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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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deinen Arsch darauf verwetten, dass dieser Mann nicht einfach dein Fremdenführer sein möchte.
    Nandrus Worte wirkten wie ein Guss Eiswasser in ihr Gesicht und erinnerten sie daran, dass jedes Mal, wenn jemand nett zu ihr gewesen war, er auch etwas von ihr gewollt hatte.
    »Falls du mir helfen möchtest, dann erkläre mir doch erst mal, was zum Teufel mit mir passiert«, forderte sie ihn kurz und bündig auf.
    Der Mann zuckte erkennbar zusammen, und ein abwesender Blick breitete sich in seinem Gesicht aus. Einen Augenblick später lächelte er wieder und hielt ihr die Hand hin.
    »Begleite mich in mein Lager, und ich versuche, es zu erklären.«
    Polly ergriff die Hand und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Ihr fiel auf, dass seine Augen immer wieder zu dem Arm abschweiften, an dem die Schuppe hing, obschon sie unterm Ärmel verborgen war. Um eine deutlichere Reaktion zu erhalten, die sie womöglich deuten konnte, zog sie den Ärmel hoch und hielt ihm den Unterarm vor die Nase.
    »Weißt du, was das für ein Ding ist?«
    »Es ist ein Torus; eine organische Zeitmaschine, die dich zum Anfang der Zeit zerrt – zum Nodus. Du bist eine von Cowls Proben.«
    Statt die Fragen zu stellen, die nach einer solchen Äußerung lautstark um Aufmerksamkeit bettelten, stellte Polly nur fest: »Ich möchte nicht dorthin.«
    Der Mann nickte und entfernte sich langsam von ihr. Sie spürte eine Spannung in ihm und wusste, dass er etwas verbarg. Sie hatte viel Übung darin, die Körpersprache von Männern zu deuten. Sie folgte ihm durch die felsige Landschaft zum Lager, wo Vorräte ordentlich aufgestapelt waren und etwas in einem Topf brodelte, der auf einem Kompaktherd stand. Thote deutete auf eine am Boden ausgebreitete Decke, und Polly setzte sich, während er sich neben den Topf hockte und im brodelnden Inhalt rührte.
    »Du wirst in die Länge gezogen wie ein Gummiband, das an einem Ende in deiner Zeit verankert ist. Ich gebe zu, dass ein geringes Risiko besteht, wenn man den Torus entfernt. Er ist ein lebendiger Parasit und dazu gefertigt, seinen Wirt in die Vergangenheit zu zerren, bis ihn sein Erschaffer Cowl abnehmen und auswerten kann. Ich kann ihn ebenfalls entfernen, und sobald das geschehen ist, wirst du sofort in deine Ursprungszeit zurückgezogen. Verstehe ich das richtig, dass du dorthin zurückkehren möchtest?«
    Das klingt für meine Begriffe ein bisschen zu einfach. Sei ja vorsichtig, was diesen Mistkerl angeht!
    »Als ich meine Zeit verließ, hat gerade jemand versucht, mich umzubringen.«
    Aber nein, sie hatte den Killer ja mitgeschleift … und was hieß das? Wartete er bei ihrer Rückkehr auf sie? War er dann nie mitgeschleift worden?
    Thote sah sie an, als könnte er ihre Gedanken lesen.
    »Du wirst nicht zum genauen Zeitpunkt zurückkehren, an dem du verschwunden bist. Du bist jetzt nach deiner subjektiven Zeit einige Tage unterwegs, und das bedeutet, dass du genauso viele Tage nach deiner Abreise wieder auftauchen wirst.«
    Klingt viel zu geschmiert. Er lügt dich an!
    Polly wollte nicht auf Nandru hören. Alles wirkte so perfekt. Sie wollte nicht von übellaunigen Dinosauriern verspeist werden. Sie wollte nicht diesem Cowl begegnen, dessen Name schon bedrohlich klang. Aber Nandru hatte Recht – diese ganze Situation stank einfach.
    »Warum möchtest du das tun?«, fragte sie den Fremden.
    »Ich tue alles, was Cowls Pläne durchkreuzt.«
    Thote schöpfte Suppe in eine Suppentasse und reichte sie Polly.
    »Hier. Du wirst feststellen, dass es besser schmeckt als alles, was du am Ufer findest.«
    Polly nahm die Suppentasse zur Hand und schnupperte daran. Es roch köstlich; Brocken weißen Fleisches und Stücke faseriger Vegetation schwammen in einer dicken Sauce. Sie führte einen Löffel voll an den Mund. Sie hatte den Inhalt des Löffels schon im Mund und kaute darauf, als ihr Thotes gierige Miene auffiel. Als ihre Zunge unter einem plötzlich auftretenden bitteren Geschmack erstarrte, spuckte sie alles aus und schleuderte die Tasse nach dem Mann. Sie stand auf, schwankte, taumelte rückwärts. Thote stand ebenfalls auf und zeigte dabei einen Ausdruck ruhiger Zufriedenheit.
    Er deutete auf eine Felsspalte in der Nähe, in der die Überreste eines anderen Zeitreisenden lagen, den Torus immer noch wie eine Koralle um einen Arm gewickelt, aber in seinem Fall um nacktes Gebein. Leere Augenhöhlen, nackte Rippen, die zwischen verfaulenden Kleiderresten zu Tage traten, ein bisschen mumifiziertes

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