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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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irgendwo in dem Bachbett auf, und Polly stieß schließlich auf ein Zelt, das von innen beleuchtet war.
    Vielleicht mag er keine Gesellschaft.
    Obwohl sie anerkannte, wie sehr Nandru ihr schon geholfen hatte, so wünschte sie sich zuzeiten doch, sie hätte ein Gegenmittel für seine verbalen Ergüsse. Sie betrachtete das Zelt lange Zeit forschend, entdeckte jedoch keinerlei Bewegung darin. Als sie schon überlegte, umzukehren und nach Hause zu gehen, vernahm sie einen leisen Fluch aus dem Innern. Die Pistole im Anschlag, duckte sich Polly und zwängte sich durch die Zeltklappe.
    Tack saß mit gekreuzten Beinen an der Rückwand hinter einer von der Decke hängenden Chemielampe. Links von ihm lag ein leerer Rucksack und rechts von ihm ein Heliothan-Karabiner. Er griff jedoch nicht nach der Waffe, als Polly eintrat. Als sie so weit im Zelt war, dass sie Tacks Gesicht besser sehen konnte, stellte sie fest, dass er die Maske abgelegt hatte und eine kalte, ausdruckslose Miene zeigte. Sie nahm die eigene Maske ab, um die Luft zu kosten, und entdeckte dann in einer Ecke ein insektenhaftes Gerät zur Anreicherung mit Sauerstoff.
    »Tut mir Leid, dass ich versucht habe, dich zu töten«, sagte Tack ausdruckslos.
    Es tut ihm Leid! Na, da gebe ich aber einen Scheiß drauf!
    »Verschwinde, Nandru.«
    Naja, dann entschuldige!
    Polly spürte, wie Nandrus Präsenz verblasste, als er die zweite Option wahrnahm, die ihm inzwischen offen stand: sein Bewusstsein in Wespe zu verlagern.
    »Ach, wirklich?«, fragte sie Tack spöttisch.
    Er wirkte einen Augenblick lang verwirrt, drückte die Handfläche an die Stirn und fuhr fort: »Ich habe Minister LaFrange umgebracht, Joyce und Jack Tennyson, Theobald Rice und Smythe. Ich habe Lucian einen Finger nach dem anderen abgeschnitten, bis er mir den Dateizugriffscode für Green Engine nannte, und dann dem Wachmann den Bauch aufgeschlitzt, der mich daran hindern wollte, dort einzubrechen.« Jetzt blickte er auf und starrte an Polly vorbei, als betrachtete er etwas hinter der Zeltwand und hinter dieser Zeit. »Die Bombe in der Protestversammlung gegen die U-Reg kostete achtundvierzig Menschen das Leben und verstümmelte zwölf weitere.«
    Er wurde still, und sie wusste, dass er in Gedanken weitere Morde und Folterungen aufzählte.
    »Warum bist du hierher gegangen?«, fragte sie, fühlte sich unbehaglich in der andauernden Stille.
    Sein Blick wanderte zu ihr. »Ich musste nachdenken.«
    »Nette Gedanken hast du da«, stellte sie fest.
    Er zuckte zusammen. »Wie könnten sie auch anders aussehen? Ich habe ein so nettes Leben geführt.«
    »Aber es war im Grunde nicht deine Schuld«, räumte Polly ein.
    Sein Blick war leer. »Ja, ich akzeptiere, dass ich über meine Handlungen nicht mehr Gewalt hatte als jede andere Maschine, bis zu dem Augenblick, als Cowl meinen Verstand zerpflückte. Aber das hilft nicht. Ich war es, der diese Bombe platziert hat. Ich war es, der einen Teenager vergewaltigt hat, die Tochter eines bestimmten Terroristen, damit er nach mir suchte. Ich war es, der ihn in eine Falle lockte und ihm die Kniescheiben wegballerte; ich habe ihn mit Skopolamin bearbeitet, mit einem Skalpell und einer Zange, bis ich die benötigten Informationen erhalten hatte. Und ich war es, der einen Randstein an ihm festband und ihn vom New Thames Deich warf.«
    »Hatte er es verdient?«
    »Sie nicht.«
    Polly wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie war ihm hierher gefolgt, weil sie vermutete, dass er an irgendetwas Schändlichem beteiligt war – und sie vielleicht die Befriedigung genießen durfte, ihm eine Salve Explosivkugeln in den Rücken zu jagen und ihm damit geplante Verletzungen von früher heimzuzahlen. Aber das hier war etwas anderes – nur was genau, das überblickte sie noch nicht. Womöglich empfand er wirklich Gewissensbisse; vielleicht wollte er aber auch nur, dass sie das dachte.
    »Also bist du auf einmal ein moralischer Mensch geworden?«, fragte sie.
    Tack schnaubte. »Es geht nicht um Moral – es geht um Einfühlungsvermögen. Ich krümme mich, wenn ich an das denke, was ich getan habe. Ich höre immer noch die Drahtschere, die durch Lucians Finger schneidet, und die Laute, die er von sich gibt. Ich erinnere mich an die Angst des Mädchens, dann die Ungläubigkeit, dann den Schmerz, an jedes ihrer Worte, als sie mich um Gnade anbettelte – und ich erkenne, dass ich etwas Bedeutsames zerstört habe.«
    Polly setzte sich und kreuzte die Beine und wunderte sich über ihre

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