Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
Vom Netzwerk:
Sorge.
    Weißt du, ich glaube, dass du gerade die Vernichtung der Dinosaurier miterlebt hast.
    Polly wusste das. Ihre Sorge drehte sich darum, dass sie sich auf jener Seite dieses Ereignisses befand, die sie lieber vermieden hätte.
    Durch die Entdeckung des gefrorenen Triceratops in Panik geraten, verschob sich das Mädchen aus dem Erfassungsbereich des Vorpalsensors, und Silleck wusste nicht, ob das Mädchen den Aufschlag des Meteors und den Feuersturm überlebt hatte, die jenem mörderischen Winter vorausgingen und einen Punkt hinter die Äonen der Dinosaurier setzten – der Gnadentod für die kranken und sterbenden Populationen der großen Tiere. Das war, wie Silleck wusste, das Ende für einen weiteren dieser lang gezogenen evolutionären Kriege zwischen den großen Tieren der Erde und ihren ewigen Mörderviren. Nur Menschen hatten einen solchen Konflikt mit knapper Not überlebt.
    Silleck bewegte sich jetzt durch die Äonen bis zu dem Punkt, an dem sich Sauros in die weiche Erde des Jura gesenkt hatte. Das Skelett der Stadt knarrte noch, und die Innenkugel hatte sich noch nicht gedreht, um die Etagen wieder in eine ebene Ausrichtung zu bringen, aber der Techniker Goron hatte bereits seine Station verlassen, um die gewohnte Position an den Aussichtsfenstern einzunehmen. Die Interface-Techniker blieben jedoch, wo sie waren: Sauros, das nach dieser Reise langsam den Energievorrat wieder auffrischte, war nach wie vor durch einen Angriff verwundbar.
    Silleck sondierte den nahe gelegenen Abschnitt des Gefälles, wo sich die Stadt in allen ihren Inkarnationen in die Unendlichkeit vervielfacht abbildete, als säße man zwischen zwei einander zugewandten Spiegeln. Die Interface-Technikerin sondierte die Zeit vorwärts und rückwärts, so weit sie konnte, ohne Sensoren zu benutzen, die in anderen Zeitaltern ausgesetzt worden waren. Es schien jedoch nirgendwo eine Gefahr zu bestehen. Dann schob sie ihre Wahrnehmung die Zeit hinab zu einem Vorpalsensor, den ihre Technikerkollegen häufig besuchten, in eine kurze Periode am Ende der Trias und ein Stück weiter unten am Gefälle – jenen Ort, den diese Kollegen als ›den Friedhof‹ bezeichnet hatten.
    Hier existierte eine Falte in der Zeit, die viele Torusträger verfehlten. Für viele andere erwies sie sich jedoch als Falle, die ihnen den Bewegungsimpuls raubte, falls sie hineintappten. So saßen sie viele Tage lang fest und wurden ohne Nahrung zum Futter für die eigenen parasitären Tori. Viele waren schon halb verhungert und fast tot, wenn sie eintrafen, und fanden keinerlei Hilfe an diesem öden Ort. Silleck blickte auf die heiße, trockene Landschaft hinab, wo Menschenknochen von den Totengräberkäfern und kleinen listigen Pterosauriern abgenagt worden waren. Sie suchte sich einen Haufen dieser Knochen aus und spürte ihm langsam durch die Zeit nach. Sie sah, wie sie sich neu zusammenfügten, mit Fleisch überzogen und mit Feuchtigkeit aufquollen, und sie erlebte den kurzen Augenblick, als der Torus wieder als Ring um den Arm auftauchte, den er später abgerissen hatte, um damit zu verschwinden.
    Der Mann, der Turban und Sarong trug, war viele Tage lang einer kaum erkannten Gestalt nachgelaufen, ehe er einfach aufgab und sich hinsetzte, um zu sterben. Die Gestalt war, wie Silleck herausfand, ein australischer Ureinwohner, der in dieser trockenen Hölle überlebte und gedieh, ehe ihn sein Torus wegführte. Noch weitere verstreute Knochen lagen herum und weitere vertrocknete Leichen. Das alles sah jedoch einfach zu schlimm aus, und die Interface-Technikerin zog sich zu einem der entlegensten Sensoren in der Zeit des Perms zurück, wo, wie sie wusste, ein weiterer Torusträger entdeckt worden war. Aber noch während ihre Wahrnehmung an diesem Sensor eintraf, spürte sie erste Ausläufer einer Störung im Interraum, die durch die Zeit und am Gefälle aufwärts lief, und sie wusste, dass etwas im Anzug war.
    Während er über die Wellen blickte, hinüber zu den sich paarenden Plesiosauriern – die sich im Meer wälzten, mit den riesigen Fluken Wasserfontänen aufpeitschten, mit den langen Hälsen aufs Wasser schlugen, um sich dann daraus zu erheben und umeinander zu schlingen –, stellte Tack fest, dass er über viele Dinge eine tiefe und fest verankerte Gewissheit erworben hatte. Zuvorderst kam die Überzeugung, dass Cowl ganz ohne Frage sterben musste, und ebenso jeder verflixte Umbrathan, der Tack dabei in die Quere kam. Er hob den Blick zu der Kuppel, die den

Weitere Kostenlose Bücher