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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Scheißturm! In d …
    Das war Airan, an dessen Überresten Tack nur eine Minute später vorbeikam. Das Zielsuchergeschoss hatte ihm den Kopf heruntergerissen, was ein besonderes Pech für ihn war, hatte er doch wie Tack die Vorsichtsmaßnahme getroffen und sich ein Moly-Kevlar-Unterhemd angezogen.
    Tack feuerte erneut auf das Mädchen, das zwischen den Bäumen entlang huschte. Erstaunt verfolgte er, wie die auf das Ziel programmierte Kugel nach links abschwenkte und in die Reste einer alten Mauer jagte. Da ihm die Zeit fehlte, die Einstellung der Waffe zu prüfen, schaltete Tack den Programm-Modus ab, zielte sorgfältig und hielt den Abzug durchgedrückt. Die Kugeln behielten jetzt ihre Ummantelungen und flogen dorthin, wohin er zielte. Bäume flammten auf, und brennende Rinde regnete herab, als das Mädchen über einen Abzugsgraben sprang. Zu viele Bäume, und sie lief schnell. Tack sprintete ihr nach, nur um ein vertrautes Jaulen hinter sich zu hören. Das vom Turm aus abgefeuerte Geschoss knallte ihm in den Rücken und hämmerte ihn mit dem Gesicht nach unten direkt neben den Graben. Er rappelte sich auf, und eine weitere Kugel explodierte auf der Brust und schleuderte ihn rücklings in den Graben. Kurz sah er noch, wie das Mädchen abdrehte und zurück zu den Ruinen rannte; dann schwanden ihm die Sinne.
    Nun, die Superkiller sind dahin, und du bist nach wie vor in einem Stück, kleine Polly.
    Schwer atmend stolperte Polly in die Ruine und setzte sich in eine schattige Ecke mit dem Rücken an die Ytongwand.
    »Du verfluchter Mistkerl, du hättest mich beinahe um Kopf und Kragen gebracht!«
    Nur fast, und außerdem wirst du dafür bezahlt, denn ich habe jetzt deren Geld und ihr kostbares Kunstwerk.
    Polly starrte auf das Ding, von dem er gesprochen hatte. Erneut empfand sie einen starken Drang, einfach hinzugehen und es sich zu greifen – es sich wie ein barockes Schmuckstück auf den Unterarm zu schieben. Was zum Teufel war das nur? Es wirkte eher organisch als künstlich hergestellt, ein Schlauch, der aus einem unterarmlangen, zusammengerollten Stechpalmenblatt zu bestehen schien, das aus weißem und silbernem Metall gefertigt war. Während sie noch darüber nachdachte, ertappte sie sich dabei, wie sie aufstand und unerbittlich hinübergezogen wurde. Irgendwie übte dieser Gegenstand auf sie die gleiche Anziehungskraft aus wie eine Rolle aus Drogenpflastern. Sie spürte das Verlangen, die Sucht …
    Ich bin gleich bei dir. Warte einfach auf mich.
    Polly hockte sich vor das Objekt, streckte die Hand aus und fasste es an. In ihr schnappte etwas zu, und sie wusste genau, was sie tun musste.
    Polly, bleib weg davon! Ich sagte, bleib verdammt noch mal weg davon!
    Es war schwer. Sie musste es mit beiden Händen anheben, und sie bluteten dabei. Der Schmerz war Ekstase. Sie schob sich den Gegenstand auf den rechten Unterarm. Haut schälte sich ab und Fleisch öffnete sich wie Erde unter dem Pflug. Polly schrie, als Blut aus aufgeschnittenen Arterien spritzte, und fiel auf die Knie.
    Nein! Nein! Es kommt, wenn du es direkt berührst!
    Die Blutungen stoppten ganz schnell. Sie starrte auf das Ding. Es verwuchs mit ihrem Fleisch. Polly spürte, wie es sich mit den Knochen darunter verband. Sie blickte auf und sah Nandru auf sich zustürmen, die Waffe quer vor der Brust.
    »Was zum Teufel hast du gemacht?«, schrie er.
    Die Luft verzerrte sich, und eine unwiderstehliche Kraft in ihrem eigenen Inneren zerrte Polly hoch. Sie spürte, wie etwas durch sie lief, was sich wie zitronensaures Feuer anfühlte. Die Drogen und die von ihnen erzeugte Dumpfheit schwanden dahin. Elemente ihres Bewusstseins erblühten und öffneten sich. Echte Wachheit tat so weh, wie es kein körperlicher Schmerz vermocht hätte, und sie begriff, warum so viele Menschen den größten Teil ihres Lebens lang davor flohen.
    »O Jesus!«
    In der Luftverzerrung drehte sich Nandru um, wandte sich einem Riss in der Wirklichkeit zu. Der Riss öffnete sich und legte zwei gewaltige Walzen aus lebendem Gewebe frei, die sich gegenläufig aneinander bewegten. Polly erkannte darin ein Land und einen Himmel aus lebendigem Fleisch. Aus ihnen hervor ragte eine lebendige Tür im Licht des Tages auf, ein Schlund voller Zähne und Schatten, mit Lippen aus messerscharfen Knochen – der grauenhafte Endpunkt eines riesigen, güterzugähnlichen Tentakels, der aus dieser Landschaft aus Fleisch aufragte.
    Ein Brüllen ertönte, ein schrilles Klagen, dann der Gestank von

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