Die Zeitdetektive 03 - Das Grab des Dschingis Khan
völlig zerstritten waren. Tedmudschin sammelte neue Männer um sich und schaltete die regionalen Herrscher nacheinander aus. Bis 1206 hatte er die turkmongolischen Steppenvölker Zentralasiens unter dem Namen Mongchol (Mongolen) vereint. Diese etwa 30 vereinten Völker (etwa zwei Millionen Menschen) erhoben ihn 1206 auf einer Art Reichstag zum Herrscher und verliehen ihm den Titel Dschingis Khan .
Die Gesellschaft wurde jetzt gründlich umorganisiert. Dschingis Khan schuf einen für die damalige Zeit modernen, straff organisierten Militärapparat. Auch führte der Khan ein hartes Strafrecht ein.
Mit seinem enorm schlagkräftigen Heer, dem bis zu 150000 Männer angehörten, unterwarf der Khan zwischen 1206 und 1209 nacheinander die Völker im Norden und die Tanguten im Süden. 1211 fiel er in China ein und eroberte 1215 Peking. 1218 unterwarf er das Kara-Khitai-Reich am Balchasch-See. Um 1220 errang er den Sieg über Mohammed Schah von Choresmien und eroberte damit das Land Transoxanien (heute das Gebiet um Samarkand und Persien). 1223 besiegte der Khan Südrussland. Der Khan war jetzt einer der erfolgreichsten Eroberer der Weltgeschichte.
Sein militärischer Erfolg beruhte zum einen auf der Beweglichkeit seiner Reiterarmee und zum anderen auf seinem strategischen Geschick. Er griff nie an, ohne sich vorher sorgfältig auf die Schlacht vorzubereiten. Außerdem war er sehr listig und ließ den Gegner meistens im Unklaren über die wirkliche Stärke seiner Armee.
Im Jahr 1226 brach das Heer des Khans erneut zu einem Feldzug gegen die Tanguten auf, die sich wieder erhoben hatten. Es sollte der letzte Feldzug des Khans werden. Über den Tod des Khans am 18. August 1227 gibt es unterschiedliche Darstellungen. Die „Geheime Geschichte“ berichtet, dass der Khan während des Feldzugs gegen die Tanguten im Ordos-Gebiet an den Folgen eines Sturzes vom Pferd starb. Dieser Sturz habe sich jedoch bereits ein Jahr zuvor ereignet. Immer wieder sind Zweifel an dieser Darstellung aufgekommen – vor allem, weil Sturz und Todeszeitpunkt so weit auseinander liegen.
Walter Heissig, der renommierte deutsche Mongolist, berichtet von Chroniken aus dem 17. Jahrhundert, die den Tod des Khans in einem wenig rühmlichen Licht erscheinen lassen. Demnach sei er von der ausgesprochen attraktiven und „eidechsengleichen Frau Körbeldschin“ ermordet worden, nachdem der Khan deren Mann getötet hatte und Körbeldschin zwingen wollte, seine Frau zu werden.
Woran der Khan nun wirklich starb, wird sich vielleicht niemals klären lassen. Denn die Leiche des Khans wurde nie gefunden und sein Grab mit Unmengen an Gold und Edelsteinen nie entdeckt, obwohl es bisher hunderte von Expeditionen gegeben hat. Standesgemäß könnte sein Grab tatsächlich am heiligen Berg Burhan Chaldun liegen. Die Quellen, die das Ordos-Gebiet als Grabstätte annehmen (also dort, wo der Khan starb), sind nicht minder zahlreich. Denn der Tross mit der Leiche des Khans soll nach einigen Quellen in einem gewaltigen Unwetter stecken geblieben sein.
Einig sind sich die Quellen, dass der Khan zusammen mit 2000 Dienern und 800 Soldaten beerdigt worden ist. Alle, die wussten, wo das Grab lag, sollen getötet worden sein. Dieser Ort wurde Ikh Koring genannt – das große Tabu.
Der Khan galt als entschlossen und zielstrebig, war aber nicht starrköpfig, sondern schätzte auch den Rat anderer. Er erwies sich als geschickter Herrscher, dessen Untertanen seine Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Großzügigkeit lobten.
Auf der anderen Seite war Dschingis Khan ein gefürchteter Eroberer. Er war grausam gegenüber allen, die sich ihm widersetzten. Seine politischen Ziele setzte er mit brutaler Gewalt und unerbittlicher Grausamkeit durch. Ein Zitat, das dem Khan zugeschrieben wird, verdeutlicht das:
„Das höchste Glück des Mannes ist, seine Feinde zu zerschlagen, sie vor sich herzujagen, ihnen allen Besitz zu entreißen, in Tränen die Wesen zu sehen, die ihnen teuer sind und ihre Frauen und Töchter in seine Arme zu drücken.“
Weitere Kostenlose Bücher