Die Zeitdetektive 03 - Das Grab des Dschingis Khan
um sie nicht unabsichtlich in Brand zu setzen.
Hinter dem Menschenhändler folgten Leon, Julian, Kim und Kija, dann Tscha mit ihrer Familie und schließlich Mangus Krieger.
Niemand sagte ein Wort, alle schlichen geduckt und leise durch das finstere, nur von Mangus Fackel erleuchtete Labyrinth und achteten auf jedes noch so geringe Geräusch.
Nach einer Viertelstunde hob der Sklavenhändler die Hand. Alle blieben stehen. Vor ihnen fiel ein Streifen Tageslicht in den Gang, und jeder wusste, dass sie das Ende des Stollens erreicht hatten. Der Sklavenhändler bedeutete ihnen, hier zu warten. Dann wagte er sich auf Zehenspitzen ein Stück vor und verschwand hinter einer Ecke.
Kurz darauf tauchte er wieder auf und winkte die anderen heran. Gleichzeitig zog er seinen Säbel.
„Der Stollen ist hier zu Ende. Die Zündschnur führt ins Freie. Aber ich kann niemanden entdecken. Wir gehen jetzt raus“, flüsterte der Sklavenhändler und befahl seinen Männern, ebenfalls die Waffen zu ziehen.
Hoffentlich geht das gut, dachte Julian bei sich. Was würde sie erwarten? Ein Kampf? Vielleicht bot ein Kampf aber auch die Chance zur Flucht …
Mit einem mulmigen Gefühl setzte er einen Fuß vor den anderen.
Das Tageslicht nahm zu und blendete ihn. Dann traten sie aus dem Stollen. Nachdem sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sahen sie das gewohnte Bild: Berge und dahinter das wogende Grasland der mongolischen Steppe, die sich bis zum Horizont erstreckte.
„Die Schnur führt zu diesen Steinen dort“, erkannte Mangu. Sein Blick jagte über die umliegenden Felsen, die einem Feind perfekte Deckung bieten konnten. Plötzlich wirkte der Sklavenhändler unsicher.
„Bleibt dicht zusammen“, ordnete er an. Dann ging er auf die Steine zu, zwischen denen die Zündschnur verschwand. Gerade, als der Sklavenhändler die Stelle erreichte, erschallte eine Stimme.
„Halt, oder du bist ein toter Mann!“
Plötzlich tauchten überall zwischen den Felsen Bogenschützen auf, die auf die Freunde, Mangu und die anderen angelegt hatten.
„Ach, du Schande“, entfuhr es Kim.
„Du sagst es. Wir sind umzingelt“, sagte Leon entsetzt.
„Das, das meine ich doch gar nicht“, stammelte Kim. „Seht mal den Kerl da ganz rechts!“
Jetzt erkannten ihn auch Leon und Julian: Dort stand Qutula, der Schamane, den Säbel des Khans in seinen Händen!
Laut rief er: „Lasst die Waffen fallen!“
Mangu reagierte nicht. Ungläubig starrte er auf Qutula. Ein Pfeil bohrte sich wenige Zentimeter vor seinen Stiefeln in den Boden.
Nun kam Bewegung in den Sklavenhändler. Murrend warf er seinen Säbel weg. Seine Männer taten es ihm gleich.
„So sieht man sich wieder“, sagte Qutula lachend und kam auf die Freunde zu. „Ihr seid geflohen, ihr habt euch meinen Befehlen widersetzt. Dabei wäre es eure Aufgabe gewesen, den Khan ins Jenseits zu begleiten. Aber das werden wir gleich nachholen. Der Khan soll auf eure Begleitung keinesfalls verzichten müssen.“
Kim sah den Schamanen verächtlich an. „Und was wäre eigentlich deine Aufgabe gewesen? Doch sicher nicht, die Schätze des Khans zu rauben!“
„Nimm dich in Acht“, giftete Qutula und hob den Säbel.
„Die Kleine hat ganz Recht“, meldete sich Mangu zu Wort. „Das Grab wurde geplündert! Und dahinter steckst du!“
„Was regst du dich auf?“, rief Qutula. „Was hast du hier gesucht, wenn nicht die Schätze des Khans? Du bist nicht besser als ich. Ich bin dir nur zuvorgekommen!“
Der Schamane flüsterte einem seiner Männer etwas zu. Der nickte und verschwand.
„Ich hatte nie vor, den Khan in seine Heimat zu bringen“, erklärte Qutula. „Was für ein Risiko, was für ein ungeheuerlicher Aufwand! Und was für eine Verschwendung! Das schöne Gold, die schönen Edelsteine – all das wäre nutzlos in einem Grab verschwunden.“ Er blickte versonnen auf den blitzenden Säbel in seinen Händen. „Und diese einzigartige Waffe, gefertigt von einem Meisterschmied, geweiht von einem Schamanen. Hätte auch sie in einem feuchten, modernden Grab verschwinden sollen?“ Der Schamane blickte fragend in die Runde. „Nein, auch das wäre eine Verschwendung“, beantwortete er die Frage dann selbst. „Sie gehört in die Hände eines Mannes, der würdig ist, sie zu führen.“
„Und derjenige bist natürlich du“, sagte Kim zum Glück so leise, dass sie niemand hörte.
Jetzt tauchte Qutulas Krieger wieder auf. Er führte eine kleine Karawane von Packtieren heran: Kamele,
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