Die Zeitdetektive 01 Verschworung in der Totenstadt
durch das Labyrinth der Gassen. Sie gelangten auf einen Platz mit einigen Dattelpalmen, von dem vier Wege abgingen.
„Wohin?“, fragten Leon und Julian atemlos.
„Woher soll ich das wissen?“, gab Kim leicht verzweifelt zurück.
Die Katze tobte noch immer im Netz. Kim war klar, dass sie das Tier möglichst bald befreien musste. Also galt es, den Verfolger endlich abzuschütteln. Nur wie? Sie warf einen Blick über die Schulter. Der Kerl kam rasch näher. Nervös biss sich Kim auf die Unterlippe. Wohin? Da entdeckte sie eine Treppe, die auf das Dach eines Gebäudes führte. Kurz entschlossen rannte Kim die Treppe hinauf. Ihre Freunde folgten ihr. Auf dem Dach waren Lehmziegel gelagert. Offenbar wollte der Besitzer sein Haus umbauen. Kim drückte Julian das Netz mit der Katze in die Hand, packte einen der herumliegenden Lehmziegel und hielt ihn hoch über den Kopf.
„Bleib, wo du bist!“, schrie Kim den Verfolger an, der bereits den Fuß der Treppe erreicht hatte.
Der Mann zögerte, als er sah, dass auch Leon sich mit einem Wurfgeschoss bewaffnet hatte.
„He, was ist da los?“, ertönte in diesem Moment eine ärgerliche Stimme. Eine Frau streckte ihre Nase aus der Tür des angrenzenden Hauses. „Ruhe! Gebt endlich Ruhe, ihr Trunkenbolde!“
Der Mann mit dem Dolch beachtete sie nicht. Sein Blick war starr auf das Netz in Julians Hand gerichtet.
„Hört ihr nicht?“, keifte die Stimme aus dem Nachbarhaus. „Verschwindet hier und lasst ehrbare Menschen endlich schlafen! Hoffentlich kommen gleich die Medjai und sperren euch ein!“
Bei der Erwähnung der Polizeihilfstruppen, die im nächtlichen Theben für Ruhe und Ordnung sorgten, kam Bewegung in den Mann mit dem Dolch. Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in einer der dunklen Gassen. Erleichtert kletterten die drei Freunde vom Dach herunter.
„Puh, das war knapp!“, meinte Kim, während sie Julian das zappelnde Bündel abnahm. Beruhigend sprachen sie auf die Katze ein. Dabei hatten die Freunde zum ersten Mal die Gelegenheit, das Tier in Ruhe anzusehen.
Es handelte es sich um eine ungewöhnlich schöne Katze mit einem goldbraunen, seidig glänzenden Fell. Die Flanken waren heller gefärbt. Der Kopf war eher schmal, die Nase flach und ihre weit aufgerissenen Augen schimmerten smaragdgrün. Der Körper war feingliedrig und muskulös. Mit unvermindertem Elan versuchte das Tier weiter, sich aus dem Netz zu befreien.
„Warum wollte der Kerl das Tier töten?“, wunderte sich Julian.
Kim zuckte mit den Schultern. „Gute Frage. Ich fürchte, dass wir sie nicht beantworten können. Aber jetzt sollten wir erst einmal schauen, dass wir die Katze aus dem Netz herausbekommen. Helft mir mal, aber achtet auf die Krallen!“
Die drei kamen nicht weit. Plötzlich hörten sie Schritte hinter sich. Ein Trupp Polizisten, ausgerüstet mit Fackeln und Krummschwertern, strömte auf den Platz. Der Hauptmann deutete auf die Kinder und rief: „Stehen bleiben!“
„Ich glaube, jetzt haben wir ein Problem!“, flüsterte Julian.
Der Hauptmann, ein Hüne mit breiten Schultern und kahl rasiertem Schädel, kam auf das Trio zu, riss Kim die Katze aus den Händen und beäugte sie im Lichtschein einer Fackel.
„Tatsächlich, es ist Kija, die heilige Katze der Pharaonin!“, stieß er hervor. „Ich danke Bastet, dass wir sie gefunden haben!“ Er übergab das Tier einem der Männer und wandte sich nun wieder an die Freunde. „Ihr habt die Katze der Pharaonin geraubt. Das wird euch teuer zu stehen kommen“, zischte der Hauptmann.
„Nein, so war es nicht“, wagte Julian zu widersprechen. „Wir haben die Katze doch …“
„Schweig!“, herrschte der Hauptmann ihn an. „Wir schaffen euch zur göttlichen Hatschepsut. Sie soll selbst über euch richten.“ Er lächelte dünn. „Wobei ich mir bei einem solchen Vergehen nur die Todesstrafe vorstellen kann.“
Audienz bei einer Göttin
Die Polizisten nahmen das Trio in die Mitte und trieben es auf den Palast zu.
„Die Katze der Königin“, flüsterte Leon. „Wenn ich das gewusst hätte …“
„Was dann?“, fragte Kim ebenso leise. „Hättest du sie dem Typ mit dem Dolch überlassen wollen?“
„Nein“, erwiderte Leon kleinlaut. „Aber wegen dieser Katze stecken wir jetzt echt in der Patsche.“
„Nur Mut“, meldete sich Julian zu Wort. „Vielleicht können wir Hatschepsut davon überzeugen, dass wir ihrer Kija das Leben gerettet haben!“
Seine Freunde schwiegen bedrückt. Inzwischen hatten sie den äußeren
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