Die Zeitbestie
Tier zu fressen, zerriss es in zwei Hälften, legte den Kopf in den Nacken und schlang das zuckende Hinterteil herunter. Innerhalb weniger Augenblicke war es mit dem ersten Pferd fertig, schritt dann zu einem weiteren und pickte unterwegs den abgebissenen Kopf auf. Ehe es sein drittes Opfer verspeiste, legte es eine Pause ein und schoss einen Sprühregen weißer Exkremente hervor.
Ich denke, es wird langsam satt.
So schien es, denn der Monstervogel pickte, nachdem er Kopf und Vorderbeine des dritten Pferdes gefressen hatte, in einer Art und Weise am Rest herum, die halbherzig wirkte. Einen Augenblick später gab er ganz auf, kratzte wie ein Huhn am Boden und stieß wieder diesen hupenden Schrei aus, ehe er sich entfernte.
Und das war nur ein kleiner!
Polly war entsetzt, denn die grauenhafte Kreatur hatte sie überragt und verfügte über einen Killerschnabel von den Ausmaßen eines Eimers.
Man nennt ihn Gasturnis, erklärte Nandru.
Als der Vogel einige hundert Meter entfernt war, traf Polly Anstalten, aus der Deckung hervorzutreten.
Wäre es nicht klüger, hinter den Bäumen zu bleiben?
Ohne auf seinen Rat zu achten, blickte sie sich in allen Richtungen um, ob nicht weitere unerfreuliche Überraschungen drohten. Dann lief sie hinüber zu der Stelle, wo der Vogel gefressen hatte.
Bist du wahnsinnig?
Polly bückte sich, packte einen blutigen Brocken vom letzten kleinen Pferd und rannte wieder in Deckung.
»Spare in der Zeit, dann hast du in der Not, wie meine Mutter immer sagte«, sang sie und lief noch tiefer in den Wald.
Später, als sie den Bauch mit Pferdebraten gefüllt hatte, blickte sie sich in der Umgebung ihres Lagers um und bemerkte, dass sich der Feuerschein da draußen in Augen spiegelte. Nachdem sie einen Knochen danach geworfen hatte, hörte sie, wie es im Dunkeln darum Gezänk gab. Wenigstens klang es nach kleinen Dingen.
Der Albtraum hatte die Gestalt eines Mannes, aber eines großen, langgliedrigen Mannes, bei dem die hoch aufgeschossene Gestalt der Heliothan ins Extrem getrieben war. Er hatte kein Gesicht – der Kopf war ein mit der Andeutung eines Schnabels bewehrtes Ei ohne jeden individuellen Zug und von derselben glänzenden, käferschwarzen Erscheinungsweise wie der größte Teil des nackten Körpers. Aber als wäre das noch nicht merkwürdig genug gewesen, zeigte der schwarze Panzer ein Netz aus glasartigen Adern und Rippen, sodass die Gestalt, wenn sie das Licht einfing, den Anschein vermittelte, als stünde dort etwas entsetzlich Skeletthaftes.
»Eine Frau hat ein halbintelligentes prognostisches Programm gefahren, um die künftige Entwicklung der menschlichen DNA vorherzusagen. Auf dieser Grundlage leitete sie Rekombinationsexperimente an ihren Kindern ein. Nach ihren Begriffen war das erste Experiment ein Fehlschlag, obwohl das Kind überlebte. Cowl war kein Fehlschlag, sodass viele Spekulationen darüber angestellt werden, welches eigentlich ihre Begriffe waren.«
Tack zuckte zusammen, als Cowl auf ihn zugehen wollte, aber das dunkle Wesen erstarrte dann doch im Lauf, als der Pädagoge seinen Vortrag fortsetzte.
»Wir wissen nicht, welcher Entwicklungsdruck von außen hineingetragen wurde, denn die DNA dient keinerlei Zweck, abgesehen davon, zu überleben und sich fortzupflanzen, sodass Intelligenz oder Körperkraft also nur dann zunehmen, wenn sie sich direkt auf diese Zielsetzung auswirken. Sollte das Überleben der menschlichen DNA nötig machen, dass ihr das Großhirn verliert und fortan Nährstoffe aus dem Erdboden filtert, dann würdet ihr alle zu Würmern werden. Man kann nur vermuten, dass das Programm dieser Frau eine Zukunft postulierte, in der Höchstwerte an Intelligenz, Unbarmherzigkeit, Schnelligkeit und Kraft benötigt werden. Cowl brachte die eigene Mutter schon um, als sie noch mit ihm schwanger war, und entfloh durch einen von innen ausgeführten Kaiserschnitt, ganz ähnlich einem Küken, das sich mit dem Schnabelsporn aus dem Ei befreit.«
»Aber er wurde zu einem Mitglied der Heliothan-Gemeinschaft«, stellte Tack fest. Die Information war jetzt einfach in ihm vorhanden. Er sah, wie Cowls Überleben ursprünglich von den Heliothan abhängig gewesen war, wie er sich mit Absicht zu einem sehr wertvollen Mitglied ihrer Gesellschaft entwickelte. Es war gar nicht so schwierig – Unbarmherzigkeit und Intelligenz erfreuten sich großer Bewunderung. Diese Fehleinschätzung kostete viele das Leben. Eines der Opfer war eine Spitzenwissenschaftlerin namens
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