Die Zeitdetektive 03 - Das Grab des Dschingis Khan
sich die Schläfen. „Vielleicht waren diese Karren ja nur kaputt. Und mit den anderen sind sie weitergefahren.“
Niemand sagte etwas. Julian spürte, dass ihm keiner Glauben schenkte. Er konnte es seinen Freunden nicht verübeln. Denn er selbst fand seine Theorie auch wenig überzeugend.
Nach einer Weile wandte sich Tscha wortlos um und begann, die direkte Umgebung zu untersuchen. Plötzlich bückte sie sich.
„Kommt mal her!“, rief sie.
Als die Freunde neben ihr standen, sagte sie: „Seht euch das an!“
Nun beugte sich auch Leon hinab. Ein dunkler Fleck zeichnete sich deutlich auf dem Stein ab.
„Ist das Blut?“, fragte er Tscha.
Sie nickte. „Da vorn ist noch ein Tropfen. Und da noch einer.“
Eine dunkle Spur kleinerer und größerer dunkler Kreise führte zu einer Höhle.
„Oh mein Gott“, entfuhr es Leon, als sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Überall lagen tote Tiere herum. Pferde, Kamele, Schafe.
„Die Menschen“, stieß Kim hervor. „Wo sind die ganzen Menschen?“
Wieder herrschte Schweigen. Eine unheimliche Stille hatte sich über alles gelegt. Entsetzt sank Kim auf die Knie. Kija lief zu ihr und stupste sie an. Gedankenverloren nahm Kim sie auf den Arm und begann, sie mechanisch zu streicheln. Dabei spürte sie, dass ihre Hände zitterten. Kija maunzte leise und sah Kim mit ihren geheimnisvollen Augen an.
„Ein Albtraum“, flüsterte Kim. „Das alles kommt mir vor wie ein einziger Albtraum.“
„Es ist nicht gesagt, dass die Diener und Soldaten alle tot sind“, sagte Julian, der sich immer noch gegen die grausige Vorstellung wehrte. „Und es ist auch nicht gesagt, dass der Khan hier bestattet wurde.“
Leon gab sich einen Ruck. Es machte keinen Sinn, sich Vermutungen hinzugeben. Sie brauchten Fakten.
„Lasst uns noch einmal die Reste der Karren anschauen“, schlug er vor. „Den Leichenwagen müssten wir eigentlich wieder erkennen.“
„Ja, wenn Qutula auch diesen Karren verbrennen ließ, haben wir Gewissheit, dass der Khan wirklich heute Nacht beerdigt wurde“, führte Kim den Gedanken zu Ende.
Wenig später gab es keine Zweifel mehr. In den verkohlten Trümmern stießen die Freunde auf Reste der gewaltigen Räder des Karrens, auf dem der tote Khan transportiert worden war.
„Er ist wirklich hier bestattet worden“, wisperte Kim. Ihr Blick schweifte über das Bergland. „Aber wo genau?“
„Bestimmt in einer der Höhlen“, vermutete Julian.
Kim lachte gequält auf. „Wahrscheinlich. Aber in welcher? Hier gibt es viele Höhlen!“
Julian zuckte mit den Schultern. „Qutula wird keinen Wegweiser gemalt haben. Mich interessiert aber noch mehr, was aus ihm, den Dienern und den Soldaten geworden ist.“
„Sie sind spurlos verschwunden“, stellte Leon fest. „Sie können tot sein, aber ebenso gut am Leben.“ Tief in seinem Inneren war er froh, dass sie keine Gewissheit über das Schicksal von Qutula und seinen Männern hatten.
„Sie sind tot“, wiederholte Tscha. „Qutula hat es doch angekündigt!“
„Wir wissen es aber nicht genau, verdammt noch mal!“, brüllte Leon unvermittelt.
Tscha blickte ihn erschrocken an. „Ist ja schon gut“, sagte sie schnell.
Leon hob die Hände. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht anschreien. Aber wir sollten uns darauf konzentrieren, was wir wirklich sehen – und nicht darauf, was wir ahnen. Sonst werden wir noch verrückt!“
„Du hast Recht“, stimmte Kim ihm zu. „Bleiben wir bei den Fakten. Wir müssen davon ausgehen, dass der Khan irgendwo hier beerdigt wurde. Wir sollten das Grab suchen!“
Julian kaute auf seiner Unterlippe. „Und wo, bitte schön, willst du anfangen?“
„Das weiß ich auch noch nicht“, erwiderte Kim. „Aber ich will es wenigstens versuchen.“ Sie trat dicht an Julian heran und flüsterte ihm ins Ohr: „Deswegen sind wir schließlich hier, oder?“
Julian nickte.
Tscha baute sich vor Kim auf. Ihre Augen funkelten, als sie fragte: „Warum willst du das tun? Du darfst die Ruhe der Toten nicht stören! Das bringt Unglück über uns alle!“
Kim lächelte sie versöhnlich an. „Das habe ich nicht vor. Aber was ist, wenn Qutula doch nicht tot ist und die Schätze des Khans gestohlen hat? Was ist, wenn der Schamane das Grab entweiht hat? Sollten wir das nicht überprüfen?“
Tscha spielte nervös mit ihren Haaren. Offensichtlich focht sie in ihrem Inneren einen schweren Kampf mit sich aus.
„Also gut“, sagte sie schließlich. „Ich bleibe bei
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