Die Zeitensegler
Puzzleteile durch seinen Kopf. Noch immer ergab sich kein Bild, kein Sinn.
Endlich beendete das Schiff seine Fahrt und trieb ruhig auf dem Meer.
Zu gern hätte Simon jetzt sein Versteck verlassen. Doch er traute sich nicht. Der Schattengreifer konnte jeden Augenblick wieder auf dem Deck erscheinen. Also musste er sich wiedermit dem begnügen, was er durch die Spalten zwischen den Kistenbrettern zu sehen bekam.
Und tatsächlich: Die Krähen im Mast ließen ihre markerschütternden Schreie hören und in diesem Moment öffnete sich die Kajütentür und der Schattengreifer betrat das Deck.
Simon erschauerte erneut beim Anblick dieser Gestalt. Selbst jetzt, im grellen Tageslicht, büßte der Schattengreifer nichts von seiner düsteren Wirkung ein. Übergroß und mächtig stand die gespenstische Kreatur auf dem Deck und war sich ihrer Angst einflößenden Wirkung nur allzu deutlich bewusst.
Ein kurzer Wink mit einem dieser schrecklichen Knochenfinger genügte. Schon versammelten sich die Zeitenkrieger um ihn herum.
Dieses Mal waren keine Worte mehr nötig. Der Schattengreifer nickte Basrar nur kurz zu und im nächsten Moment kniete sich der Karthager zusammen mit Moon auf das Schiffsdeck. Sie umfassten mit ihren Händen den Ring der Bodenluke und zogen unter größter Anstrengung den riesigen Lukendeckel nach oben.
Sofort verstärkte sich das Vibrieren im Inneren des Schiffes.
Ein weiteres Kopfnicken des Schattengreifers ließ die fünf Zeitenkrieger zu einem dicken Tau an der Backbordseite eilen. Wie an einem Flaschenzug zog sich das Tau von der Kajütenseite über einen Querbalken am vorderen Mast in den Boden des Schiffsdecks hinein. Auf ein letztes Kopfnicken des Schattengreifers hin begannen die fünf nun, unter größter Kraftanstrengung daran zu ziehen, und sie bewegten das Tau auf diese Weise Stück um Stück. Simon hörte Zahnräder laut krachend ineinandergreifen und das Vibrieren im Schiffsrumpf nahm weiter zu.
Es bestand kein Zweifel: Die Jugendlichen holten die Maschine hervor, die Zeitmaschine des Schattengreifers!
Simon schlug das Herz bis zum Hals. Er presste die Stirn so sehr gegen die Kistenwand, dass es schmerzte. Der Schattengreifer stand mit dem Rücken zu ihm auf dem Deck und beobachtete regungslos das Geschehen.
Simon hielt es jetzt nicht mehr aus. Wenigstens für einen Moment wollte er mehr zu sehen bekommen als nur diesen winzigen Ausschnitt zwischen den Brettern. Er wollte – nein, er musste – die Maschine sehen!
Vorsichtig hob er den Deckel an. Ein winziges Stück nur, aber doch so viel, dass er herausschauen konnte. Ihm war bewusst, welches Wagnis er einging. Nur eine kurze Drehung des Schattengreifers und er würde entdeckt sein.
Er zwang sich dazu, nicht weiter darüber nachzudenken. Stattdessen hielt er seinen Blick angestrengt auf die Bodenluke gerichtet, wo nun ein erstes Funkeln und Schimmern zu sehen war.
Das Vibrieren verstärkte sich mehr und mehr. Die Krähen schrien auf. Simon hielt den Blick starr auf die Luke gerichtet – und endlich zeigte sich etwas.
Golden schimmerte es in der Sonne und mit dem nächsten Ruck der Jugendlichen am Tau konnte Simon ein erstes Detail der Maschine erspähen. Ein goldenes, halbrundes Teil von der Größe eines Türbogens. Eines war klar: Diese Maschine musste riesig sein!
Simon streckte sich noch ein Stück in die Höhe und hob so den Deckel der Kiste etwas weiter an – als plötzlich eines der uralten Holzscharniere laut knarrte und der Schattengreifer sich blitzschnell umwandte.
Zu Tode erschrocken duckte sich Simon in seine Kiste und hielt den Atem an. Jetzt! Jetzt würde der Schattengreifer ihn entdecken.
Simon verharrte in dieser zusammengekrümmten Haltung. Doch nichts geschah. Nicht einmal Schritte waren zu hören. Dabei musste ihn der Schattengreifer doch gesehen haben!
Simon kauerte sich noch mehr zusammen und wartete darauf, dass der Deckel angehoben wurde.
Doch in diesem Moment ging etwas mit dem gesamten Schiff vor sich. Erst schwankte es heftig, so als habe abermals ein Stoß den Seelensammler an der Seite getroffen. Aber anders als zuvor brach jetzt unvermittelt ein heftiger Sturm über dem Schiff los. Der Wind heulte ohrenbetäubend um das Schiff und um Simons Versteck. Wasser strömte zu allen Seiten in die Kiste herein.
Das Schiffsdeck musste binnen Sekunden völlig überflutet sein. Das Meer schlug offenbar schon meterhohe Wellen!
Ängstlich verharrte Simon in seiner Kauerstellung. Das kalte Wasser kroch ihm
Weitere Kostenlose Bücher