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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ist die große Zeit des Kalifats längst vorbei.«
    »Ganz und gar nicht. Ich habe zum Beispiel Ibn Rushd studiert, den wir als Averroes kennen. Ein Astronom, Arzt und Philosoph, der nach allgemeiner Überzeugung die besten Kommentare zu Aristoteles seit der Antike verfasst und damit einige Unruhe ausgelöst hat. Oder Ibn Bajjah, einen Lehrer der Medizin und Hauslehrer von Ibn Rushd. Al-Jayyani, der Kommentare über Euklid verfasste. Al-Maghribi, berühmt für Trigonometrie. Al-Zarqali, den führenden Astronomen …«
    »Es reicht. Du hast mich überzeugt. Weißt du«, sagte sie sinnierend, »für dich sind diese Gelehrten Helden. Aber die Helden meines Sohnes sind Männer wie Tariq und Saladin. Krieger. Das stimmt einen nachdenklich.«
    »Ich will dir noch etwas über die muslimische Gelehrsamkeit erzählen. Für viele arabische Wörter gibt es keine lateinischen Entsprechungen, weil ihre Wissenschaft um so vieles höher entwickelt ist. Wenn also beispielsweise das Werk von Ibn Rushd ins Lateinische übersetzt wird, übernimmt man einfach die arabischen Wörter. Alkali. Kampfer. Borax. Elixir. Algebra. Azur. Zenit. Nadir. Ziffer …«
    »Verschone mich mit deinen Listen, mein Junge!«
    »Glaubst du, dass die Menschen in England und
Germanien irgendwann Arabisch sprechen werden, ohne es überhaupt zu bemerken?«
    »Also, das ist ein köstlicher Gedanke!«
    Schließlich gelangten sie in einen Innenhof mit einem üppigen, tiefer liegenden Garten, umgeben von anmutigen Bogen. Peter hörte Gelächter und sah in den im Schatten liegenden Räumen dahinter geschmeidige Gestalten umherlaufen. Durch einen kunstvollen Durchgang mit Hufeisenbogen an der Westseite des Innenhofs wurden sie in eine Halle namens turayya gebracht. Dies war der prächtige Thronsaal des Emirs; unter einem Kuppeldach trugen Säulen aus feinem Marmor komplexe Arkaden. Dem Kammerherrn zufolge war der Saal nach dem Sternbild benannt, das man im Westen »Plejaden« nannte; er trug diesen Namen, weil die Räume um den zentralen Saal wie diese Sterne am Himmel angeordnet waren.
    Peters Blick wurde von den Fliesenarbeiten angezogen, die den unteren Teil der Wände schmückten. Ein sich endlos wiederholendes Muster aus schwarzen Sternen, leuchtend blauen Rechtecken und weißen Streifen bedeckte die gesamte Wandfläche. »Ich glaube, ich könnte mein ganzes Leben damit verbringen«, sagte er, »einfach nur die Fliesen an dieser Wand zu betrachten.«
    »Ich habe leider etwas anderes mit dir vor«, sagte Subh. »Genug gegafft. Komm her und setz dich zu mir.«
    Er nahm neben ihr auf einem Sitzkissen Platz und ließ sich von einem Diener ein Glas frisch gepressten
Orangensaft einschenken, während sie darauf warteten, dass die ersten ihrer gelehrten Gäste kamen, um über Kriegsmaschinen zu reden.

XIV
    1244 n. Chr.
    Es dauerte zwei Jahre, bis Joan und Saladin Thomas wiedersahen. In diesen Jahren ergaben sich dringlichere Probleme als die vagen Versprechungen von Prophezeiungen, Probleme, deren sie nicht Herr wurden, sodass sich die Familie von Robert dem Wolf nach vielen Generationen schließlich gezwungen sah, aus Jerusalem zu fliehen.
    Saladin betrachtete England als seine Heimat, denn dort war sein Ahnherr Robert geboren; dort lagen die tiefsten Wurzeln seiner Familie. Aber für einen Jungen aus Outremer war es ein seltsames, dunkles Land. Die Sonne schien nie hoch in den Himmel zu klettern und war irgendwie selbst zur Mittagszeit matt. Und Saladin fror ; er fror bis in die Knochen.
    Doch als ihr Schiff langsam eine weitläufige Flussmündung hinauf und nach London hineinfuhr, klammerte er sich an die Reling und starrte neugierig auf eine Stadt, die sich bis zum Horizont und noch weiter erstreckte. Selbst auf dem Fluss herrschte starker Verkehr, es wimmelte von Handelsschiffen, und stromaufwärts von einer grimmigen Festung namens Tower pickten hölzerne Kräne wie langhalsige Vögel nach
Schiffen, die mit englischer Wolle oder mit Seide und Wein vom Kontinent beladen waren.
    Thomas Busshe holte sie vom Schiff ab. Saladin war froh, in diesem fremden Land ein vertrautes Gesicht zu sehen. Thomas hatte sie für die Nacht in einer Franziskaner-Priorei untergebracht. In den zwei Jahren seit ihrer letzten Begegnung war er gealtert, und er hinkte. Aber er wirkte aufgeregt und schien froh zu sein, sie zu sehen – er überschüttete sie geradezu mit Neuigkeiten, während er sie in die Stadt führte.
    Unterwegs fiel Saladin der Schmutz auf. In all den schmalen Gassen

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