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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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stank nach dem Dung, mit dem die Feuer genährt wurden. Eine kleine Schar schmutziger Kinder folgte den Reisenden mit großen Augen.
    Verglichen mit der Trockenheit in Outremer war das Land hier im Herzen Englands grün und so feucht, dass jeder Graben, den man sah, vermutlich nicht zur Bewässerung, sondern zur Entwässerung diente. Aber die Dorfbewohner, die in ihren lang gestreckten, schmalen Feldern scharrten, wirkten halb verhungert und erschöpft. Und wie es schien, gab es hier enorm viele Kinder, eine gewaltige Menge Mäuler zu stopfen; kein Wunder, dass die Dörfler so schwer schuften mussten.
    Der nächste Tag war ein Sonntag, und Saladin und seine Mutter beteten in der kleinen Gemeindekirche des Dorfes. Die Kirche war dunkel und eng, aber die
Wände waren mit bunten Bildern bemalt, die auf Bibelgeschichten und dem Leben der Heiligen beruhten. Am auffälligsten war ein strenger Christus, dessen Bild über dem Bogen des Altarraums aufragte. Auf einer Seite des Bogens stiegen die Gerechten auf einer Leiter zu ihm empor, auf der anderen stürzten die Verdammten schreiend in die Hölle. Die Dorfbewohner, die den geheimnisvollen lateinischen Worten ihres Priesters lauschten, rochen nach ihren Feldern, nach Gras, Erde und Dung.
    Nach dem Gottesdienst sagte Thomas, er wolle ihnen nun endlich von seinen Entdeckungen erzählen.

XV
    In einem engen, verräucherten Besucherzimmer in der Priorei schenkte Thomas ihnen Met ein. Saladin nippte an seinem Becher. Der Geschmack des Getränks – eine Art vergorener Honig – war widerwärtig, aber es hatte eine stark berauschende Wirkung.
    »Hört euch die Geschichte an, die ich euch zu erzählen habe«, begann Thomas. »Hört mir zu, glaubt, was ich sage, und versucht zu verstehen.«
    Thomas war durch Zufall auf diese Wahrheit gestoßen, als er sich in Joans Diensten mit dem Vorrücken der Mongolen beschäftigt hatte.
    Bewaffnet mit al-Hafredis Blick in die Zukunft, hatten Joan und ihre Vorfahren davon profitiert, dass sie im Voraus vom Vormarsch der Mongolen gewusst hatten. Doch im Jahr 1242 hatten sich die Mongolen plötzlich aus Europa zurückgezogen. Auf der Suche nach den Gründen für ihre Umkehr fand Thomas schließlich einen Mann, der in jenen entscheidenden Monaten vor zwei Jahren am Hof der Mongolen gewesen war, einen Ritter namens Philip von Marseille. Der fromme, starke und furchtlose Philip hatte mehr als einmal das Kreuz genommen.
    Und er hatte sich bereit erklärt, bei den aussichtsreichen
Verhandlungen des Pontifex mit dem Großkhan der Mongolen als Legat des Papstes zu fungieren.
    Die Mongolen waren ein Nomadenvolk, eines von vielen, die im riesigen Grasmeer der asiatischen Steppen jagten und Krieg führten. Die Ausbreitung der Mongolen über die ganze Welt war der Traum Temudschins, der sich Dschingis Khan nannte, was »Herrscher der Menschheit« bedeutete; er lehrte die Mongolen zu glauben, dass sie und nur sie dazu geboren seien, die ganze Welt zu beherrschen.
    Als Erstes ließ Dschingis die Kriegsfurien gegen China im Osten los. Nachdem diese uralte Zivilisation unterworfen war, griffen die Mongolen die blühenden islamischen Staaten westlich und südlich von ihnen an, insbesondere Choresmien, wo sie ein seit der Antike bestehendes Bewässerungssystem zerstörten. Anschließend rückte Dschingis’ Sohn Ugedai gegen die von den Wikingern gegründeten Städte des Kiewer Reichs im Norden vor. Mongolen machten sich nichts aus Städten oder aus der Zivilisation; als überzeugte Nomaden waren sie nur auf Plünderung aus und brauchten Raum, um ihre Pferde grasen zu lassen.
    Dann wandten sich die Mongolen nach Westen, gegen Europa und die Christenheit.
    Der große Feldherr Subotai führte den Angriff an. Er teilte seine Streitmacht in drei Truppen und ließ sie zur Ablenkung Vorstöße nach Norden und Süden unternehmen, während er selbst das Hauptkontingent seiner Streitmacht über die ungarische Ebene führte. Folglich kontrollierte Subotai Truppen, die durch
Hunderte von Meilen und durch Gebirgsketten voneinander getrennt waren; eine solche Koordination und Kontrolle hatte es seit den Legionen nicht mehr gegeben. Und die Truppen des ungarischen Königs Bela liefen vor diesen wilden Reitern mit ihrer fremdartigen Lederkleidung, ihren kleinen, schnellen und muskulösen Pferden auseinander.
    Subotai errichtete seine Jurten im nordeuropäischen Flachland und machte sich im Herbst 1241 zur Überwinterung vor seinem nächsten Vorstoß nach Westen bereit.
    Er

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