Die Zeitdetektive 03 - Das Grab des Dschingis Khan
beladen mit Säcken und Kisten. Die Tiere wurden am Eingang des Stollens festgebunden.
Qutula deutete eine Verbeugung an. „Bitte sehr, hier ist er: der Schatz des Khans!“
Die Freunde sahen, wie Mangu die Hände zu Fäusten ballte.
„Das Wetter spielte mit“, fuhr Qutula fort. „Dieser furchtbare Regen stoppte uns. Mir kam das gerade recht. Zum Schein nahm ich Kontakt zu den Göttern und Geistern auf und ließ verkünden, dass der Khan hier im Ordos-Gebiet beerdigt werden wollte. Natürlich beugten wir uns dem Willen der Götter. Nachts ließ ich den Khan bestatten. Und wie es unsere Gesetze verlangen, folgten ihm seine Diener und Soldaten in den Tod. Zum Großteil sind sie in einer anderen Höhle bestattet. Aber ich sorgte dafür, dass einige am Leben blieben – nämlich ich und meine Getreuen hier. Und wir werden nun alle Spuren verwischen, die zu diesem Grab führen.“
„Daher die Zündschnur“, murmelte Julian.
„Du sagst es“, bestätigte der Schamane. „Wir werden das Grab mit dem fliegenden Feuer in die Luft jagen. So wird es niemand finden. Und vor allem wird niemand erfahren, dass ich die Schätze an mich genommen habe!“
„Dafür wird dich der Köke Tngri schwer bestrafen!“, rief Tscha wütend.
Qutula warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. „Keiner wird mich zur Rechenschaft ziehen. Denn ich bin es, der die Macht hat. Die Macht zu herrschen und die Macht zu richten! Und jetzt haben wir genug gequatscht. Wir werden die Zündschnur noch ein Stück weiter ausrollen, uns in Sicherheit bringen und dann Feuer an die Lunte legen!“
Julian atmete auf. Wenigstens kamen sie hier raus! Er machte einen Schritt nach vorn.
„Halt, ihr bleibt hier! Zurück mit euch in den Stollen!“, ordnete der Schamane an. Er begann mehrere Fackeln zu entzünden.
Julian wurde blass. Das würde ihren sicheren Tod bedeuten! Er warf Hilfe suchende Blicke auf seine Freunde. Aber die wussten offenbar auch nicht, was sie tun sollten.
Qutula verteilte an drei seiner Männer Fackeln.
„Bringt Mangu und seine Freunde ein Stück tiefer in den Stollen hinein. Sie sollen ihrem Khan ganz nah sein, wenn das fliegende Feuer seine ganze Kraft entfaltet!“ Er lachte irre.
Grob stießen Qutulas Männer Mangu und seine Krieger in den Gang. Dann packten sie Tscha und ihre Eltern und schließlich die Freunde.
„Wir müssen etwas unternehmen!“, wisperte Kim angsterfüllt. „Und wo ist überhaupt Kija?“
Die Katze war den Häschern entwischt und flitzte auf eines der reich beladenen Kamele zu, das wie die anderen Packtiere direkt vor dem Eingang des Stollens stand. Die Freunde sahen gerade noch, wie Kija dem Kamel ins Bein biss. Das Packtier brüllte auf und rannte los.
„Haltet es auf!“, schrie Qutula und machte Anstalten dem Kamel hinterherzustürmen.
„Was geschieht mit den Gefangenen?“, wollte einer seiner Männer wissen.
Qutula blieb stehen, war offenbar hin und her gerissen. Er schien zu überlegen.
Diesen Moment nutzte Mangu. Er sprang auf einen der Fackelträger zu und streckte ihn mit einem Faustschlag nieder. Auch in Mangus Männer kam Bewegung. Sie griffen den verdutzten Feind an und kämpften verbissen. Sie hatten nichts zu verlieren. Mangu entriss einem der Gegner den Säbel. Mit diesem in der einen, der Fackel in der anderen Hand rannte er auf Qutula zu.
„Kommt, Jungs, wir machen uns dünne!“, rief Kim und sauste an den Kämpfern vorbei Richtung Stollenausgang. Da tauchte auch Tscha mit ihrer Familie auf.
Unterdessen wogte der Kampf hin und her. Säbel blitzten, Schreie gellten.
Leon sah, dass Mangu den Schamanen erreicht hatte.
„Wartet, ich muss unbedingt wissen, wie das ausgeht!“, bremste er seine Freunde.
Mangu stand jetzt Qutula genau gegenüber. Die Männer umkreisten sich lauernd. Plötzlich bückte sich der Schamane und zog etwas aus seinem Stiefel. Es war ein winziger Dolch. Blitzschnell schleuderte Qutula ihn auf seinen Gegner. Der Dolch bohrte sich in Mangus Brust. Der Sklavenhändler brach röchelnd zusammen. Die Fackel glitt aus seiner Hand, fiel genau auf die Zündschnur und setzte diese in Brand. Zischend und mit einem atemberaubenden Tempo verschwand die Schnur im Stollen.
„Oh nein!“, schrie Qutula und wandte sich um. Schon wollte er zum Ausgang rennen. Doch Mangu hatte sich noch einmal aufgerappelt, hielt Qutula am Hosenbein fest und brachte ihn zu Fall. Der Säbel schepperte auf den steinigen Boden. Wild schlug und trat der Schamane um sich, aber
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