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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Intensivtraining, das viele seiner Klassenkameraden das Leben kostete – die ihm äußerlich alle erstaunlich ähnlich sahen –, und des Nachts aus der Verbindung mit einem semi-intelligenten Computer per chirurgisch in die Schädelbasis implantierter Schnittstelle.
    Mit zehn Jahren war er körperlich ausgewachsen und geistig ebenfalls, aber im Hinblick auf seine Geistesverfassung war er damit nur unvollständig beschrieben. Seine umfassenden Kenntnisse sowohl asiatischer Kampfsportarten wie westlicher Waffen ergaben ein geschlossenes Ganzes und machten ihn zu einem herausragenden Killer. Was er von der Welt allgemein wusste, resultierte nicht aus persönlicher Erfahrung, sondern aus Datenübertragung. In ihm hatten seine Erschaffer und Meister ihr Ziel erreicht: Sie verfügten über einen Soldaten und Geheimagenten in einem und brauchten sich keine Sorgen darum zu machen, ob er auch ihren Befehlen gehorchte, denn er war programmierbar.
    Er warf einen kurzen Blick hinter sich auf die kleine Hure und fragte sich, was Nandru Jurgens mit ihr zu erreichen hoffte. Tack konnte erkennen, dass sie für den Elitesoldaten so entbehrlich war wie für ihn selbst. Das Geschäft musste bald abgeschlossen werden, und bei jeder Transaktion dieser Art kam es zu einem Punkt, an dem eine Partei der anderen vertrauen musste, wie kurzfristig auch immer. Und in solchen kurzen Intervallen war Tack am tüchtigsten. Er rechnete mit gewissen Gefahren und irgendeinem Täuschungsmanöver, vertraute jedoch auf die eigene Fähigkeit und die seiner Kameraden, solche heiklen Punkte zu vermeiden; und er war zuversichtlich, dass er am Ende des heutigen Tages sowohl im Besitz des Gegenstandes als auch des Geldes sein würde, während Jurgens und diese kleine Hure schon nicht mehr lebten.
    »Wohin?«, fragte er.
    »Nehmen Sie Kurs auf den Anglia-Neuwald und landen Sie neben dem alten Thermalgenerator«, antwortete Polly.
    Als der Fahrer den Kurs entsprechend einstellte, wandte sich Tack wieder nach vorn und warf kurz einen prüfenden Blick auf die Konsole an der Seite der Zielsucherpistole. Als er sie ursprünglich auf die Hure eingestellt hatte, waren die Erkennungsmuster des Mädchens durch Laser- und Ultraschallabtastung gespeichert worden. Jetzt enthielt die Waffe Kugeln, auf denen praktisch Pollys Name geschrieben stand. Das war allerdings nicht die Programmierung, die Tack derzeit eingestellt hatte. Aktuell lief das Zielerfassungsprogramm für die Person, die Tack für gefährlicher hielt: Nandru Jurgens selbst. Tack brauchte die Waffe wohl ohnehin nicht für Polly, da er vorhatte, diese in seiner unmittelbaren Nähe zu halten. Und auf solche Distanz zog er das sieben Zoll lange Kris-Schnappmesser in seiner Tasche vor.
    Wenig später ließen sie die Wohngebiete hinter sich und flogen über den alten Deich hinweg, der vor den Landrückgewinnungsmaßnahmen der U-Reg das Meer zurückgehalten hatten. Es war ein Projekt, das wie alle seiner Art auf der Kostenebene außer Kontrolle geraten war und jetzt kurz vor dem Scheitern stand. Unter dem Fahrzeug breitete sich die Ebene des Anglia-Neuwaldes aus, bepflanzt mit Nesselulmen, Gras und endlosen Brombeersträuchern, Disteln und Brennnesseln. Die Behauptung der Grünen, die Gegend würde von genmodifiziertem Raps und Mais überrannt werden, hatte sich als irrig erwiesen – das bisschen Gebastel des Menschen am genetischen Code musste sich erst noch als effektiv genug erweisen, um es mit Milliarden Jahren der Evolution aufnehmen zu können.
    Tack deutete auf den Turm, der wie eine riesige Eisentulpe aus einem kleinen Eichengehölz aufragte. »Die Lichtung. Dort unten neben diesen Ruinen«, wies er den Fahrer an.
    Der Mann nickte und lenkte den Macrojet auf einer Spiralbahn zu einer Lichtung hinunter, die früher wahrscheinlich als Vorplatz eines Bauernhofs gedient hatte.
    Tack wandte sich zu Polly um. »Sie führen uns jetzt zum Gegenstand. Dabei sollten Sie wissen, dass ich Sie töten werde, falls irgendein Problem auftritt. Es wird doch kein Problem auftreten?«
    »Sehen Sie mal, ich möchte gar nicht hier sein! Nandru hat mich in die Sache hineingezogen, ohne mich zu fragen«, entgegnete Polly, und ihre Hand zuckte zu der Muse an ihrem Hals.
    Allein die Präsenz dieses Geräts bereitete Tack Kopfzerbrechen, denn nicht einmal er brachte die Berechtigung mit, etwas von den Fähigkeiten der Muse zu wissen. Es handelte sich dabei um eine erst kürzlich entwickelte Militärtechnik, und als solche war

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