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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Breite auf – wobei der Eingang von einer elastischen Pforte, ähnlich einem Anus, gebildet wurde. Sie schloss sich fest hinter ihm, als er hineingekrochen war.
    Auf der Suche nach Nahrung wanderte Tack hinab in den Karbonwald, ausgerüstet mit frisch errungenen Kenntnissen von der Flora und Fauna. Als er mit einem meterlangen Wassermolch auf einer Schulter und einem Beutel voller Farnpalmenfrüchte – die an kugelförmige rote Ananas erinnerten – auf der anderen Schulter zurückkehrte, traf er Saphothere noch immer fest schlafend im Zelt an. Tack saß da, starrte über den uralten Wald hinaus und dachte über das inzwischen gewonnene Verständnis nach. Trotzdem konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass man ihn anlog.
    Vielleicht lag es nur an natürlicher Paranoia, die sich daraus ergab, dass er nicht alles begriff. Er sah ein, dass er vor der Schulung durch den Pädagogen hinsichtlich mancher Dinge argwöhnisch gewesen wäre, die er heute völlig verstand. Ein treffendes Beispiel war die Dauer des gerade zurückgelegten Zeitsprungs. Um diesen Wald zu erreichen, hatten sie hundertfünfzig Millionen Jahre überbrückt, wohingegen vorher die halbe Distanz ausgereicht hatte, Saphothere an die Grenze des Zusammenbruchs zu bringen. Tack wusste nun, dass Saphothere vor ihrer ersten gewalttätigen Begegnung im Essex des 20. Jahrhunderts schon lange Umbrathan gejagt und sich – und sein Mantisal – ständig bis an die Grenze erschöpft hatte. Fünf Tage lang in der Trias auf seinem Hintern zu sitzen, das war seine längste Ruhepause in fünf Jahren gewesen. Und indem er Dinosaurierfleisch, geröstete Nüsse und eine Art Wurzel ähnlich der Erdbirne in sich hineinstopfte, hatte er seine Körpermasse beträchtlich vergrößert. Außerdem hatte Saphothere Tack erklärt, dass die Energiereste aus dem Angriff des Torusbiestes auf Sauros dem Mantisal reichen Weidegrund geboten hatten, sobald die Gefahr erst mal gebannt war.
    Aber nein, es lag nicht an offenkundigen Diskrepanzen dieser Art. Sein Misstrauen beruhte vielmehr auf dem Umstand, dass er selbst, Tack, der wirkungsvollste Meuchelmörder sein sollte, den die Heliothan auf Cowl hetzen konnten. Ja, er begriff, dass sie ohne einen Torus nicht zu Cowl durchdringen konnten, aber sicher bot sich ihnen mit ihrer ganzen Technik ein anderer Weg …
    »Bewunderst du die Aussicht?«, fragte Saphothere hinter ihm.
    Tack drehte sich um und nickte dem Reisenden zu, als dieser aus dem Zelt trat.
    Saphothere fuhr fort: »Fossiler Brennstoff – mehr wird nicht daraus. Und eure verschwenderische Gesellschaft hat alles für ungebremstes Wachstum verbrannt, ohne jeden ernsthaften Versuch, aus dieser Sackgasse zu entkommen.«
    Tack sah ihn fragend an.
    Saphothere deutete auf den riesigen Wald. »Du hast mal von Vorbestimmung gesprochen, obwohl ich finde, dass du über solche Vorstellungen inzwischen hinaus sein müsstest. Aber, falls du wirklich Vorbestimmung finden möchtest: Dort liegt sie vor dir ausgebreitet. Millionen Jahre lang hat die Erde Energie in Form fossiler Brennstoffe gespeichert, als bereitete sie sich auf den intelligenten Gebrauch durch eine künftige Zivilisation vor. Mit Hilfe solcher Energievorräte hätte euer Volk seine Zivilisation schon lange vor uns ins Sonnensystem ausbreiten können. Man könnte sagen, dass das seine Vorbestimmung war. Und es hat sie vergeudet.«
    »Welche Energie habt ihr benutzt?«
    »Kernfusion, zu großen Kosten erworben. Für euch wäre es leicht gewesen; für uns war es schwierig.«
    Tack fragte sich, was genau er mit ›uns‹ ausdrücken wollte, denn es waren die Umbrathan gewesen, die diesen Schritt machten. Tack wandte sich ab und der Aufgabe zu, den großen Wassermolch auszunehmen, während Saphothere eine der roten Ananasfrüchte öffnete. Die kleinen Aufgaben des Alltags drängten die Spekulationen an den Rand. Nach dem Essen zog sich Saphothere aufs Neue zurück. Tack döste, mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt, zu träge, um das eigene Zelt aufzubauen, obwohl man das kaum als eine schwierige Aufgabe bezeichnen konnte. Vage hörte er Saphothere sprechen; später strich ein kalter Hauch über ihn hinweg und weckte ihn ganz. Er starrte verschlafen auf den endlosen Wald, als ihm etwas in den Nacken gedrückt wurde.
    »Kein Wort, kein Mucks, oder ich mache dich zum Krüppel.«
    Sie hätte eigentlich tot sein müssen – eingeäschert durch eine Atomexplosion –, aber Meelan klang gerade sehr lebendig.
    Erneut

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