Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
Vom Netzwerk:
Reisenden gezielt, der im Zickzack auf sie zulief und dabei drauflos ballerte. Etwas anderes geschah noch, das Tack nicht ganz zu ergründen vermochte: Flächen und Linien zogen sich durch die Luft, und die Entladungen der Waffen prallten kraftlos davon ab. Der Mann holte das Mantisal tiefer und gab Tack mit einem Wink zu verstehen, er solle einsteigen. Als Tack zögerte, streckte er einfach die Hand aus, packte ihn am Arm und schleuderte ihn an Bord, wobei er ihm die Schulter verdrehte. In diesem Moment schrie die Frau auf. Ihr rechter Arm brannte wie Wachs, das von einem Gasschweißbrenner erwischt worden war. Sobald der Mann ins Mantisal gestiegen war, schwebte das seltsame Ding zu der Frau hinüber, die eine richtige Salve auf den Reisenden feuerte. Dann war auch sie sicher an Bord, und die Welt klappte einfach weg.

Kapitel 6
    Reisender Thote:
    Die temporal aktiven Schuppen, die das Biest verliert und die von Maxell als ›Tori‹ bezeichnet werden, bewacht das Biest anschließend, bis sie von ausreichend anfälligen Individuen aufgehoben werden. Gewöhnlich ist das jemand, der später gestorben wäre. Das Biest wird also auf natürliche Weise von Ereignissen der verzeichneten Geschichte angelockt, in deren Umfeld es mühelos seine Kandidaten findet. Auf diese Weise erzeugt es jeweils ein minderes Paradoxon und nimmt damit Einfluss auf die eigene Position am Wahrscheinlichkeitsgefälle. Inzwischen hat es schon drei Torusträger in Pompeji initialisiert, unmittelbar vor dem Ausbruch des Vesuv, zwei in Nagasaki und drei Jäger, die das Pech hatten, sich im Jahr 1908 im Tunguska-Flusstal aufzuhalten. Uns ist es unmöglich, diese Initialisierungen zu entdecken, bis sie auf einer für Cowl und uns zugleich zugänglichen Zeitlinie zusammenfallen. Danach sind die Torusträger immer schwieriger zu orten, da sie rückwärts durch die Zeit gezerrt werden. Sobald sie jedoch im Zeitablauf lokalisiert sind, hängt es nur noch vom Ausmaß an Energie ab, das wir aufzuwenden bereit sind, um sie zu kriegen. Und einige von ihnen müssen wir kriegen, denn sie sind womöglich unser einziger Zugang zu Cowl.
    Polly starrte auf ein riesiges Haus, das sie ansatzweise durch die Bäume sehen konnte und in dessen Umgebung lebhaftes Treiben herrschte: Menschen stiegen von Karren oder von Pferden, Stallknechte führten die Pferde weg, Gruppen anderer Personen standen schwatzend herum – bunte Stoffe leuchteten in der Sonne.
    Du bist ebenso durch den Raum gereist wie durch die Zeit. Zuvor hast du dich von dieser Stelle verschoben, und es hat nun einige Stunden gedauert, sie wieder zu erreichen.
    Sie ignorierte Nandru und fragte: »Hier wohnt König Heinrich VIII.?«
    »O meine Liebe, Ihr seid noch nicht viel in unserem schönen Land herumgekommen, nicht wahr?«, lautete Bertholds Gegenfrage. »Dies ist eines der Jagdschlösschen unseres Königs. Er ist des Hirsches und des Keilers wegen hier, und für Saufgelage und zum Bespringen der Damen durch die ganze Nacht – zur Erholung von seinen übrigen Mühen in unserer großen Stadt London.«
    Mellor grunzte verächtlich: »Mühen!« Und spuckte neben den Wagen.
    Andererseits wäre es auch erstaunlich gewesen, falls du nicht durch den Raum ebenso gereist wärst wie durch die Zeit, ich frage mich ohnehin, wie die Schuppe es immer wieder schafft, dich so sachte auf dem Erdboden abzusetzen, wenn man bedenkt, dass der Planet nicht nur um die eigene Achse rotiert, während er um die Sonne braust, sondern auch ständig taumelnd, einer Präzessionsbewegung folgt. Nur an die dazu nötigen Berechnungen zu denken, das macht mir schon Kopfschmerzen. Falls ich einen Kopf hätte …
    »Nandru, halt einfach die Klappe, ja?«, erwiderte Polly lautlos und fragte sich, ob sie sich nur einbildete, dass Nandru eine schwatzhafte Nervosität entwickelte angesichts der Aussicht, einer so berühmten historischen Gestalt zu begegnen.
    Als Berthold den Wagen aus dem Wald fuhr, traten vier Wachleute auf den Weg. Sie trugen Helme und stählerne Brustpanzer über einer Unterpolsterung. Zwei von ihnen waren mit Piken bewaffnet, die übrigen beiden mit Armbrüsten. Einer der Letzteren, der eine Brokat-Samtweste über dem Brustpanzer und ein Schwert an der Hüfte trug, hob die Hand, bis Berthold den Wagen angehalten hatte. »Steigt ab. Ich werde doch keinen steifen Hals riskieren, um mit Leuten eures Schlages zu reden!«, kommandierte er.
    Berthold sprang vom Kutschbock, nahm schwungvoll den Hut ab und verneigte sich.

Weitere Kostenlose Bücher