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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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greift um sich. Ich werde nicht zulassen, dass er einen solchen Sieg erringt.« Er lächelte frostig. »Wie al-Hafredi werde ich den Reichtum und das Wissen der Mauren gegen sie verwenden.«
    »Du hast also vor, deine Maschinen mit maurischem Geld zu entwickeln«, sagte Orm langsam. »Dann willst du die Waffen den christlichen Königen aushändigen. Und mit diesen Maschinen wird der ganze Islam vernichtet werden.«
    »Das ist der Plan. Simpel, nicht wahr? Es kann natürlich sein, dass ich den Abschluss des Projekts nicht mehr erlebe. Aber das spielt keine Rolle. Der Weg der Christenheit führt weit über ein bloßes Menschenleben hinaus.«
    »Aber deinen Geldgeber zu verraten …«
    »Das wird nicht schwer sein. Du hast ihn doch kennengelernt. Der Wesir ist kein Dummkopf, aber er ist ein Säufer. Er ist leicht zu manipulieren.«
    Orm war sich da nicht so sicher. »Und was ist mit deinem Gewissen, Sihtric? Was ist mit den hilflosen Millionen, deren Schicksal du ändern willst? Was ist mit deren Seelen? Macht dir das nicht zu schaffen?«
    »Nein, Orm, nicht im Geringsten. Hier ist noch ein Zitat aus der Offenbarung, Kapitel drei: ›Ich will seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens. ‹ Aber al-Hafredi hat es getan, und ich werde es auch tun. Du bist mit lauter vagen Plänen hierher gekommen, dich mir entgegenzustellen, nicht wahr? Dieser Unsinn deiner Gattin über den Täuberich. Aber du bist voller Zweifel, wie alle geringeren Menschen.
Doch ich , ich tue Gottes Werk – dessen bin ich mir sicher –, und nur das zählt.«
    Ein Schatten ging durch den Raum; eine Kerze flackerte. Der Wesir stand im Eingang, einen bewaffneten Wachposten an seiner Seite. »Und für mich zählt nur, Priester, dass ich endlich einen Beweis für deinen Verrat habe.«

XXI
    Allein im Dunkeln, maß Robert Raum und Zeit.
    Sein Gefängnis war quadratisch, dreißig mal dreißig Fußlängen, Zeh an Ferse. Er konnte die Decke nicht sehen, aber da er wusste, dass viele Räume des Palasts in etwa würfelförmig waren, glaubte er, dass der Raum ebenso hoch wie breit und lang war. Er erkundete die Wände mit den Fingern. Der Raum hatte Türbogen, aber sie waren zugemauert, bis auf einen mit einer schweren Holztür, die zugeschlagen war, nachdem die Wachen des Wesirs ihn hier hineingeworfen hatten.
    Und er maß die Zeit. Es gab keinen Wechsel von Tag und Nacht; das helle spanische Sonnenlicht war aus seinem Leben verbannt. Aber er zählte die Mahlzeiten, die durch eine Luke in der Tür geschoben wurden  – Brot, Reis, ein wenig Wasser, dazu ein kostbarer Lichtstrahl. Er zählte, wie oft er urinierte, wie oft er Stuhlgang hatte. Er zählte, wie oft er schlief, aber er schlief schlecht.
    Im Dunkeln kam er mit dem Zählen durcheinander, was ihm großen Kummer bereitete.
    Er musste etliche Male pissen, bis ihm klar wurde, dass er tatsächlich eingekerkert war. In England gab es nur wenige Gefängnisse und keine Zellen, abgesehen
von ein paar düsteren Verliesen unter den normannischen Bergfrieden, wo man Edelinge oder andere wertvolle Gefangene festhalten konnte. Wenn man ein Verbrechen beging, wurde man hingerichtet oder verstümmelt, oder man bekam eine Geldstrafe aufgebrummt; blieb man am Leben, ging man wieder an die Arbeit. Es gab keine überschüssige Nahrung, um eine größere Zahl von Häftlingen durchzufüttern. In al-Andalus schien das jedoch anders zu sein.
    Und als die Tage verstrichen und es Robert dämmerte, dass er vielleicht auf unabsehbare Zeit in diesem Loch sitzen würde, senkte sich ein tiefes Entsetzen auf ihn herab.
    Natürlich betete er jeden Tag. Betete jede Stunde. Betete unablässig. Er versuchte, den Sonntag zu feiern, als er glaubte, dass dieser Tag kam. Er rezitierte die Worte der heiligen Messe, so gut er sich an sie erinnern konnte. Beten war besser, als nachzudenken. Besser, als sich zu fragen, was aus seinem Vater oder Moraima geworden war, besser, als unaufhörlich Vermutungen darüber anzustellen, warum man ihn in diese Zelle geworfen hatte. Besser, als sich zu fragen, was aus ihm werden mochte, wenn er schließlich freigelassen würde. Oder noch schlimmer: wie es sein würde, wenn er gar nicht mehr freigelassen würde.
    Nach den ersten paar Tagen gelangte er zu dem Schluss, dass er seine Gefangenschaft als Prüfung verstehen sollte. Er dachte an heldenhafte Mönche wie den heiligen Cuthbert, die freiwillig und zielstrebig die Einsamkeit gesucht hatten, um ihre Seele und
Gott besser zu verstehen. Wenn

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