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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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habe ich erst nach dem Tod deines Vaters, als ich die Verantwortung für seine geschäftlichen Angelegenheiten übernehmen musste, herausgefunden, dass der gesamte Reichtum unserer Familie auf der Geschichte beruht  – oder vielmehr auf dem seltsamen Wissen unserer Familie über die Vergangenheit und die Zukunft. Dein Vater hat das vor mir geheim gehalten. Bald wirst auch du die Wahrheit erfahren müssen. Saladin wusste über die Geschichte Bescheid, und er kannte seinen Platz in ihr«, sagte sie. »Ich meine den ersten Saladin, deinen Namensvetter, den Sarazenen. Deshalb hat er die christliche Bevölkerung verschont, als er Jerusalem einnahm. Es war eine Geste, die einen Schatten über Jahrhunderte werfen wird.«

    Saladin wusste es nicht immer zu schätzen, dass er den Namen eines Sarazenen trug, und sei es den des größten und ehrenwertesten. »Können wir jetzt in die Stadt zurückreiten? Du weißt doch, wie heiß dir immer wird.«
    »Noch nicht. Ich muss dir etwas erzählen. Wir bekommen Besuch. Aus England.«
    Saladin war fasziniert. Für ihn war England, der Geburtsort von Robert und Richard Löwenherz, dem allergrößten christlichen Krieger, so fern und exotisch wie der Mond. »Von wem denn? Einem Ritter? Einem Prinzen?«
    Sie lachte leise. »Von jemand viel nützlicherem. Einem Mann namens Thomas Busshe. Er ist Mönch, ein Bruder aus einem Franziskanerkloster in der Nähe von Colchester. Aber er lehrt auch Theologie und Philosophie in Oxford.«
    Saladin verspürte abgrundtiefe Enttäuschung. »Ein Mönch«, sagte er voller Abscheu. »Ein Gelehrter . Ich weiß nicht mal, wo Colchester ist.«
    »Das ist eine alte Stadt in der Nähe von London.«
    Aber Saladin hatte auch keine klare Vorstellung davon, wo London war. »Und warum schleppt dieser fette alte Gelehrte seinen Hintern von einem Ende der Welt zum andern?«
    Sie lachte erneut. »Aus zwei Gründen. Erstens will er über die Mongolen und das Geschäft unserer Familie sprechen. Und zweitens will er mir einen Brief bringen. Der ist in sein Kloster geschickt worden, war aber für uns bestimmt. Er kommt aus Córdoba.«

    Saladin runzelte die Stirn und durchforstete seine Geografiekenntnisse. »Córdoba? Die Stadt der Mauren in Spanien?«
    »Was meinst du wohl, wer uns aus Córdoba schreiben könnte?«
    »Ein Angehöriger? Ein christlicher Krieger?«
    »Nein«, sagte sie behutsam. »Ganz im Gegenteil. Unsere Briefschreiber sind Mauren, Saladin. Muslime. Und doch sind sie mit uns verwandt. Und doch stammen sie von Robert dem Wolf ab, genau wie wir …«

II
    Der Brief war das Ergebnis des Besuchs eines englischen Gelehrten namens Peter bei seiner Geldgeberin in Córdoba, einer Frau namens Subh, die auch eine entfernte Verwandte von Joan war.
    Es fiel Peter nicht schwer, sich im eng bebauten Kern von Córdoba zurechtzufinden. Obwohl in England geboren, hatte er viele Jahre in Toledo gelebt und war an das Gewirr maurischer Straßen gewöhnt. Córdoba besaß jedoch seine eigene verschlungene Schönheit. Unterwegs stieß er auf kleine Plätze, wo sich der Blick unerwartet öffnete, und er schaute abwärtsführende Kopfsteinpflasterstraßen hinab und durch Torbogen auf stille Scharen von Dächern dahinter. Es war Mai, und Blumenkörbe sorgten überall für Farbtupfer.
    Allerdings kam ihm die Stadt halb verlassen vor. Es schien weniger Menschen als Blumenkörbe zu geben, zerlumpte Kinder warfen Steine in trockene Brunnen, und ein Holzhändler führte seinen Esel durch menschenleere Straßen. Einige der imposantesten Häuser standen leer, die Gärten waren von Unkraut überwuchert, die Teiche verstopft, und die Rankgewächse breiteten sich unkontrolliert aus.
    Er fand den Weg zum Guadalquivir, in dessen Umarmung
sich Córdoba schmiegte. Die alte Brücke – ein Werk der Römer, das bereits viele Jahrhunderte überdauert hatte – ragte noch immer stolz empor. Von hier aus versuchte er sich zu orientieren. Im Nordwesten lag das jüdische Viertel, im Osten das christliche, und dazwischen befand sich das maurische Viertel.
    Und da war die große Moschee, über deren Tor Fahnen mit dem Christenkreuz flatterten. Es hätte kein augenfälligeres Symbol der Reconquista geben können. Erst vor sechs Jahren hatte sich Córdoba endlich den Streitkräften des kastilischen Königs Fernando III. ergeben, und die schönste Moschee in al-Andalus war zu einer christlichen Kirche umgeweiht worden.
    Peter verließ das Stadtzentrum und hielt Ausschau nach dem Wohnhaus von Subh,

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