Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
sagte Joan.
»O ja.«
»Und was sollen wir deiner Meinung nach in dieser Angelegenheit unternehmen, Bruder Thomas?«
»Du könntest dieser Cousine in Córdoba schreiben oder dorthin reisen. Oder ihr kommt mit mir nach England – vielleicht könnten wir sie veranlassen, dorthin zu kommen.«
Joan runzelte die Stirn. »Die Muslime wollen uns ein für alle Mal aus Jerusalem vertreiben. Dies ist nicht gerade der beste Augenblick, um von hier wegzugehen und einem Traum nachzujagen. Und ich weiß nicht recht, ob es ratsam ist, meiner maurischen Cousine in
dieser Sache zu antworten. Wir sollten uns zunächst einmal eingehender damit befassen. Subh kann warten.« Aber sie betrachtete ihren Brief noch einmal mit gerunzelter Stirn. »Hier gibt es so viele Rätsel. Was ist zum Beispiel mit diesen Wörtern, Thomas: Incendium Dei ?«
»Es handelt sich um etwas aus dem verlorenen Kodex, woran sich Subhs Ahnfrau, Moraima, offenbar erinnert hat.«
»›Das Feuer Gottes‹.«
»Mehr als ›Feuer‹«, sagte Thomas. »In diesem Wort steckt Leidenschaft. Es bedeutet Feuersbrunst. Zerstörung. Vielleicht hat das etwas mit dem Manuskript zu tun, von dem Robert seine Ecke abgerissen hat …«
Ihm kam ein Gedanke. Er blätterte erneut in seinen Notizen und suchte nach der Abschrift der durchgerissenen Buchstaben und der verschlüsselten Wörter. All diese unvollständigen Lettern, I, V, M – war es möglich, dass Subhs lateinischer Begriff des Rätsels Lösung war?
Aber er war erschöpft von der Hitze. Er entschuldigte sich bei Joan, versprach, all dies weiter zu erörtern, sammelte seine Dokumente ein und ging zu Bett. Ihm schwirrte der Kopf vom Rätsel des Incendium Dei , des göttlichen Feuers.
XIII
Zu Subhs vielen bewundernswerten Eigenschaften gehörte auch eine Abneigung gegen Zeitverschwendung. So kam es, dass Peter schon an seinem zweiten Tag in Sevilla mit maurischen Gelehrten zusammentreffen sollte. Sie würden jene fragmentarischen Waffenpläne begutachten, die er aus dem Trümmerhaufen der Projekte des schon lange toten Sihtric geborgen hatte.
Er befand sich ganz und gar nicht in der richtigen Verfassung dafür. Seine Haare und seine Haut waren staubverkrustet, seine Kleidung war steif von abgestandenem Schweiß. Auf Subhs Vorschlag hin – oder vielleicht war es auch ein Befehl – nahm er ein Bad im maurischen Stil. Zum Preis eines englischen Pennys ließ er sich den Dreck von der Haut kratzen und schwitzte ihn aus, er wurde rasiert, man schnitt ihm die Haare, und ein Masseur, ein riesiger Maure mit Bizeps wie Ochsenschenkel, knetete ihm den Schmerz des Maultierritts aus dem Rücken.
Bei seiner Rückkehr zu Subhs Haus stellte er fest, dass seine Kleidung zum Flicken und Reinigen gebracht und durch einen Satz sauberer, frisch gebügelter weißer Gewänder ersetzt worden war, die jedem Mauren gestanden hätten. Es war sogar ein Turban dabei.
»Du meine Güte«, sagte Subh, als sie ihn am Tor traf. »Ist deine Haut eingeölt worden? Du riechst ja sogar zivilisiert.«
Ihr Parfüm stieg ihm so sehr in den Kopf, dass er als Antwort nur herausbrachte: »Das fasse ich als Kompliment auf, Herrin.« Er bot ihr seinen Arm an.
Sie gingen die kurze Strecke zum Königspalast von Sevilla zu Fuß. Die Mauren nannten ihn al-qasr al-Mubarak , den gesegneten Palast. Irgendwie überraschte es Peter nicht im Geringsten, dass der Emir Subh zum Zeichen seiner Wertschätzung die Erlaubnis erteilt hatte, ihre Gelehrten in den Räumen seines Palastes zu treffen.
Sie wurden von einem Bediensteten des Emirs empfangen, einem wohlgenährten Kammerherrn mit kahl geschorenem und eichenholzbraun poliertem Schädel. Er führte sie in gemächlichem Tempo durch die Palasträume, die im indirekten maurischen Stil ineinander übergingen und vom wassergespiegelten Licht aus Innenhöfen und Gärten erfüllt waren. In einigen Räumen sahen sie Menschen, die dem Müßiggang frönten, Gemahlinnen und Prinzen vielleicht, sowie Palastpersonal, das mit der Verwaltung des Emirats beschäftigt war.
»Ich bin beeindruckt, wie schnell du das organisiert hast«, sagte er.
»Kann sein, dass wir uns beeilen müssen, wenn die Gerüchte über die Pläne der Christen, die mir zu Ohren gekommen sind, zutreffen. Uns bleiben bestenfalls noch ein paar Jahre, bis Sevilla ebenso belagert
wird wie Córdoba. Also müssen wir uns ordentlich ins Zeug legen. Aber sag mir – verzweifelst du nicht manchmal an den Fähigkeiten unserer heutigen Gelehrten? Schließlich
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