl mir, was passiert ist. Wessen beschuldigst du diesen Jungen? Hat er dich ins Wasser gestoßen, dich ans Wasserrad geschleudert – was hat er getan?«
    »Nichts von alledem«, sagte Ghalib. Seine Aussprache war undeutlich. »Aber ohne ihn wären wir gar nicht am Fluss gewesen.« Ghalib funkelte Robert böse an, und Robert sah echten Hass durch den Morphiumdunst scheinen. Wenn er Robert zuvor als Christen und Ausländer verachtet hatte, war er nun gedemütigt, weil er ihm sein Leben verdankte. Ghalib sagte: »Wir haben versucht, sie vor diesem englischen Tier zu beschützen. Deshalb sind wir ihm gefolgt. Ihretwegen .«
    »Das stimmt«, plapperte Hisham jetzt. »Ich war dabei. Er wollte sie verführen. Robert, der Christ.«
    Der Wesir hatte Schwierigkeiten, ihnen zu folgen. »Wen? Wen wollte er verführen?«
    »Moraima«, sagte Ghalib unverblümt.
    Der Wesir brüllte auf und stürzte sich auf Robert.
Orm versperrte ihm den Weg. Die Begleiter des Wesirs liefen herbei und versuchten, die Männer zu trennen.
    Inmitten dieses lautstarken Durcheinanders stieß Ghalib einen Schrei aus und sackte bewusstlos nach vorn.

XVI
    »Ich war einsam«, sagte Sihtric sehr leise. »Letzten Endes läuft es darauf hinaus – und auf meine Schwäche. Das Ergebnis war ein neues Leben.«
    »Moraima«, sagte Robert.
    »Ja.« Sihtric lächelte wehmütig. »Jetzt werde ich nie mehr einsam sein.«
    »Ich finde, du hättest uns lieber die ganze Wahrheit erzählen sollen, Sihtric«, sagte Orm streng. »Über dich, Moraima und den Wesir.«
    Robert, Sihtric und Orm waren in einen ramponierten, vom Feuer beschädigten Raum gebracht worden. Hier saßen die drei auf abgenutzten Bodenbelägen und schlabbrigen Kissen. Helles Tageslicht fiel durch weitere hübsche Bogen wie jene herein, die Robert derart bezaubert hatten. Doch nun standen kräftige Soldaten in diesen Durchgängen, und ihre Umrisse hoben sich dunkel vor dem Hintergrund ab.
    Orm hatte sich in knurrigem Ton darüber beschwert, dass sie unter bewaffnete Bewachung gestellt wurden. Aber der nervöse Handlanger des Wesirs, der sie hierher geführt hatte, versicherte ihnen, das sei nicht der Fall; vielmehr habe man sie in einer unruhigen Zeit zu ihrer eigenen Sicherheit hierher gebracht.

    Sihtric hatte ihnen geraten, sich einfach damit abzufinden. »Das machen sie nicht zum ersten Mal. Ich habe es selbst

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