Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Warnungen aus der Zukunft, die jemandem in der Vergangenheit zugespielt wurden. Nein, nicht nur Indizien – Beweise, glaube ich. Aussagen von Augenzeugen.«
    Joan und Saladin starrten ihn an. Aber er wollte nichts mehr sagen.
    Am nächsten Tag fuhren sie von London aus nach Norden. Sie rumpelten über eine alte Römerstraße, die seit Jahrhunderten nicht mehr ausgebessert worden war. Saladin sehnte sich nach dem ruhigen Gang eines Kamels, aber in England gab es keine Kamele.
    Die Landschaft war grün, und selbst fern der Stadt war das Land dicht besiedelt und voller Menschen, dachte Saladin, übersät von Bauernhöfen, gesprenkelt von kleinen Ortschaften und dungfarbenen Dörfern. An den Flüssen knarrten Wasserräder, und Windmühlen drehten sich flüsternd in der Brise.

    Sie übernachteten in einer Stadt namens Colchester. Über einem Fluss gelegen, war sie von abweisenden, in einem riesigen Rechteck angelegten Mauern umgeben, deren Fundamente noch aus der Römerzeit stammten, obwohl sie von den nachfolgenden Generationen massiv ausgebaut worden waren.
    Thomas erklärte, diesen ramponierten Mauern sei die Geschichte Englands eingeschrieben. Die Nachfahren Williams des Eroberers seien ein armseliger Haufen gewesen, und fünfzig Jahre nach Williams Tod sei das Land von einem langen Bürgerkrieg zwischen Stephen und Matilda geplagt worden, zwei von Williams Enkelkindern. Das letztendliche Vermächtnis Williams des Bastards bestehe also darin, sagte Thomas, dass ein einstmals blühendes Land durch brudermörderischen Krieg, Hunger, Ausplünderung, Blutvergießen und Chaos ruiniert worden sei. Saladin hatte von Matildas Enkel Richard Löwenherz gehört. Aber König Richard war nicht lange nach seinem letzten Kreuzzug gestorben. Sein Bruder John war ein schwacher, misstrauischer, verräterischer, äußerst unbeliebter König gewesen, der durch eine Magna Carta gezwungen worden war, einen Teil der Macht an seine Barone abzutreten, und unter Johns Sohn, dem dritten König Henry, hatte sich ein Rat von Adeligen, »Parlament« genannt, in Westminster zu versammeln begonnen. In England verschoben sich also die Machtverhältnisse. Henry, der jetzige König, war jedoch ein Freund der Kirche; riesige Kathedralen sprossen wie Pilze aus dem Boden …

    Diese blutige Geschichte verwirrte Saladin. Er hatte geglaubt, dass in England christlicher Frieden und Sicherheit herrschten – wie in einer gewaltigen Kirche vielleicht. Aber das traf ganz und gar nicht zu. Hier waren Kriege ausgefochten und Invasionen durchgeführt worden, und die Menschen mussten sich hinter den Mauern festungsgleicher Städte zusammenkauern. Und es war alles so provinziell. Hatten die großspurigen Fürsten dieses kleinen Landes keine Ahnung von der Gefahr, die von den Muslimen drohte, die bereits drei Viertel der christlichen Gebiete eingenommen hatten – und, noch schlimmer, von den Mongolen, die nach allem, was man wusste, drei Viertel der ganzen Welt erobert hatten?
    Im Zentrum Colchesters stand eine normannische Burg, die ein wenig dem berühmten Bauwerk in London ähnelte, aber noch imposanter war. »Der massivste Bergfried im ganzen Land«, sagte Thomas. Die dicken Mauern der Burg erhoben sich auf einer gewaltigen, in den sandigen Boden eingelassenen Gusssteinplatte. Örtlichen Legenden zufolge war die Platte das Fundament eines riesigen römischen Tempels gewesen. »Stellt euch vor, wie groß er gewesen sein muss! Wer würde an diesem tristen Ort ein solches Monument errichten? Aber manche Einheimischen behaupten, diese Stadt sei schon vor der Ankunft der Römer die Hauptstadt ganz Britanniens gewesen.« Thomas schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich würden wir alle gern glauben, wir seien die Nachfahren von Königen.«

    Trotzdem, dachte Saladin, irgendjemand hatte diese mächtige Gusssteinplatte zu irgendeinem Zweck in den Boden gegossen. Aber sein kurzes Aufflackern historischer Wissbegierde erlosch rasch wieder.
    Thomas führte sie zu seiner Priorei, ein paar Meilen außerhalb der Stadtmauern. Es war ein bescheidenes Kloster mit ein paar Dutzend Mönchen, unterhalten durch den Verkauf von Wolle und die Abgaben der Bewohner eines kleinen Dorfes, das sie durchqueren mussten. Die Langhäuser standen mit der Stirnseite an einem zentralen Trampelpfad. Anscheinend wohnte in jedem Haus eine Familie mit ihren Tieren: Es gab keine Scheunen, keine Schaf- oder Schweineställe, nur die Häuser, die sich Menschen und Tiere teilten. Die verräucherte Luft

Weitere Kostenlose Bücher