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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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roch die Luft muffig, und Polly kämpfte gegen aufsteigende Panik und hielt Ausschau nach dem anderen Ort, wo sie die rasende Fahrt der Schuppe und des Käfigs um sie herum steuern konnte. Sie hatte gar nicht den Wunsch, mehr zu sehen, denn sie wusste einfach, dass am Rande ihrer Wahrnehmung ein Albtraum im Mitternachtsmeer lauerte und sie betrachtete. Als sie schließlich doch hinausgriff, herrschte kurz das Chaos in ihrer Umgebung. Sie sah, wie sich ein gewaltiger Torso nach oben wölbte, ein Torso, dessen Ränder in räumlicher Verzerrung verschwammen: ein endloses Gewirr aus Hälsen und Mäulern wie das, von dem Nandru verschlungen worden war. Und sie spürte, wie ihr die Aufmerksamkeit einer wilden Intelligenz galt.
    »O Jesus …«
    Sie suchte nach einem Ausweg, während die Angst ihren Willen lähmte und die Wahrnehmung zurücktrieb in jenes Bild des schwarzen Meeres und der grauen Leere. Dann streckte etwas seine Fühler aus, öffnete eine Fläche, an deren Ende das bunte Licht des Wirklichen aufleuchtete, und Polly rutschte den Abhang hinunter ins Tageslicht. Der Käfig rauchte und zerstreute sich langsam, während er über eine kalte Wüste hinwegbrauste und auf eine Steinfläche zustürzte. Polly klammerte sich an die Streben des Glaskäfigs, wollte sie mit schierer Willenskraft dazu bringen, ihre massive Struktur zu bewahren, wo sie doch spürte, wie sie ihr unter den Händen schwanden. Aber es reichte noch. Sie purzelte zwei Meter tief auf einen Felsbrocken, rutschte an dessen Seite herunter und kullerte in einen dünnen Bestand von Stämmen, die an Yuccapalmen erinnerten. Sie brachen unter Pollys Gewicht und stürzten auf einen Boden, der bedeckt war von den grünen Knöpfen anderer primitiver Pflanzen.
    Was hast du gesehen? Ich habe nichts gesehen.
    »Dieses Ding – ich habe das Ding gesehen, das dich umgebracht hat.«
    Ich habe nur zwei Flächen gesehen: eine schwarze und eine graue. Mehr war da nicht.
    »Vielleicht kannst du da von Glück sagen«, erklärte ihm Polly, stand auf und strich sich grünen Schleim vom Mantel, ehe sie sich umsah.
    Die Berge, die rechts von ihr aufragten, waren von den Elementen zu schartigen Kanten geschliffen worden und zeigten keinerlei Rundungen. Von irgendwo hinter ihnen stieg eine Rauchsäule zum Himmel auf und färbte die Wolken in Schattierungen von Sepia, Schwarz und Purpur. Zwischen den Bergen und dem Gesteinsfeld breitete sich eine sandige Ebene aus, durchsetzt mit Grün. Die wenigen Pflanzen waren einfach aufgebaut, von einem unfähigen Gott nach Kinderzeichnungen gestaltet. Durch den steinigen Boden zogen sich hier und da Risse, in denen Wasser stand; darin schwärmten und schlängelten Miniaturlarven umher. Erneut hatte die Verschiebung Polly an die Meeresküste geführt. Sie hörte das Zischen der Wellen hinter den Felsen, obwohl sie den Ozean bislang nicht sah. Zwischen einigen Felsbrocken hindurch suchte sie sich einen Weg dorthin, denn trotz ihrer kürzlichen, nahezu tödlichen Erfahrungen mit dem Meer war es doch zumindest etwas, das eine beruhigende Vertrautheit ausstrahlte.
    Das Ufer war übersät mit den Schalen von Meereskreaturen: Wasserschnecken, so groß wie Menschenköpfe; krebsartige Dinger und hummerartige Dinger, Wurmdinger und solche, die ganz einfach nur irgendwelche Dinger waren. Einige Schalen wurden noch bewohnt und stanken wie die Bilge eines Fischkutters, aber nichts bewegte sich. Polly beförderte eine Schale, die an den Schild eines Ritters erinnerte, mit einem Fußtritt auf den Rücken und hockte sich hin, um die verwesende Kreatur darin zu inspizieren.
    Ich denke nicht, dass man an Land noch etwas findet, was dich angreifen könnte.
    »Was bringt dich auf diese Idee?«, erkundigte sich Polly bitter.
    Ich denke, du hast inzwischen die Zeitalter überwunden, in denen man Landtiere fand, abgesehen mal von Insekten … oder ihren uralten Vorfahren.
    »Das ist ja tröstlich.«
    Als sie gerade aufstehen und weitergehen wollte, stieß sie einen Schreckensschrei aus. Eine Gestalt ragte über ihr auf.
    Der hoch aufgeschossene Mann trug dunkle Kleidung, ähnlich militärischem Drillichzeug, und hatte ein hartes Gesicht. Die Haut war beinahe bläulich weiß, und das kurz geschnittene Haar erinnerte an eine Kalkschicht. Im ersten Moment hatte Polly die verrückte Idee, er könnte so etwas wie ein Einwohner genau dieses Zeitalters sein, aber dann wurde ihr klar, dass er nichts anderes sein konnte als ein Zeitreisender wie sie.
    »Wer …?«,

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